Kommentar zum Tierwohl-RankingDie meisten Labels verwirren nur - dieses ist eine Ausnahme
Im Label-Dschungel ist es schwer, den Überblick zu behalten. Ein unabhängiges Tierwohl-Ranking wie bei Lidl ist deshalb gut und sollte zur Norm werden.
Letztens stand ich vor dem Kühlregal eines grossen Schweizer Detailhändlers und starrte auf Packungen mit Reibkäse. Auf den ersten Blick sahen sie völlig identisch aus. Nur preislich unterschieden sie sich markant. Auf den zweiten Blick stellte ich fest, dass die Reibkäsepackungen zwar zum Teil die gleiche Marke, aber ein anderes Qualitätslabel hatten. Und auch alle ein bisschen ein anderes Gewicht, wohl um den Preisvergleich noch schwieriger zu machen. Doch wofür genau gibt man da überhaupt mehr Geld aus? Und steckt beispielsweise hinter dem Aufdruck «Bio» wirklich das, was ich mit bio verbinde?
Einheitliches Ranking schadet Marketingversprechen
Diese Frage stelle ich mir regelmässig, wenn ich im Supermarkt vor dem Fleischregal stehe. Denn kein Produkt bringt man mehr mit der Frage nach dem Tierwohl in Verbindung. Entsprechend positiv ist es, dass Lidl auf seinen Produkten die unabhängige labelübergreifende Tierwohl-Bewertungsskala von sehr gut (A) bis sehr schlecht (D) des Schweizer Tierschutzes abdruckt – auch wenn sich dadurch zeigt, dass im Lidl-Sortiment in puncto Tierschutz noch viel Luft nach oben besteht. Andere Detailhändler machen dies nicht oder setzen auf ein eigenes Bewertungssystem. So aber wird dem Label-Wildwuchs nie Einhalt geboten.
Eigentlich sollte sich der Detailhandel gemeinsam zu einem einheitlichen Ranking verpflichten. Doch das wollen die wenigsten. Sonst geht auch die ganze Marketingwelt, mit der ein Stück Fleisch aus der Stallhaltung zur glücklichen Kuh von nebenan verklärt wird, nicht mehr auf. Denn es wäre doch unangenehm, wenn auf der Verpackung dieser «glücklichen Kuh von der grünen Wiese» die schlechteste Tierwohlkategorie D steht.
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