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LiveTicker zur Briten-Wahl
Konservative setzen auf Schadensbegrenzung

Schlechtestes Wahlergebnis für Tories in der Geschichte

Die regierenden Konservativen dürften das schlechteste Ergebnis in ihrer fast 200-jährigen Geschichte eingefahren haben. Laut einer nach Schliessung der Wahllokale veröffentlichen Prognose kämen die Tories auf nur 131 der 650 Sitze im Unterhaus, so wenig wie noch nie.

Labour holt Wahlsieg in Grossbritannien

Bei den britischen Unterhauswahlen vom Donnerstag hat die Konservative Partei eine katastrophale Niederlage erlitten. Die Labour Party, die Partei der linken Mitte auf der Insel, soll bereits am Freitag die Regierung übernehmen im Vereinigten Königreich.

Die nach Schliessung der Wahllokale um 23 Uhr MESZ veröffentlichten Hochrechungen der britischen Fernsehanstalten gaben Labour 410 der 650 Unterhaussitze und den Tories nur noch 131 Sitze. Damit hätte die Labour Party ihre Sitzzahl gegenüber den Wahlen von 2019 praktisch verdoppelt und im neuen Parlament nahezu eine Zweidrittel-Mehrheit erreicht.

So sich die Exit Polls bestätigen, hat die zuletzt von Rishi Sunak geführte Konservative Partei, die 14 Jahre lang die Regierung stellte, damit eine der schlimmsten Niederlagen ihrer Geschichte erlebt. Sunak wird noch am Freitag sein Amt als Premierminister abgeben müssen. Er hatte im Mai, auf einem Tiefpunkt seiner Popularität, selbst die eigene Partei mit seiner unerwarteten Ausrufung der Wahlen schockiert.

An seine Stelle wird nun, als neuer Regierungschef für die Labour Party, deren Vorsitzender Sir Keir Starmer treten. Starmer darf erwarten, ebenfalls am Freitag von König Charles III. zum Premier ernannt zu werden und in No 10 Downing Street einzuziehen. Eine Ablösung dieser Art wird in London meist sehr schnell vollzogen, weil im Normalfall keine Koalitionen erforderlich sind.

Bei der Labour Party wurde bereits früh in der Nacht gefeiert. Den Hochrechnungen zufolge erzielte Labour ein Rekordergebnis. In allen Teilen des Landes fielen der Partei neue Wahlkreise zu.

Die Konservativen, die bei den letzten Wahlen, im Dezember 2019, unter Boris Johnson noch auf 365 Sitze gekommen waren, werden nun offenbar mit kaum mehr als einem Drittel dieser Mandate auskommen müssen. Der Partei wurde ein bitterer interner Machtkampf und von manchen Beobachtern sogar die baldige Spaltung vorausgesagt.

Von den kleineren Parteien nahmen auch die Liberaldemokraten, eine gemässigt-progressive Partei, den Tories reihenweise Stimmen und Wahlkreise ab. Sie erhöhten laut Exit Polls ihre Sitzzahl von elf auf 61.

Der rechtspopulistischen Partei Reform UK – der früheren Brexit Party – sagten die Hochrechnungen 13 Sitze voraus. Das wäre erheblich mehr, als man erwartet hatte. Die Partei wird vom Alt-Brexiteer Nigel Farage geführt, der sich Donald Trump eng verbunden fühlt.

Nur zwei Sitze soll die Partei der britischen Grünen verbucht haben. Die Schottische Nationalpartei (SNP), die immer nur in Schottland antritt, verlor ihrerseits erheblich. Ihr gaben die Hochrechnungen nur noch 10 Mandate statt 48. Die SNP hat in den letzten Jahren viel an Wählersympathien verloren, insbesondere nachdem die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon und ihr Mann verhaftet wurden im Zusammenhang mit möglichem Finanzbetrug. (P.N.)

Prognose: Erdrutschsieg für Labour – Sunak abgestraft

Die Labour-Partei von Keir Starmer hat die Parlamentswahl in Grossbritannien einer Prognose zufolge klar gewonnen. Der 61-Jährige dürfte damit Nachfolger von Premierminister Rishi Sunak werden, dessen Konservative Partei eine schwere Niederlage erlitt.

Laut Prognose erhält die Labour-Partei 410 der 650 Sitze. Die Konservativen kommen auf 131. Bis zur Auszählung aller Stimmen dürfte es noch Stunden dauern, BBC sieht die Wahrscheinlichkeit, dass Labour das absolute Mehr holt, aber bereits bei nahezu 100 Prozent. Die 14 Jahre währende Dominanz der konservativen Tories ist damit zu Ende.

Überraschend ist das prognostizierte Ergebnis nicht: Umfragen sagen seit Langem einen deutlichen Sieg der Sozialdemokraten voraus. Im Wahlkampf konnte Sunak, dessen Partei mit Pannen und einem Skandal um illegale Wetten zum Wahltermin zu kämpfen hatte, kaum aufholen.

Der Regierungswechsel wird in Grossbritannien rasch vollzogen. Sobald das amtliche Endergebnis feststeht, kommt es zur Machtübergabe. Schon im Laufe des Freitags dürfte Starmer von König Charles III. mit der Regierungsbildung beauftragt werden und anschliessend bei einer Rede in der Downing Street seine Vision für Grossbritannien darlegen.

Britain's opposition Labour Party leader Keir Starmer and his wife Victoria arrive to cast their votes at a polling station in London on July 4, 2024 as Britain holds a general election. (Photo by Paul ELLIS / AFP)

Britische Ex-Premierministerin May wird ins Oberhaus berufen

Die frühere britische Premierministerin Theresa May sitzt künftig im Oberhaus (House of Lords). Das teilte die britische Regierung mit. Der König habe gnädig seine Absicht bekundet, den folgenden Personen Adelstitel auf Lebenszeit zu verleihen, hiess es in der Mitteilung. Dann folgten die Namen verschiedener früherer Regierungsmitglieder, Abgeordneter und Mitarbeiter.

Welchen Titel May tragen wird, war zunächst nicht bekannt. Ihr Vorgänger David Cameron war im vergangenen Jahr ins Oberhaus berufen worden, als ihn Rishi Sunak zum Aussenminister in seinem Kabinett machte. Er darf sich seitdem Lord Cameron of Chipping Norton nennen.

Britain's former Prime Minister Theresa May sits on Centre Court ahead of the second round matches on the third day of the 2024 Wimbledon Championships at The All England Lawn Tennis and Croquet Club in Wimbledon, southwest London, on July 3, 2024. (Photo by HENRY NICHOLLS / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE

May war erst die zweite Frau nach Margaret Thatcher (regierte 1979 – 1990), die an der Spitze der britischen Regierung gestanden hatte. Mays Regierungszeit stand ganz im Zeichen der Verhandlungen mit Brüssel über den EU-Austritt ihres Landes.

Sie musste 2019 zurücktreten, nachdem sie mehrfach mit ihrem Brexit-Abkommen im Unterhaus gescheitert war. May wurde von ihrem Parteikollegen Boris Johnson beerbt, der massgeblich an ihrem Sturz beteiligt war. Politisch überlebte sie ihn als Abgeordnete auf den Hinterbänken jedoch schliesslich.

Ausgangslage: Sunak droht schwere Niederlage

Grossbritannien steuert auf einen Regierungswechsel zu: Premierminister Rishi Sunak und seiner Konservativen Partei droht bei der Parlamentswahl eine historische Niederlage. Meinungsforscher erwarten, dass die sozialdemokratische Labour-Partei einen deutlichen Sieg einfährt.

Millionen Menschen können bis zur Schliessung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MESZ) ihre Stimme abgeben. Danach wird eine Prognose erwartet. Die konservativen Tories regieren seit 14 Jahren im Vereinigten Königreich. Nun könnte es zum politischen Umbruch kommen.

Projektionen sagen Labour mehr als 400 der 650 Mandate im Unterhaus (House of Commons) voraus. Damit liegt die Partei auf Kurs, die grösste Mehrheit seit rund 190 Jahren zu erringen. Umfragen sehen Labour bei weniger als 40 Prozent der Stimmen. Im britischen Mehrheitswahlrecht gewinnt aber nur die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen den Wahlkreis. Alle übrigen Stimmen haben keine Auswirkung.

Ein weiterer Grund ist die wachsende Zustimmung für kleinere Parteien wie die Liberaldemokraten, die einigen Umfragen zufolge sogar die Konservativen als stärkste Oppositionsfraktion ablösen könnten, sowie die rechtspopulistische Partei Reform UK.

Die 650 Wahlkreise werden noch bis zum Freitagmorgen ausgezählt. Es gilt als möglich, dass Sunak als erster amtierender Premier seinen Wahlkreis – Richmond and Northallerton – verliert und den Wiedereinzug ins Parlament verpasst.

#DogsAtPollingStations: Tierische Wahl in Grossbritannien

Wahltag in Grossbritannien – das bedeutet auch: Zeigt her Eure Hunde. Unter dem Stichwort #DogsAtPollingStations (#HundeAnWahllokalen) werden in den sozialen Medien – wie schon in früheren Jahren – Fotos von Hunden vor Wahllokalen gepostet. Auch der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan beteiligte sich. In einem Video, das er bei X veröffentlichte, spielte Hund Luna die Hauptrolle.

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Khan ist Mitglied der Labour-Partei. Die Sozialdemokraten steuern allen Umfragen zufolge auf einen Wahlsieg zu. In diesem Fall würde Labour-Parteichef Keir Starmer den konservativen Amtsinhaber Rishi Sunak als Premierminister ablösen.

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Die Menschen in Grossbritannien gelten als besonders tierlieb. Politiker stellen keine Ausnahme dar, so hat auch Sunak einen Hund namens Nova. Sein Vor-Vorgänger Boris Johnson zeigt sich häufig mit Hund Dilyn. Der Vorsitzende des Unterhauses, Lindsay Hoyle, besitzt gleich mehrere Tiere, darunter einen Papagei namens Boris (Namensgeber ist natürlich Johnson) und die Schildkröte Maggie (nach Ex-Premierministerin Margaret Thatcher, die eine «harte Schale» hatte).

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Hintergrund für den Internet-Trend ist, dass in Grossbritannien am Wahltag keine politischen Botschaften in der Nähe von Wahllokalen ausgesandt werden dürfen. Seinen Hund am Wahllokal zu fotografieren, gilt daher als geschickt verpacktes Signal an Wählerinnen und Wähler, zur Wahl zu gehen und ihr Kreuz an der richtigen Stelle zu machen.

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Der wohl künftige Premierminister Starmer hat bisher keinen Hund – allerdings würden seine beiden Kinder im Teenageralter dafür werben, erzählte der 61-Jährige jüngst dem Sender «ITV». Die Familie besitzt aber eine Katze namens Jojo.

Der heimliche Herrscher der Downing Street ist seit 13,5 Jahren der Kater Larry. Das Tier hat sogar einen offiziellen Titel: «Chief Mouser to the Cabinet Office», oberster Mäusefänger. (DPA)

Sunak wählte am Morgen

Sunak gab schon kurz nach Öffnung der Wahllokale um 7.00 Uhr (Ortszeit, 8.00 Uhr MESZ) seine Stimme ab. In Begleitung seiner Ehefrau Akshata Murty erschien der 44-Jährige im Weiler Kirby Sigston in Nordengland und winkte den Fotografen zu. Es gilt als möglich, dass Sunak als erster amtierender Premier seinen Wahlkreis – Richmond and Northallerton – verliert und den Wiedereinzug ins Parlament verpasst.

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«Wählt die Konservativen, um eine Supermehrheit der Labour-Partei zu verhindern, die höhere Steuern für eine Generation bedeuten würde», schrieb Sunak bei X. Eine solche «Super-Mehrheit» gibt es im britischen Parlamentssystem nicht. Es ist gleich, ob eine Partei im Unterhaus eine Mehrheit von 20 oder 200 Sitzen hat.

Wahlberechtigt sind mehr als 46 Millionen Menschen, die jeweils eine Stimme haben. Es ist die erste Parlamentswahl, bei der ein offizieller Ausweis für die Stimmabgabe vorgezeigt werden muss. Gut 6,7 Millionen Menschen nutzten die Möglichkeit zur Briefwahl. (DPA)

«Es ist eine Wahl, die die Tories verlieren – und nicht eine, die Labour gewinnt»

«Wählt den Wechsel», schrieb Starmer auf der Plattform X. In seiner letzten Rede vor der Abstimmung betonte er, Grossbritannien könne sich fünf weitere Jahre mit konservativer Regierung nicht leisten. Unter seiner Führung werde das Land ein neues Kapitel aufschlagen. Starmer kam am Vormittag an seinem Wohnort in Nordlondon zur Stimmabgabe, gemeinsam mit Ehefrau Victoria.

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Projektionen sagen Labour weit mehr als 400 der 650 Mandate im Unterhaus (House of Commons) voraus. Damit liegt die Partei auf Kurs, die grösste Mehrheit seit rund 190 Jahren zu erringen.

Dabei ist Labour gar nicht so sehr beliebt. «Es ist eine Wahl, die die Tories verlieren – und nicht eine, die Labour gewinnt», sagte der Umfrageexperte John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow dem Portal «Politico». Umfragen sehen Labour bei weniger als 40 Prozent der Stimmen.

Im britischen Mehrheitswahlrecht gewinnt aber nur die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen den Wahlkreis. Alle übrigen Stimmen haben keine Auswirkung. (DPA)

Viele britische Zeitungen stellen sich hinter Labour – aber nicht alle

Labour will nach eigenen Angaben die Wirtschaft wieder auf Trab bringen, in die Infrastruktur investieren und Grossbritannien zu einer «Supermacht der sauberen Energie» machen. Die Partei gewann die Unterstützung grosser Teile der Geschäftswelt. Selbst traditionell konservative Zeitungen, darunter das Boulevardblatt «The Sun» von Rupert Murdoch, haben sich hinter die Partei gestellt. Der frühere Labour-Kandidat Douglas Beattie, der ein Buch über die Partei geschrieben hat, sagte, die «ruhige Stabilität» Starmers passe wohl gerade zur Stimmung im Land. (DPA)

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Die rechtsnationalistischen Boulevardblätter «Daily Mail» und «Daily Express» sprechen sich hingegen immer noch für die Tories respektive für Nigel Farages UK Reform aus.

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Wahl in Grossbritannien läuft – Labour steuert auf Sieg zu

Meinungsforscher erwarten einen haushohen Sieg der Labour-Partei, die bisher in der Opposition war.

Deren Chef Keir Starmer dürfte damit den bisherigen Premierminister Rishi Sunak in der Downing Street ablösen. Sunaks Konservative lagen zuletzt in Umfragen rund 20 Punkte hinter den Sozialdemokraten.

Die deutsche Tageszeitung taz titelt heute mit den Portraits der vergangenen fünf Premierministern: alles Angehörige der konservativen Tories.

Wahlberechtigt sind mehr als 46 Millionen Menschen, die jeweils eine Stimme haben. Alle Sitze im Unterhaus werden per Direktmandat vergeben. Dabei gewinnt stets die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise. Die absolute Mehrheit im Unterhaus (House of Commons) beträgt 326 Sitze.

Projektionen sagen Labour weit mehr als 400 Mandate voraus. Damit liegt die Partei auf Kurs, die grösste Mehrheit im Unterhaus seit rund 190 Jahren zu erzielen.

Experten betonten, die Konservativen seien nur noch auf Schadensbegrenzung aus. In stündlichen Posts warnte Sunak vor einer «Super-Mehrheit» für Labour, ohne weitreichende Kontrolle.

Eine solche «Super-Mehrheit» gibt es im britischen Parlamentssystem nicht. Es ist für die Gesetzgebung egal, ob eine Partei 20 oder 200 Sitze mehr hält als die anderen Kräfte zusammen. In stündlichen Posts auf X behauptete Sunak zudem, die Sozialdemokraten planten Steuererhöhungen auf breiter Fläche. Das stimmt nach Einschätzung von Kommentatoren nicht, Labour-Chef Starmer weist den Vorwurf zurück. (SDA)

Parlamentswahl in Grossbritannien hat begonnen

In Grossbritannien hat die Wahl zum Unterhaus des Parlaments begonnen, bei der ein deutlicher Sieg der oppositionellen Labour-Partei erwartet wird. Die Wahllokale öffneten am Donnerstag um 07.00 Uhr (Ortszeit; 08.00 Uhr MESZ). Kurz vor der Wahl prognostizierten die Meinungsforscher der Partei von Oppositionsführer Keir Starmer einen historischen Wahlsieg über die regierenden Tories von Premierminister Rishi Sunak: Labour könnte demnach auf 484 der insgesamt 650 Sitze im Londoner Unterhaus kommen und damit den Erdrutschsieg von 1997 unter dem damaligen Parteichef Tony Blair noch übertreffen.

Nach Jahren geprägt von Brexit, Corona, Wirtschaftskrise und jeder Menge Skandale scheinen die Wähler eine Veränderung herbeizusehnen. Die Briten erlebten in den 14 Jahren der Tory-Regierungen fünf konservative Premiers, 2022 waren es drei binnen vier Monaten.

A Labour Party leaflet hangs from a letter box near a polling station in Loughborough, central England, on July 4, 2024 as Britain holds a general election. Voters will cast ballots from 7:00 am (0600 GMT), with polls predicting that Labour will win its first general election since 2005 -- making its leader Keir Starmer prime minister. (Photo by Darren Staples / AFP)

Die Tories hatten vor allem einen Negativ-Wahlkampf geführt, vor Steuererhöhungen durch eine Labour-Regierung gewarnt und ein härteres Vorgehen hinsichtlich Migration und Sicherheit angekündigt. Dabei bekamen sie am Dienstag überraschende Unterstützung durch Ex-Premierminister Boris Johnson. Auf einer Versammlung in London forderte dieser die Partei auf, die prognostizierte Wahlniederlage nicht als «ausgemachte Sache» zu betrachten.

Labour-Chef Starmer warb für eine Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik, versprach ein langfristiges Wirtschaftswachstum und präsentierte sich vor allem als Diener des Landes. «Erst das Land, dann die Politik», betonte er immer wieder. Im Endspurt seines Wahlkampfs warb er noch einmal um Unterstützung für seine Partei: «Wenn Sie Veränderungen wollen, müssen Sie dafür stimmen», sagte Starmer am Mittwoch.

Die Wahllokale schliessen um 22.00 Uhr (Ortszeit, 23.00 Uhr MESZ). Um diese Uhrzeit verkünden Medien die Ergebnisse von Nachwahlbefragungen, die in der Regel ein ziemlich präzises Bild davon zeichnen, wie sich die wesentlichen Parteien geschlagen haben. Über Nacht werden nach und nach die Ergebnisse der 650 britischen Wahlbezirke eintreffen. (AFP)

Rechtspopulisten nehmen Konservativen viele Stimmen weg

Mit Spannung wird auch das Abschneiden der Liberaldemokraten erwartet, die manchen Berechnungen zufolge sogar Chancen haben, die Konservativen als grösste Oppositionsfraktion abzulösen. Die rechtspopulistische Partei Reform UK von Nigel Farage, der einst den Brexit massgeblich vorantrieb, dürfte erstmals ins Unterhaus einziehen. Experten rechnen damit, dass die ehemalige Brexit-Partei die Konservativen viele Stimmen am rechten Rand kostet.

epa11455063 Reform UK leader Nigel Farage wearing boxing gloves as he visits a boxing gym with British heavyweight boxer Derek Chisora (not seen) in Clacton, Britain, 03 July 2024. The UK is set to hold a general election on 04 July.  EPA/ANDY RAIN

Mit Schliessung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MESZ) wird eine Prognose erwartet. Die einzelnen Wahlkreise werden noch bis zum Freitagmorgen ausgezählt. König Charles III. beauftragt den neuen Premierminister am Freitag offiziell mit der Regierungsbildung. (DPA)

Labour-Chef kündigt «Zeitalter der Hoffnung» an

Der 61-Jährige Labour-Chef Keir Starmer kündigte ein «neues Zeitalter der Hoffnung und Chancen» an. «Dies ist eine grossartige Nation mit grenzenlosem Potenzial», sagte Starmer am Vorabend der Wahl. «Die Briten verdienen eine Regierung, die ihren Ambitionen entspricht. Heute haben wir die Chance, gemeinsam mit Labour mit dem Wiederaufbau Grossbritanniens zu beginnen.»

Gründe für den Niedergang der Konservativen gibt es viele. Vor allem haben zahlreiche Skandale und Affären, vor allem unter dem ehemaligen Premierminister Boris Johnson, das Vertrauen der Menschen in die Tory-Partei zerstört, die seit 14 Jahren regiert. (DPA)

Fünf Premierminister in acht Jahren

Personelle Stabilität gibt es in Grossbritannien seit Jahren nicht mehr. Sunak, seit Oktober 2022 im Amt, ist bereits der fünfte Premierminister seit dem Brexit-Referendum 2016. Auf mehreren Kabinettsposten gab es noch deutlich mehr Wechsel.

Britain's Prime Minister Rishi Sunak gestures during his final rally at Romsey Rugby Football Club as part of a Conservative general election campaign event in Hampshire, England, Wednesday July 3, 2024. (Claudia Greco/Pool Photo via AP)

Mit Schliessung der Wahllokale um 23.00 Uhr (MESZ) wird eine Prognose erwartet. Die einzelnen Wahlkreise werden noch bis zum Freitagmorgen ausgezählt. König Charles III. beauftragt den neuen Premierminister am Freitag offiziell mit der Regierungsbildung. (SDA)

The Sun: «Es ist Zeit für einen neuen Manager»

Mittlerweile haben sich auch viele Medien für Labour ausgesprochen. Zuletzt betonte die Boulevardzeitung «Sun», die vorwiegend konservative Positionen vertritt, Starmer müsse eine Chance erhalten.

Gründe für den Niedergang der Konservativen gibt es viele. Die Partei unterschätzte die Folgen des Brexits und schaffte es nicht, die mit dem EU-Austritt entstandenen wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Eine grosse Rolle spielen auch zahlreiche Skandale und Affären, vor allem unter dem ehemaligen Premierminister Boris Johnson. Dadurch wurde ebenso viel Vertrauen zerstört wie durch die chaotischen Wirtschaftspläne von Kurzzeit-Regierungschefin Liz Truss. Die Hypothekenzinsen für den Kauf von Immobilien stiegen stark und belasten noch heute viele Menschen. (SDA)

Konservative setzen auf Schadensbegrenzung

Arbeitsminister Mel Stride räumte im rechten Sender GB News ein, Labour steuere auf einen Erdrutschsieg zu, «wie ihn dieses Land wohl noch nie erlebt hat». Bei der sich abzeichnenden Pleite für die Tories dürften mehrere aktuelle Regierungsmitglieder ihre Mandate verlieren. Selbst Premier Sunak zittere um seinen Sitz, schrieb die Zeitung «Guardian». Der Wahlkreis des 44-Jährigen in Nordengland gilt eigentlich als sichere Bank der Konservativen. Es wäre das erste Mal in der Geschichte, dass ein amtierender Premier aus dem Unterhaus fliegt. In diesem Fall wird ausgeschlossen, dass Sunak den Parteivorsitz behält.

epa11338815 British Work and Pensions Secretary Mel Stride (R) poses with a tractor parked in front of Downing Street, as he arrives for a cabinet meeting of the British government in London, Britain, 14 May 2024. The tractor is displayed as part of a Farm to Fork summit taking place at 10 Downing Street on 14 May.  EPA/TOLGA AKMEN

Aber auch wenn der Noch-Regierungschef erneut ins Parlament einzieht, dürfte sich die Partei neu aufstellen. Mit dem moderaten Kabinettsmitglied Penny Mordaunt sowie den Hardlinern Kemi Badenoch, der Wirtschaftsministerin, und Suella Braverman, einst Innenministerin, laufen sich mehrere Kandidatinnen warm. Braverman betonte in einem Gastbeitrag für die Zeitung «Telegraph»: «Es ist vorbei, und wir müssen uns auf die Realität und Frustration der Opposition vorbereiten.»

Sunak zeigt sich kämpferisch. Wenn nur 130’000 schwankende Wahlberechtigte in rund 100 umkämpften Wahlkreisen ihre Stimme den Konservativen geben würden, sehe das Tory-Ergebnis schon anders aus, sagte er.

Allerdings deuteten die Aussagen des 44-Jährigen eher auf Schadensbegrenzung hin. Labour dürfe keine «Supermehrheit» bekommen, warnte Sunak. Im politischen System Grossbritanniens spielt aber keine Rolle, ob eine Partei 10 oder 200 Sitze Vorsprung im Parlament hat. (SDA)

Grossbritannien steht vor einer historischen Abstimmung

Bei der Parlamentswahl droht Premierminister Rishi Sunak und seiner Konservativen Partei eine heftige Niederlage. Neuer Regierungschef dürfte Keir Starmer von der Labour-Partei werden – darauf deuten alle Umfragen hin. Damit würden 14 Jahre konservativer Regierung enden. Die Wahllokale öffnen um 8.00 Uhr und schliessen um 23.00 Uhr (jeweils MESZ).

Das Meinungsforschungsinstitut Yougov errechnete, dass Labour die grösste Mehrheit für eine Partei seit dem Jahr 1832 erringt. Demnach würden die Sozialdemokraten auf 431 der 650 Sitze im Unterhaus (House of Common) kommen. Zuletzt waren es 202. Die Konservativen würden auf 102 Mandate einbrechen. «Was wir vor uns sehen, hat es in der britischen Politikgeschichte noch nie gegeben», sagte Yougov-Experte Patrick English dem Sender Sky News.

Starmer warb für einen Wechsel. Grossbritannien könne sich fünf weitere Jahre konservativer Regierung nicht leisten. Unter seiner Führung werde das Land ein neues Kapitel aufschlagen, kündigte der 61-Jährige an.

Labour Party leader Keir Starmer, center, arrives with First Minister of Wales Vaughan Gething, right, and and local parliamentary candidate for Carmarthenshire, Martha O'Neil, left, for a visit to the West Regwm Farm Events Venue in Whitland, Carmarthenshire, while on the General Election campaign trail, in Wales, Wednesday July 3, 2024. (Stefan Rousseau/PA via AP)

Mit Spannung wird auch das Abschneiden der Liberaldemokraten erwartet, die manchen Berechnungen zufolge sogar Chancen haben, die Konservativen als grösste Oppositionsfraktion abzulösen. Die rechtspopulistische Partei Reform UK von Nigel Farage, der einst den Brexit massgeblich vorantrieb, dürfte erstmals ins Unterhaus einziehen. Experten rechnen damit, dass die ehemalige Brexit-Partei die Konservativen viele Stimmen am rechten Rand kostet.

Wahlberechtigt sind mehr als 46 Millionen Menschen, die jeweils eine Stimme haben. Alle Sitze im Unterhaus werden per Direktmandat vergeben. Dabei gewinnt stets die Kandidatin oder der Kandidat mit den meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise. Die absolute Mehrheit im Unterhaus beträgt 326 Sitze. (SDA)

DPA/AFP/sme/anf