Differenzen um NeuorganisationThomas Heiniger tritt als Präsident des Roten Kreuzes zurück
Der ehemalige Zürcher Gesundheitsdirektor (FDP) stellt sein Amt als SRK-Präsident zur Verfügung. Er ist mit seinem zentralistischen Kurs gescheitert.
Thomas Heiniger tritt als Präsident des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) zurück. Grund sind unterschiedliche Vorstellungen zum weiteren Vorgehen. An der ordentlichen Rotkreuzversammlung im Juni 2022 soll die neue Präsidentin oder der neue Präsident gewählt werden.
Die interimistische Leitung übernimmt ein Dreierteam aus dem Rotkreuzrat, wie das SRK am Dienstag mitteilte. Heiniger war im Juni 2019 als SRK-Präsident gewählt worden. Er habe die humanitäre Organisation währen der Corona-Pandemie erfolgreich durch eine schwierige Zeit geführt.
Verschiedene Auffassungen über Zentralisierung
Diese Zeit sei auch geprägt gewesen von zunehmenden Diskussionen über das Rollenverständnis und die Zusammenarbeit zwischen den 24 Kantonalverbänden, den vier Rettungsorganisationen, der zentralen Geschäftsstelle und dem Rotkreuzrat als nationaler Vorstand.
Dazu gebe es innerhalb des SRK verschiedene Auffassungen zum zentralistischen versus föderalistischen Ansatz, heisst es in der Mitteilung. Aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen zum weiteren Vorgehen stelle Heiniger seine Funktion und Aufgabe als SRK-Präsident zur Neuordnung zur Verfügung.
Heiniger: «Es hat nicht gepasst»
Heiniger stellt sein Amt per sofort zur Verfügung, wie er auf Anfrage erklärt. Seine Amtsdauer wäre noch bis 2023 gelaufen. Worum genau ging es bei dem Konflikt? Den Ausschlag hätten nicht persönliche, sondern inhaltliche Differenzen gegeben, sagt der frühere FDP-Regierungsrat.
«Ein Abnützungskampf hilft niemandem und schadet letztlich der Organisation.»
Er habe im SRK zu den Verfechtern eines eher zentralistischen Kurses gehört. Wegen der unterschiedlichen Auffassungen in dieser Frage sei es zunehmend zu einer Blockade gekommen. «Es zeigte sich, dass sich meine Vorstellungen nicht durchsetzen liessen», sagt Heiniger. Und wenn man sich nicht finde, dann sei der Energieverlust mit der Zeit einfach zu gross. «Ein Abnützungskampf hilft niemandem und schadet letztlich der Organisation.»
Enttäuscht sei er nicht, sagt Heiniger. «Es hat einfach nicht gepasst.» Nach dem Rücktritt falle er aber «sicher nicht in ein Loch». Er habe ausserhalb des SRK noch einige andere Verpflichtungen.
Die ehemalige Zürcher CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer ist Teil des Dreierteams im Rotkreuzrat, das nun die interimistische Leitung übernimmt. Sie wollte sich auf Anfrage nicht weiter zum Abgang von Thomas Heiniger äussern. Sie selber hege keine Ambitionen fürs Präsidium. Aufgrund einer Amtszeitbeschränkung trete sie nächstes Jahr als Präsidentin des SRK Zürich zurück und stehe deshalb für eine Wiederwahl in den Rotkreuzrat 2023 nicht mehr zur Verfügung.
sda/mth
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