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Bluttest-Skandal in den USA
Theranos-Gründerin Holmes des Betrugs schuldig gesprochen

Elizabeth Holmes wurde jahrelang als Star des kalifornischen High-Tech-Zentrums Silicon Valley gefeiert. (3. Januar 2021)
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Die Gründerin der US-Bluttest-Firma Theranos, Elizabeth Holmes, ist von einer Jury des Betrugs schuldig befunden worden. Die heute 37-Jährige habe Investoren mit vorsätzlichen Falschbehauptungen über die Theranos-Technologie dazu verlockt, Gelder in ihr Unternehmen zu stecken, urteilten die Geschworenen in ihrer am Montagabend im kalifornischen San José verkündeten Entscheidung.

Das Strafmass gegen Holmes wird von dem Bundesgericht zu einem späteren Termin bekanntgegeben. Dem einstigen Star des Silicon Valley droht eine mehrjährige Haftstrafe. Allerdings wurde Holmes nur in vier der elf Anklagepunkte schuldig gesprochen. In den übrigen sieben Punkten wurde sie entweder freigesprochen – oder die Geschworenen wurden sich in ihren siebentägigen Beratungen nicht einig.

Der mehr als dreimonatige Prozess hatte in den USA grosse öffentliche Aufmerksamkeit erregt – nicht zuletzt deshalb, weil Holmes in den Augen einiger Beobachter eine Symbolfigur der High-Tech-Zentrums Silicon Valley ist. Kritiker sehen in ihr eine Firmenkultur nach dem Motto «fake it till you make it» verkörpert – übersetzbar in etwa als: «tue so, als ob, bis Du’s geschafft hast».

Holmes wurde durch Theranos zur Milliardärin

Die Geschichte von Elizabeth Holmes ist die Geschichte eines schwindelerregenden Aufstiegs – und eines dramatischen und tiefen Falls. Jahrelang wurde die Jungunternehmerin als Silicon-Valley-Pionierin gefeiert, mit ihrer vermeintlich revolutionären Bluttest-Technologie wurde sie zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der USA. Doch dann platzte die Blase: Recherchen deckten auf, dass ihre Testgeräte schlichtweg nicht funktionieren.

Holmes war gerade einmal 19 Jahre alt, als sie 2003 ihr Startup-Unternehmen Theranos gründete. Das Versprechen: Mit ein paar Tropfen Blut von der Fingerspitze und ihrer Technologie liessen sich dutzende Krankheiten bis hin zu Krebs und HIV diagnostizieren, viel schneller und billiger als in herkömmlichen Laboren. Holmes hatte als Kind furchtbare Angst vor den Spritzen zum Blutabnehmen – und kam so auf ihre Idee. Für ihr Startup schmiss sie ihr Studium an der kalifornischen Elite-Universität Stanford.

Die charismatische Firmengründerin wurde bald als Visionärin gefeiert und mit Apple-Gründer Steve Jobs verglichen – nicht nur wegen der schlichten schwarzen Rollkragenpullover, die sie ähnlich wie einst Jobs gerne trug. Schnell gewann Holmes prominente Unterstützer: Der frühere US-Aussenminister Henry Kissinger und der spätere Verteidigungsminister James Mattis zogen in den Verwaltungsrat ein, Medienmogul Rupert Murdoch investierte Millionen.

Theranos wurde zwischenzeitlich mit zehn Milliarden Dollar (nach heutigem Kurs rund 8,8 Milliarden Euro) bewertet, das Magazin «Forbes» schätzte Holmes› Vermögen 2014 auf 3,6 Milliarden Dollar. Es war dann ausgerechnet das zu Murdochs Medienimperium gehörende «Wall Street Journal», das die wundersamen Testgeräte 2015 als nutzlos entblösste.

«Holmes hat sich für Betrug entscheiden»

Der nach mehreren Verzögerungen im September gestartete Betrugsprozess gegen Holmes im kalifornischen San José drehte sich dann um eine zentrale Frage: Führte die Jungunternehmerin Investoren, Ärzte und Patienten gezielt hinters Licht, wohlwissend, dass ihre Technologie zum Scheitern verurteilt war? Oder glaubte sie ganz einfach trotz Rückschlägen unerschütterlich an den Erfolg ihrer Idee?

Für die Staatsanwaltschaft war der Fall klar. «Holmes hat sich für Betrug und gegen die Firmenpleite entscheiden, sie hat entschieden, unehrlich zu sein», sagte Staatsanwalt Jeff Schenk in seinem Schlussplädoyer. «Diese Entscheidung war nicht nur kaltschnäuzig, sie war kriminell.»

Holmes dagegen räumte zwar Fehler ein, beteuerte aber, das Unternehmen sei auf einem guten Weg gewesen, seine Ziele zu erreichen. «Frau Holmes glaubte daran, dass sie eine sehr schlüssige Technologie erfunden hatte, und sie glaubte, dass andere ausserhalb des Unternehmens diese Sicht teilten», sagte Holmes› Anwalt Kevin Downey.

Ex-Partner des Missbrauchs bezichtigt

Die Angeklagte machte ausserdem ihren Ex-Freund und früheren Geschäftspartner Ramesh «Sunny» Balwani für den Skandal verantwortlich. Er habe die Labors geleitet. Sie bezichtigte ihren fast 20 Jahre älteren Ex-Partner auch, sie während ihrer Beziehung sexuell missbraucht und immer wieder erniedrigt zu haben. Balwani, der die Vorwürfe zurückweist, soll in einem getrennten Verfahren der Prozess gemacht werden.

SDA/AFP