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Meinung

«The Palace» von Roman Polanski
Für diesen Film müsste man Polanski canceln

John Cleese (Mitte) als texanischer Geschäftsmann in der Satire «The Palace» von Roman Polanski.
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Gross angekündigt war Roman Polanski am Zurich Film Festival (ZFF) nie. Keine Medienmitteilung erwähnte, dass der umstrittene Regisseur für die Premiere von «The Palace» anreist. Er war bloss als «Special Guest» bei der Vorführung am Dienstag im Kino Corso aufgelistet. Es wäre sein erster Besuch am ZFF seit 2017 gewesen. Mit dem Festival verbindet den 90-Jährigen die schwierige Geschichte mit der Verhaftung im Jahr 2009.

Nun hat Polanski seinen Besuch abgesagt. Die Gründe kommentiert das ZFF nicht. 2014 verzichtete Polanski noch auf eine Teilnahme am Filmfestival in Locarno, weil sein Erscheinen zu «Kontroversen» führe. In Zürich herrscht jetzt Stille.

Umso greller kommt die Superreichen-Satire «The Palace» daher, die Polanski im und um das Hotel Palace in Gstaad gedreht hat, wo er auch ein Chalet besitzt. Mitproduziert hat die Komödie die Westschweizer Firma Cab Productions. Spielen tut das Ganze an Silvester 1999, als alle vom Millennium-Bug sprachen. Im Luxushotel finden sich verschiedene vermögende Spinner ein, vom Schönheitschirurgen bis zum 97-jährigen texanischen Geldsack mitsamt 22-jähriger Ehefrau.

Der Hotelmanager heisst Hansueli Kopf.

Dieser Amerikaner wird ausgerechnet vom ehemaligen Monty-Python-Mitglied John Cleese verkörpert, der ähnlich wie Roman Polanski zum Club der halb gecancelten Künstler gehört. «The Palace» möchte eine Parodie auf die Exzentrik von Reichen sein, aber angesichts dieses Schmierentheaters fragt man sich, ob man Roman Polanski nicht eigentlich wegen dieses Films canceln müsste.

Der Herr mit dem lustigen Hut heisst Herr Tell (Milan Peschel).

Diese Komödie ist ein Verbrechen. Sie langweilt mit Übertreibung und nervt mit ihrer Leere. Es wird gekichert, gekreischt, gelallt und grimassiert. Als Satire ist das etwa so scharf wie ein Riz Casimir: Ein Hund wird mit Kaviar gefüttert, und die Plutokraten sind allesamt empathieunfähige Exzentriker. Weil «The Palace» nichts zu sagen hat, muss der Film alles überzeichnen.

Mickey Rourke spielt Mr. Crush, mit Selbstbräuner und Spazierstock inklusive Goldknauf. Mit dem Champagnerkorken spickt er sich versehentlich die Perücke weg. Ansonsten schwankt er durch die Gänge. Der Hotelmanager heisst Hansueli Kopf, der Schweizer Banker Mr. Tell. Zum Geburtstag schenkt der Texaner seiner Frau einen Pinguin (der ist computeranimiert). Am Ende schunkeln Trychler über den Discoboden.

Was will Roman Polanski mit diesem Komödiantenstadl, dem Berner Oberland etwas zurückgeben? Falls ja, sollte man das Geschenk ablehnen. Bislang hat die Farce nicht einmal einen Filmstart in der Schweiz, abgesehen von den Vorführungen am ZFF.

Insofern ist es vielleicht besser, dass Polanski seine Satire nicht persönlich vorstellt. Man wünscht dem Regisseur von «Chinatown» einfach eines nicht: dass er mit diesem Film seine Karriere beendet.