Mountainbiker entlastetTeilsieg für Mathias Flückiger – aber noch ist er nicht alle Sorgen los
Ist der Berner doch kein Doper? Nach einem Entscheid der Disziplinarkammer von Swiss Olympic ist seine provisorische Sperre per sofort aufgehoben. Der Mountainbiker klagt an.
«Es waren die schlimmsten fünf Monate meines Lebens», lässt sich Mathias Flückiger in einer Mitteilung zitieren. Aber auch: «Nach monatelangem, enorm belastendem Warten blicke ich nun wieder optimistisch in die Zukunft.» Grund für die Freude des Olympiazweiten: Die Disziplinarkammer von Swiss Olympic hat die provisorische Sperre gegen den 34-jährigen Berner aufgehoben.
Flückiger wurde am 18. August von Swiss Sport Integrity (ehemals Antidoping Schweiz) provisorisch gesperrt, nachdem er ein atypisches Resultat auf das anabole Mittel Zeranol abgegeben hatte. Weil es sich um eine Minimalmenge handelte, galt der Befund nicht automatisch als positive Probe.
Es lag darum an der Swiss Sport Integrity (SSI), wie sie das Resultat bewertete. Die SSI fand, dass die von Flückiger angebrachte Erklärung einer Fleischkontamination unwahrscheinlich sei – weil die wenigen entsprechenden Kontaminationsfälle mit Fleisch aus Ländern stammten, in denen die Regulation in der Fleischmast sehr viel lascher sei als in der Schweiz.
Gemäss einer Mitteilung von Team Flückiger habe die Disziplinarkammer hingegen sehr wohl die These von Flückiger gestützt, dass also eine Kontamination wahrscheinlich sei. Für Flückiger hätten auch sein «unauffälliges Steroidprofil» sowie unter anderem zwei negative Proben kurz vor und nach der atypischen Kontrolle gesprochen.
Vor allem aber: Die SSI beging einen Formfehler, weil sie einen Aspekt der globalen Regeln in diesem Spezialfall nicht einhielt. Sie hätte Flückiger vor der Sperre zwingend anhören müssen. Dieses Unterlassen monierte die Disziplinarkammer.
Team Flückiger klagt an
Es ist der Grund, warum Team Flückiger die Schweizer Dopingfahnder in ihrem Vorgehen anklagt: «Eine solche provisorische Sperre hätte SSI niemals aussprechen dürfen.» Swiss Sport Integrity replizierte darauf bloss summarisch mit: «Swiss Sport Integrity ist nach wie vor der Meinung, dass aufgrund der umfangreichen Abklärungen ein abnormales Testresultat vorlag und die provisorische Sperre dadurch zwingend erforderlich war. Swiss Sport Integrity wird den Entscheid prüfen und basierend darauf die nächsten Schritte einleiten.»
Auch wenn Flückiger nun sagt: «Sportlich bin ich motivierter denn je, und ich arbeite täglich an meinem Comeback. Ich gehe nun die Saisonplanung 2023 an und will bald wieder Rennen fahren.» Er ist noch kein Entlasteter: Denn das eigentliche – ordentliche – Verfahren ist noch längst nicht vom Tisch. Swiss Sport Integrity kann es sehr wohl noch einleiten. Tut das Swiss Sport Integrity nicht, kann gegen dieses Nichteintreten, wie es im Juristenjargon heisst, wiederum die Welt-Anti-Doping-Agentur vorgehen.
Kurz: Bis Mathias Flückiger also wirklich komplett aufatmen kann, dürften im besten Fall noch Monate vergehen. Darum sagt er: «Ich wünsche mir, dass mein Fall möglichst bald abgeschlossen werden kann. Die ständige Unsicherheit, das monatelange Warten, die unbegründeten Anschuldigungen müssen endlich ein Ende haben.»
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