Vogelschutz in ZürichVerein fordert mehr Taubenschläge, um das «Elend» der Tiere zu beenden
Vier Taubenschläge gibt es derzeit im Kanton Zürich. Das genügt nach Ansicht des Vereins Stadttauben nicht. Die Stadt Zürich verfolgt eine andere Strategie.

- Der Verein Stadttauben kämpft für bessere Lebensbedingungen der Tauben in Zürich.
- Ein Fütterungsverbot für Haustauben gilt im Kanton Zürich seit Januar 2023.
- Das Ziel ist es, die Taubenpopulation durch mehr betreute Taubenschläge zu regulieren.
- Die Stadtpolizei Zürich verhängte bisher neun Bussen für das Füttern der Tauben.
Robert Rauschmeier ist besorgt. «Das Taubenelend in Zürich» müsse ein Ende nehmen. Dafür kämpft er zusammen mit anderen Mitgliedern des Vereins Stadttauben schon seit Jahren.
Es gehe um «empfindsame Lebewesen, die nichts für ihr Schicksal können», sagt er. Das Taubenleben in der Stadt sei nämlich geprägt von Stress, Gefahren und einem permanenten Hungergefühl. «Auf der verzweifelten Suche nach Essen müssen sich die Tiere vor Fussgängern, Velofahrenden und generell vor dem Verkehr in Acht nehmen», sagt Rauschmeier.
Die Lösung für das Problem sieht der Verein im Bau von Taubenschlägen. Darin könne man nicht nur den Bestand der Stadttauben besser regulieren, sondern mit artgerechter Fütterung auch verhindern, dass die Tiere hungerten. «Tauben sind ausrangierte Nutztiere», sagt der Rauschmeier. «Sie sind quasi obdachlos, aber immer noch von uns abhängig.»
Postulat und Petition für die Tauben
Schon kurz nach der Einführung des Fütterungsverbots im Kanton Zürich am 1. Januar 2023 hat der Verein deshalb zur Demonstration für mehr Taubenschläge in der Stadt aufgerufen, nun hat er eine entsprechende Petition lanciert. Über 1550 Personen haben sie bisher unterzeichnet.

Die Petition verfolgt ein ähnliches Ziel wie ein Postulat von Urs Helfenstein (SP) und Selina Walgis (Grüne) im Zürcher Gemeinderat. Darin wird die Umsiedlung von Tauben in Schläge verlangt, um die Population in der Stadt Zürich tierfreundlich zu reduzieren.
Das Postulat wurde im März 2022 mit 82 gegen 18 Stimmen zur Prüfung überwiesen. Bisher hat der Stadtrat dem Gemeinderat noch keinen Bericht zu diesem Vorstoss vorgelegt. Anfang 2025 könnte es so weit sein.
Anzahl Taubenschläge ist nicht eingeschränkt
Ob es den sogenannten verwilderten Haustauben tatsächlich so elend geht, ist schwer zu belegen. Auch ist unklar, wie viele dieser Tiere effektiv auf Kantonsgebiet leben. Die Fischerei- und Jagdverwaltung erhebt keine Zahlen zur Taubenpopulation.
Eine Rechnung ist aber relativ einfach: Je mehr Futter vorhanden ist, desto mehr Tauben gibt es. Und in Zürich war das Angebot zumindest bis zum Fütterungsverbot so gross, dass sich die Population stark vermehrt hat.
Schon heute gibt es im Kanton Zürich betreute Taubenschläge, in denen der Vogelbestand reguliert wird: drei in Zürich, einen in Winterthur. Weitere Bewilligungsanträge können bei der kantonalen Fischerei- und Jagdverwaltung eingereicht werden. Auch von Privatpersonen und Vereinen.
Eine definierte Obergrenze für die Anzahl Taubenschläge gebe es nicht, sagt Katharina Weber, Sprecherin der zuständigen Baudirektion: «Wir betrachten jedes Gesuch einzeln.» Unter anderem muss der Bau zonenkonform sein und beim Unterhalt die Tierschutzgesetzgebung eingehalten werden. Welche Taubenarten in den Schlägen gehalten werden dürfen, ist im Gesetz nicht vorgeschrieben.
Neun Bussen wegen Taubenfütterungen
Grün Stadt Zürich (GSZ), das die Stadtzürcher Taubenschläge betreut, beobachtet die Population der Stadttauben seit dem Frühjahr 2022 systematisch und führt gemeinsam mit der unabhängigen Forschungsgemeinschaft Swild ein Monitoring durch.
Welchen Einfluss das Fütterungsverbot auf den Bestand dieser Wildtiere hat, lässt sich allerdings noch nicht belegen. «Für eine aussagekräftige Datenlage sind mindestens zwei Jahre Beobachtung nötig», sagt GSZ-Sprecherin Tanja Huber auf Anfrage.

Das Fütterungsverbot sei jedoch eine wirksame, in Fachkreisen breit abgestützte Massnahme zur Reduktion der Taubenpopulation, sagt Huber. Deshalb wolle man erst die Wirkung des Verbots analysieren, bevor weitere Massnahmen in Erwägung gezogen würden.
An die neue Regelung halten sich allerdings noch längst nicht alle, obwohl die Bevölkerung auf Infotafeln an verschiedenen Stellen der Stadt darauf aufmerksam gemacht wird. 2023 hat die Stadtpolizei Zürich im Zusammenhang mit dem Fütterungsverbot vier Bussen ausgestellt, im laufenden Jahr sind es bisher deren fünf. Das Bussgeld beläuft sich auf 200 Franken.
Die Stadt Zürich hat hier weitere Informationen zum Thema Tauben publiziert.
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