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Swiss groundet halbe Flotte, Österreich stellt Flugverkehr ein

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... um ihre Existenz und rufen verstärkt nach Staatshilfe.
Am Flughafen Zürich wird dieses Bild in den nächsten Tagen zur Normalität: Mehrere Swiss-Flieger gleichzeitig am Boden. (16. März)
Flugzeuge der Fluggesellschaft Swiss stehen auf dem Flughafen verteilt, sie können und dürfen wegen dem Coronavirus viele Destinationen nicht mehr anfliegen. (16. März 2020)
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Die Folgen der Coronavirus-Pandemie treffen die Luftfahrt hart. Um den starken Nachfragerückgang und die daraus resultierenden ausbleibenden Erträge auszugleichen, schränken immer mehr Airlines ihr operatives Tagesgeschäft ein.

Swiss wird vorübergehend etwa die Hälfte ihrer Kurz- und Langstreckenflotten aus dem Betrieb nehmen, wie es auf Anfrage heisst. Zum Umfang der Massnahme macht die Lufthansa-Tochtergesellschaft aber keine Angaben. Ebenso gibt Swiss nicht bekannt, wo überall sie die Maschinen parkieren will.

Ein Sprecher sagte, dass das Unternehmen aufgrund der sich ständig ändernden Lage keine konkreten Informationen zur Verfügung stellen könne.

Wo noch vor Tagen Reisende waren, ist jetzt kaum noch jemand zu sehen: Ein Bild vom Flughafen Kloten. Foto: Sabina Bobst

Die Webcams des Flughafens Zürich zeigen indes, dass immer mehr Swiss-Maschinen aufgereiht sind. Wie es beim Flughafen Zürich heisst, werden die Stellplätze langsam knapp. Weil die Airlines immer mehr Flugrouten einstellen, ändert die Flugplanung fast von Minute zu Minute. Oft erfährt es der Flughafen gar nicht mehr im Voraus, wenn eine bestimmter Flug nicht stattfindet – klar wird das mitunter erst dann, wenn eine Maschine nicht auftaucht.

Airlines weltweit gehen in die Knie und rufen nach Staatshilfe

Nach weiteren Grenzschliessungen mehrerer Länder fürchten Fluggesellschaften in aller Welt um ihre Existenz und rufen verstärkt nach Staatshilfe. Airlinekonzerne wie Lufthansa mit Tochter Swiss, Air France-KLM, die British-Airways-Mutter IAG und der Billigflieger Easyjet fahren ihre Kapazitäten kräftig herunter.

Denn immer weniger Menschen fliegen wegen verschärfter Reisebestimmungen und aus Furcht vor dem Coronavirus überhaupt noch. «Wenn sich die Situation so weiterentwickelt, brauchen alle Airlines staatliche Unterstützung», sagte Swiss-Chef Thomas Klühr im Interview mit dem «SonntagsBlick». Die Gespräche mit dem Bundesrat fänden in den nächsten Tagen statt.

Erst einmal gehe es um administrative Erleichterungen bei Kurzarbeit. Aber wenn die Anzahl der Länder, die die Airline nicht mehr anfliegen könne, weiter steige, bräuchte die Swiss die finanzielle Unterstützung der Schweiz. Dies, um die Situation zu überbrücken.

Krisengipfel in Deutschland

Auch Swiss-Mutter Lufthansa zieht staatliche Hilfen in Betracht. Die deutsche Regierung berät am Mittag mit der deutschen Luftfahrt über die Krise und mögliche Hilfen der öffentlichen Hand.

Beim Krisengipfel im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin dürfte es darum gehen, ob über Liquiditätshilfen und Kurzarbeitergeld hinaus weitere Hilfen nötig sind. Im Raum steht eine Befreiung von der Luftverkehrssteuer, die eigentlich ab April aus Klimaschutzgründen steigen soll. Regierungskreisen zufolge sollen die Unternehmen über ihre Lage berichten, um zu klären, wie lange die eigenen Puffer reichten.

Österreich stellt Flugverkehr ein

Die zur Lufthansa gehörende Austrian Airlines und die Ryanair-Tochter Laudamotion stellen wegen der Corona-Krise ihren regulären Flugbetrieb temporär ein. Austrian werde die Flüge ab Donnerstag aussetzen, der vorerst letzte Flug werde am 19. März in den Morgenstunden aus Chicago in Wien landen, teilte die Fluglinie mit. Bis dahin werde der Flugbetrieb kontrolliert und strukturiert zurückgefahren, um möglichst alle Passagiere, Crews und Flugzeuge nach Hause zu holen.

Zunächst streicht Austrian Airlines alle Flüge bis zum 28. März. Passagiere, die in diesem Zeitraum einen gebuchten Flug haben, würden wenn möglich auf andere Fluglinien umgebucht, hiess es.

Easyjet fordert koordinierte Unterstützung

Auch Easyjet schloss sich dem Ruf nach Staatshilfe an: «Die europäische Luftfahrt steht vor einer gefährlichen Zukunft, und es ist klar, dass eine koordinierte staatliche Unterstützung nötig sein wird, um das Überleben der Branche zu sichern und ihre Tätigkeit auch nach der Krise fortzusetzen», sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren am Montag.

Der weltgrösste Touristikkonzern TUI, der mit Tuifly auch eine Airline betreibt, stoppt wegen des Coronavirus den grössten Teil seines Geschäfts und beantragt zur Überbrückung Staatshilfe. Die TUI-Aktien fielen um rund 28 Prozent auf ein Rekordtief. Auch die Papiere der Airlines brachen ein: Easyjet-Aktien fielen um etwa 30 Prozent, Air France-KLM lagen nach Handelsbeginn rund 19 Prozent im Minus, IAG etwa 28 Prozent und die Lufthansa-Papiere rund 18 Prozent.

IAG bittet nicht um Staatshilfe

British-Airways-Eigentümer IAG fährt im April und Mai die Kapazitäten um mindestens 75 Prozent herunter. Der scheidende Konzernchef Willie Walsh wird zudem seinen Abgang verschieben. «Ich denke, dass einzelne Fluggesellschaften sich an Regierungen gewandt haben, um staatliche Beihilfen zu erhalten, wir haben dies nicht getan», sagte Walsh in einer Telefonkonferenz mit Investoren.

Die Regierungen würden von den Fluggesellschaften erwarten, dass sie sich um Selbsthilfe bemühen, bevor sie die Regierungen um staatliche Beihilfen bitten. IAG werde sich aber um staatliche Unterstützung zugunsten der Beschäftigten bemühen. Um das Überleben der Fluggesellschaft zu sichern, sollen zudem Ausgaben eingefroren, Arbeitszeiten verkürzt und Arbeitsverträge vorübergehend ausgesetzt werden. IAG und Easyjet zogen ihre Prognosen für das laufende Geschäftsjahr wegen der Unsicherheit zurück.

Die französisch-niederländische Fluggesellschaft Air France-KLM wird ihre Flotte zum grossen Teil auf dem Boden lassen. Die Kapazitäten sollen schrittweise um bis zu 90 Prozent zurückgefahren werden, teilte der Konzern mit. Zudem sollen 200 Millionen Euro an Kosten eingespart und Investitionen um 350 Millionen Euro gekürzt werden. Die Airline begrüsste Äusserungen der französischen und niederländischen Regierungen zu möglichen Staatshilfen. Der Konzern erklärte ferner, Air France werde die gesamte Airbus-380-Flotte und KLM seine gesamte Boeing-747-Flotte am Boden halten.

* ergänzt mit Agenturen