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Trotz Reiseverbot: Swiss fliegt weiterhin in die USA

Die Kapazitäten von Swiss werden im besten Fall heruntergefahren, wenn nicht sogar ganz eingestampft werden. Foto: Keystone
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92'988 Sitzplätze auf 338 Flügen: Damit hatten Swiss und Edelweiss im April für Strecken zwischen der Schweiz und den USA geplant. Das zeigen Daten des Luftfahrtdienstleisters OAG. Geht man bei Swiss von einer monatlichen Kapazität von rund 1,5 Millionen Sitzplätzen aus, sind das also etwas mehr als sechs Prozent. Flüge in die USA sind gefragt: sowohl für Geschäftsreisen als auch für die Ferien.

Diese Planung ist nun wohl hinfällig. Donald Trump hat bekannt gegeben, dass Reisende, die sich 14 Tage vor der geplanten Ankunft im Schengen-Raum befunden haben, ab Samstag für die nächsten 30 Tage nicht mehr ins Land dürfen. Zum Schengen-Raum gehört auch die Schweiz. Swiss streicht den Flugplan nun stark zusammen. Ab Samstag, 14. März, werde man nur noch die Destinationen Chicago und New York Newark ab Zürich bedienen. Die elf weiteren Ziele im Streckennetz sowie die Flüge ab Genf nach New York werden eingestellt.

Massnahmen treffen Lufthansa-Gruppe ins Mark

Damit verbleiben noch laut OAG-Zahlen mindestens rund 76'434 Sitzplätze auf US-Strecken, die im April wegen der Coronakrise wegfallen. Es ist aber davon auszugehen, dass es noch mehr sind, weil Swiss sehr wahrscheinlich auch auf den verbleibenden zwei Strecken die Kapazität stark reduzieren wird. Man arbeite gerade an einem Sonderflugplan, so die Airline. Funktionieren können die Flüge, da die Einreiseregelungen laut dem Trump-Dekret nicht für Crews von Fluggesellschaften gelten.

Die Massnahmen der USA dürften die Swiss und die ganze Lufthansa-Gruppe ins Mark treffen. Bereits die vorübergehende Streichung der Flüge nach China war ein Einschnitt, geschweige denn die Reduktion der Kapazität auf allen Strecken um bis zu 50 Prozent. Ein Vergleich zeigt, wie wichtig USA-Strecken sind: 13 Ziele bedient die Swiss im Land, mehr als in irgendeiner anderen Überseedestination. Auf Platz zwei liegt Kanada mit vier Zielen. Die Lufthansa-Gruppe fliegt täglich so oft in die USA wie wöchentlich – in normalen Zeiten – nach China.

Auch nach Indien Einreisestopp

Nicht nur die USA weisen Reisende aus der Schweiz ab. Auch Indien verhängt per Freitag einen Einreisestopp – und der geht sogar noch weiter. Das Land hat sämtliche Touristenvisa für ungültig erklärt. Nur, wer sich bereits im Land befinde, darf noch bleiben. Von Swiss heisst es, man bewerte derzeit die Auswirkungen der veränderten Einreisebestimmungen für Indien.

Nicht nur Airlines leiden darunter, wenn die Passagierzahlen sinken. Betroffen sind auch die Flughäfen. In Zürich spüre man inzwischen, dass es keine Flüge mehr nach Italien gebe und weitere Airlines ihr Angebot zumindest temporär reduzieren, so Sprecherin Jasmin Bodmer. Die Situation ändere sich täglich, die Entscheidung der US-Regierung verstärke den Effekt sicher. «Wir prüfen verschiedene Massnahmen, wie man damit umgehen kann.» Welche das genau sind, sei noch nicht klar. Schaut man, wie andere Airports mit der Situation umgehen, sind etwa Schliessungen gewisser Bereiche oder sogar Terminals ein Thema. Denn: Wenn es weniger Flugverkehr gibt, sind auch weniger Gates nötig.

Swissport mit Kurzarbeit

Swissport als grösster Bodendienstleister in Zürich spürt das Virus auch. Der Produktionsrückgang am Standort betrage mehr als 10 Prozent, so eine Sprecherin. Doch die Situation ändere sich derzeit täglich, sogar stündlich, fügt sie an.Bereits Anfang März hatte der Konzern daher in Zürich Kosteneinsparungen und einen sofortigen Einstellungsstopp eingeleitet und die Mitarbeitenden aufgerufen, unbezahltem Urlaub, Stundenkompensation oder Ferien jetzt zu beziehen. Vergangene Woche wurde zudem ein Antrag auf Kurzarbeit beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich eingereicht. «Dieser Antrag wurde in der Zwischenzeit bewilligt und wir werden somit ab heute bei Swissport Zürich Kurzarbeit einführen», so die Sprecherin.

Dabei bleibt es wohl nicht. «Aufgrund der Produktionskürzungen planen wir den Bestand an Mitarbeitenden über natürliche Fluktuationen, Streichung der Nutzung von Mitarbeitenden von Drittanbietern und Kurzarbeit anzupassen», so die Sprecherin.

Schlimmer als nach 9/11

Die Nachfragerückgänge und Kapazitätsstreichungen infolge des Coronavirus bedeuten für die gesamte Branche einen Schock, den man in diesem Ausmass kaum je gesehen hat. Airlinechefs und andere Brancheninsider bemühen in den letzten Tagen immer wieder den Vergleich mit dem Nachfrageeinbruch, welchen die Branche nach dem 11. September 2001 verkraften musste. Damals betrug dieser rund 30 Prozent.

Für Europa prognostizierte der Weltluftfahrtverband Iata in der vergangenen Woche für das Jahr 2020 noch einen Rückgang von 24 Prozent und Umsatzeinbussen von 44 Milliarden Dollar – doch das war noch vor der Ankündigung Trumps. Einbrüche auf dem Transatlantikmarkt dürften die Fluglinien noch deutlich stärker treffen. Gerade Fluggesellschaften, denen es ohnehin schon nicht gut geht, sind nun akut gefährdet. Die britische Regionalairline Flybe musste aufgrund des Nachfragerückgangs bereits Insolvenz anmelden.

Eng werden könnte es auch für Norwegian Air Shuttle. Die Fluggesellschaft kämpft ohnehin schon mit Verlusten. Flüge in die USA machen rund 20 Prozent des Umsatzes von Norwegian aus. Bei Korean Airlines sind derzeit 100 von 145 Flugzeugen am Boden und 80 Prozent der Flüge gestrichen. Der Präsident der Fluglinie, Woo Kee-hong, erklärte diese Woche in einem internen Schreiben an die Mitarbeitenden, dass das Überleben der Airline nicht garantiert werden kann, sollte es noch lange so weitergehen.