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Swiss reagiert mit Sonderflugplan für USA-Strecken

Der Entscheid von US-Präsident Trump verschärft die Situation für die Swiss. Foto: Christian Merz/Keystone
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Der amerikanische Einreisestopp für Menschen aus Europa schlägt auf die Swiss und ihren Mutterkonzern Lufthansa durch: Die Swiss bereitet einen Sonderflugplan für USA-Strecken vor. «Die Veröffentlichung ist für heute Nachmittag geplant», teilte die Swiss am Donnerstag mit. Ausserdem analysiere man die Auswirkungen der veränderten Einreisebestimmungen für Indien.

Die Swiss bedauere die Unannehmlichkeiten für ihre Fluggäste, hiess es weiter. Fluggäste würden gebeten, sich vor Reiseantritt auf der Swiss-Homepage über den Status ihres Fluges zu informieren. «Passagiere, die entsprechende Kontaktdaten hinterlegt haben, werden aktiv per SMS oder E-Mail über Änderungen informiert», schrieb die Schweizer Airline. «Im Falle einer Flug-Annullation haben Passagiere die Möglichkeit, umzubuchen oder aber sich das Flugbillett erstatten zu lassen.»

Betrieb am Flughafen Zürich läuft normal

US-Präsident Donald Trump hatte am Vorabend zur Bekämpfung der Corona-Krise überraschend ein 30-tägiges Einreiseverbot für Menschen aus den 26 Staaten des Schengen-Raums angekündigt (lesen Sie hier: Trump spielt das Blame-Game). Das Verbot tritt am (morgigen) Freitag in Kraft.

Einreisen dürfen nur US-Bürger und Ausländer mit dauerhaftem Wohnsitz in den Vereinigten Staaten mit ihren engsten Familienmitgliedern. Flüge von Europa aus sind noch zu einigen Flughäfen mit strengen Ankunftskontrollen der Passagiere möglich.

Bei der Lufthansa hatte es am Morgen geheissen, es sei noch zu früh, konkrete Auswirkungen auf Flugplan und Betrieb zu nennen. Es sei aber klar, dass sich die Situation mit den Ankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump noch einmal verschlechtert habe und es zu weiteren Flugstreichungen kommen werde, sagte ein Unternehmenssprecher.

Am Flughafen Zürich finden am (heutigen) Donnerstag alle geplanten Flüge in die USA statt, wie Sprecherin Sonja Zöchling sagte. Der Betrieb am Flughafen Zürich laufe normal, allerdings mit weniger Verkehr, weil Fluggesellschaften entweder Frequenzen an einzelne Destinationen reduziert oder gewisse Flüge ganz abgesagt hätten. «Wir raten Passagieren, sich bei ihrer betreffenden Fluggesellschaft zu erkundigen, welche Auswirkungen die von den USA kommunizierten Einschränkungen auf ihren Flug haben.»

Swiss: Passagiere können umbuchen oder erhalten Geld zurück

Erst am Vortag hatte die Swiss zusammen mit der Lufthansa wegen der Auswirkungen des Coronavirus weitere Einschnitte vorgenommen. Bis Anfang April würden alle Flüge nach und von Italien ausgesetzt, teilte die Swiss am Mittwoch in einem Communiqué mit. «Betroffen sind rund 90 wöchentliche Verbindungen von Zürich nach Mailand, Rom, Venedig, Florenz, Neapel und Brindisi», hiess es. Bereits letzte Woche war das Flugprogramm in das südliche Nachbarland ausgedünnt worden.

Ausserdem würden weitere europäische Ziele vorübergehend ausgesetzt, darunter Stuttgart, Nürnberg und Bordeaux, schrieb die Swiss. Neben der bereits umgesetzten temporären Einstellung von Peking, Shanghai und Tel Aviv werde die Swiss auf dem internationalen Streckennetz bis zum 24. April auch Kairo vorübergehend nicht mehr anfliegen.

Zudem werde der für den 29. März geplante Erstflug nach Washington D.C. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, schrieb die Schweizer Airline. «Passagiere, deren Flug gestrichen wurde, können kostenfrei umbuchen oder erhalten eine Erstattung ihres Ticketpreises.»

«Das Flugverbot für Europa wird Gesellschaften umhauen»

Die ganze Lufthansa-Gruppe streicht wegen des Coronavirus 23'000 Flüge bis zum 24. April. «Weitere Annullierungen sind für die nächsten Wochen zu erwarten», teilte der Swiss-Mutterkonzern mit. Von den 23'000 Flügen der Gruppe entfielen 4300 auf die Swiss, sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.

Das Einreiseverbot der USA für Europäer versetzt den Fluggesellschaften in der Corona-Krise einen weiteren harten Schlag. «Das Flugverbot für Europa wird ausländische Gesellschaften umhauen», sagte Mike Boyd, Branchenexperte der Boyd Group International.

Nach Einschätzung von Daniel Röska, Analyst von Bernstein Research, wird das 3500 Flüge wöchentlich und bis zu 800'000 Passagiere betreffen. Der Luftverkehr zwischen dem Schengen-Raum in Europa und den USA komme damit zum Erliegen. Am stärksten betroffen seien die Lufthansa sowie die US-Airlines Delta und United. British Airways leide weniger darunter, weil das Einreiseverbot nicht über Grossbritannien verhängt ist.

Ökonomisches Rückgrat europäischer Fluggesellschaften

Auch der Ferienflieger Condor, dessen Rettung durch die polnische Luftfahrtgesellschaft Lot nach einem Bericht des «Spiegels» wegen der Corona-Krise auf der Kippe steht, fliegt Ziele in den USA an. «Wir prüfen im Moment mit Hochdruck die Auswirkungen auf unseren Flugplan und stehen in Kontakt mit den zuständigen Behörden», erklärte eine Condor-Sprecherin.

Die Routen über den Nordatlantik sind in normalen Zeiten das ökonomische Rückgrat der europäischen Fluggesellschaften. Sie haben auch grosse Bedeutung für die Auslastung der Zubringerflüge aus ganz Europa zu den Drehkreuzen Zürich, München, Frankfurt und Wien. An den Flughäfen steht bereits eine wachsende Zahl nicht benötigter Jets.

US-Airlines und Tourismus werden leiden

Die US-Airlines werde das «extrem hart» treffen, sagte der Präsident des amerikanischen Airline-Verbandes, Nicholas Callio. Die Chefin der US-Flugbegleiterorganisation CWA, Sarah Nelson, nannte den Schritt unverantwortlich. Das werde die Ausbreitung des Erregers nicht stoppen. «Das ist wenig sinnvoll, denn das Virus ist schon in den USA.»

Neben den Airlines wird der Tourismus in den USA unter der Abschottung leiden. Der US-Reiseverband erklärte, im März vergangenen Jahres stammten 29 Prozent aller Reisenden und 3,4 Milliarden Dollar Umsatz aus Europa. «Das wird die ohnehin schon starken Auswirkungen des Coronavirus auf die Reisebranche und die 15,7 Millionen Amerikaner, deren Arbeitsplätze vom Reisen abhängen, noch verschärfen», erklärte der Präsident des US-Reiseverbandes Roger Dow.

Forderungen nach staatlicher Unterstützung für die Fluggesellschaften in den USA kamen auf. Der Schritt störe das Geschäft so stark, dass die US-Regierung dazu gezwungen sein werde, erklärte William Reinsch, Ex-Beamter des Handelsministeriums und Forscher am Center for Strategic and International Studies.

Börsen sacken ab

Am Aktienmarkt brachen Airline-Aktien ein. Der DAX sackte um knapp 7 Prozent unter 10'000 Punkte ab. Lufthansa-Papiere verloren fast 12 Prozent an Wert. Aktien der ohnehin schon schwächelnden norwegischen Fluggesellschaft Norwegian Air Shuttle waren mit einem Minus von 20 Prozent am stärksten betroffen. Der Billigflieger wagte sich mit Kampfpreisen an kostspielige Langstreckenflüge heran, was in der Branche als schwer zu lösender Widerspruch gilt.

REUTERS/aru