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Russischer Beschuss nach Rückzug
Stromausfall in weiten Teilen der Ostukraine nach Rückeroberung

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In weiten Teilen der Ostukraine ist am Sonntagabend der Strom ausgefallen, Kiew machte russische Angriffe auf Infrastruktur für die Blackouts verantwortlich. 

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski erklärte im Onlinedienst Twitter, es gebe einen kompletten Stromausfall in den Regionen Charkiw und Donezk sowie «Teilausfälle» in den Regionen Saporischschja, Dnipropetrowsk und Sumy. Er bezeichnete die Russen als «Terroristen», die es nicht auf militärische Ziele abgesehen hätten, sondern die Menschen in der Ukraine ohne Strom und Heizung zurücklassen wollten.

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Der Gouverneur der Region Charkiw erklärte, russische Angriffe auf «wichtige Infrastruktur» hätten die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. Die Rettungsdienste arbeiten daran, die Brände an den getroffenen Orten unter Kontrolle zu bringen. «Das ist eine abscheuliche und zynische Rache des russischen Aggressors für die Erfolge unserer Armee», schrieb der Bürgermeister der gleichnamigen Gebietshauptstadt Charkiw, Ihor Terechow, auf Telegram.

Auch der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk warf den russischen Truppen vor, «Energie-Infrastruktur» angegriffen zu haben, um sich für ihre «Niederlage auf dem Schlachtfeld» zu rächen. Der Gouverneur der Region Sumy berichtete, mindestens 135 Städte und Dörfer seien von Stromausfällen betroffen.

Russischer Truppenabzug

Die russische Armee hatte am Samstag den Abzug ihrer Truppen aus bestimmten Gebieten im Osten der Ukraine angekündigt. «Um die Ziele des militärischen Sondereinsatzes zur Befreiung des Donbass zu erreichen, wurde beschlossen, die in den Regionen Balaklija und Isjum stationierten russischen Truppen zu verlegen», erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Eine am Sonntag von dem Ministerium veröffentlichte Karte zeigte einen weitgehenden Rückzug russischer Truppen aus der Region Charkiw. Die Truppen zogen sich demnach komplett auf eine Linie hinter die Flüsse Oskil und Siwerskyi Donez zurück. Kommentiert wurde der Rückzug bei der Präsentation der Karte nicht.

Am Sonntag berichtete der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einer Videobotschaft im Onlinedienst Telegram von tausenden Menschen, die in den vergangenen 24 Stunden die Grenze überquert hättten. Die meisten von ihnen seien «in ihren eigenen Fahrzeugen zu ihren Verwandten» in Russland gefahren, sagte Gladkow.

Die Ukraine hatte zuvor die Rückeroberung von mindestens 30 Ortschaften in der östlichen Region Charkiw gemeldet. Demnach gelang es den ukrainischen Streitkräften auch, die für den Nachschub der russischen Truppen wichtige und schon zu Beginn des russischen Angriffskriegs besetzte ostukrainische Stadt Kupjansk zurückzuerobern.

Abzug auch aus Teilen von Cherson?

Ukrainische Beamte lobten das «erstaunliche» Tempo der Gegenoffensive. Ein ukrainischer Armeechef sprach am Sonntag von 3000 Quadratkilometern Fläche, die die Ukraine von den russischen Truppen zurückerobert habe. Präsident Selenski hatte zuvor in seiner täglichen Videobotschaft von 2000 Quadratkilometern Gebiet gesprochen, die zurückerobert seien. «In den vergangenen Tagen hat uns die russische Armee ihre beste Seite gezeigt – ihre Rückseite», sagte Selenski.

Die ukrainische Armee erobert derzeit rasant Gebiete zurück, welche die Invasoren in den letzten Monaten besetzt hielten.

Zuletzt hatte Russland rund 125’000 Quadratkilometer besetzt gehalten – das ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes inklusive der Halbinsel Krim. Russische Truppen zogen sich ukrainischen Angaben zufolge auch aus Teilen des südlichen Gebiets Cherson zurück. Unabhängig überprüft werden konnten diese Angaben nicht. Von russischer Seite gab es dazu zunächst keine Reaktion.

«Grösster Erfolg seit Schlacht vor Kiew»

Mit ihrer erst zu Wochenbeginn gestarteten Gegenoffensive hat die Ukraine laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen seit April besetzt haben. «Die Befreiung von Isjum wird der grösste militärische Erfolg der Ukraine seit dem Sieg in der Schlacht vor Kiew im März», urteilte das Institute for the Study of the War (ISW) in einer Lageanalyse.

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Damit sei der von Russland geplante Vormarsch auf den Donbass von Norden her gescheitert, meinten die Experten. Offenbar schafften nicht alle russischen Truppen den Rückzug. Im Raum Charkiw seien feindliche Einheiten von den Versorgungswegen abgeschnitten und in Panik, teilte der ukrainische Generalstab mit. 400 Russen seien an einem Tag gestorben. Die Angaben sind unabhängig nicht zu überprüfen.

Moskau will wieder verhandeln

Nach den schweren Niederlagen rund um Charkiw stellt Moskau wieder Verhandlungen mit Kiew in Aussicht. «Russland lehnt Verhandlungen mit der Ukraine nicht ab, doch je länger der Prozess hinausgezögert wird, desto schwerer wird es, sich zu einigen», sagte Aussenminister Sergej Lawrow im Staatsfernsehen.

Die Unterredungen, die kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland am 24. Februar begonnen hatten, sind seit Monaten ausgesetzt. Moskau macht Kiew für den Verhandlungsstopp verantwortlich, stellt zugleich aber harte Bedingungen für einen Frieden, darunter hohe Gebietsverluste.

Ukraine fordert weitere Waffen

Der ukrainische Aussenminister Dmytro Kuleba appellierte am Sonntag an die westlichen Verbündeten, mehr Waffen zu liefern. «Waffen, Waffen, Waffen stehen seit dem Frühling auf unserer Tagesordnung. Ich bin unseren Partnern dankbar, die unserem Aufruf gefolgt sind: Die Erfolge der Ukraine auf dem Schlachtfeld sind unsere gemeinsamen Erfolge», sagte er.

Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte bei einem unangekündigten Besuch in Kiew am Samstag der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert. Deutschland werde der Ukraine auch künftig «mit der Lieferung von Waffen, mit humanitärer und finanzieller Unterstützung» helfen, sagte sie.

AKW Saporischschja vom Netz

Im von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja wurde am frühen Sonntagmorgen der letzte funktionierende Reaktor aus Sicherheitsgründen vom Stromnetz getrennt.

«Es wurde entschieden, den Reaktorblock Nummer sechs in den sichersten Zustand – den Kaltzustand – zu versetzen», teilte die ukrainische Atombehörde Enerhoatom zum Kraftwerk Saporischschja mit. Das AKW gerät seit Wochen immer wieder unter Beschuss. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld dafür.

Laut Enerhoatom arbeitete das AKW seit Tagen im «Inselbetrieb». Das heisst, es produzierte nur noch Strom zur Eigenversorgung, weil alle Verbindungslinien zum ukrainischen Stromnetz unterbrochen waren. Am Samstagabend sei eine Leitung wieder hergestellt worden. Über diese Leitung soll die Anlage versorgt werden.


AFP/SDA/anf