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Exit und Dignitas lancieren Initiative
Sterbehilfe soll in allen Alters- und Pflegeheimen möglich sein

Eine neue kantonale Volksinitiative fordert, dass künftig alle Zürcher Alters- und Pflegeheime in ihren Räumlichkeiten Freitodbegleitungen zulassen müssen. 
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Wer in einem Zürcher Altersheim lebt, soll auch dort sterben dürfen. Das fordert die kantonale Volksinitiative «Selbstbestimmung am Lebensende auch in Alters- und Pflegeheimen», die am Freitag unter anderem von den Sterbehilfeorganisationen Exit und Dignitas lanciert wurde. Aktuell gilt, dass lediglich Heime, die von einer Gemeinde betrieben werden, Freitodbegleitungen ermöglichen müssen. Private Heime oder Auftragnehmer von Gemeinden dürfen diese ablehnen.

Bewohnerinnen und Bewohner solcher Heime, die Suizidhilfe in Anspruch nehmen möchten, müssen dies also ausserhalb des Heims tun – beispielsweise in einem Sterbezimmer, einem Hotelzimmer oder in ihrer früheren Wohnung. Für die Initiantin und ehemalige Kantonsrätin Julia Gerber Rüegg ist es «unzumutbar, dass diese in der Regel vulnerablen Personen ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen». Damit würden sie ihrer Freiheit, über ihr eigenes Lebensende selber zu bestimmen, beraubt. «Wir sind der Meinung, dass kein Heim dieses Menschenrecht verletzen darf», sagt Gerber Rüegg. 

Im Parlament knapp gescheitert

Die Initiative soll einen im vergangenen Oktober getroffenen knappen Entscheid des Kantonsrats korrigieren. Mit 81 zu 80 Stimmen entschied das Parlament damals, eine entsprechende Verpflichtung für alle Alters- und Pflegeheime wieder zu streichen. 

Die Gegnerinnen und Gegner argumentierten unter anderem mit den Interessen der Betreiber von privaten Heimen. Sollte die Trägerschaft eines Heims beispielsweise aus religiösen Gründen Sterbehilfe ablehnen, solle sie nicht dazu gezwungen werden, diese in ihrem Heim zu ermöglichen.  

Das Volksbegehren wurde am Freitag im Amtsblatt publiziert. Für das Zustandekommen einer Volksinitiative werden in Zürich 6000 Unterschriften innert sechs Monaten benötigt. Die Unterschriften sollen vor allem bei Mitgliedern von Exit und Dignitas gesammelt werden. 

Kommt die Initiative zustande, werden sich Regierungsrat und Kantonsrat erneut mit dem emotionalen Reizthema Sterbehilfe befassen. Wie der neu zusammengesetzte Kantonsrat Stellung bezieht, wagt Gerber Rüegg nicht vorauszusagen: «Es kommt auf den Einfluss von religiösen Kreisen an», sagt sie. Für die Initiantin ist die Meinung des Kantonsrats aber nicht entscheidend, denn ihr Ziel ist es, «vor das Volk zu gehen». Sie glaubt, die Bevölkerung werde ihrem Begehren deutlich zustimmen, und nennt als Beispiel den Kanton Wallis. Dort wurde im vergangenen Jahr die Sterbehilfe in Pflegeheimen mit über 76 Prozent angenommen.

SDA/bus