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Airlines in der Krise
Statt im Pub zu trinken, muss er die Luftfahrtbranche retten

Er. muss die Branche voranbringen: Willie Walsh, einstiger Linienpilot und ehemaliger Chef von mehreren Airlines.
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Als Willie Walsh bei einem seiner letzten Auftritte als Chef der International Airlines Group gefragt wurde, was er denn künftig so machen werde, hatte er sich eine scheinbar passende Antwort zurechtgelegt: Wer ihn finden wolle, der solle in den Pubs von London und Dublin nach ihm suchen. «Ihr könnt mich im Mary Mac's und ein paar anderen netten Pubs in Dublin finden», kündigte Walsh an.

Das war vor der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Lockdowns. Aber schon damals, Anfang des Jahres, dachten sich die meisten, die Walsh lange kennen, dass er das eh nicht lange aushält in den Pubs.

Sie behielten recht. Letzte Woche gab die International Air Transport Association (IATA), der Weltverband der Fluggesellschaften, bekannt, dass Walsh am 1. April den bisherigen Generaldirektor Alexandre de Juniac, 58, ablösen soll. Der 59-jährige Ire – ehemaliger Boeing 737-Kapitän, erfolgreich als Chef von British Airways, Aer Lingus und der spanischen Ferienflugline Futura – kehrt zurück in seine Lieblingsbranche.

Mit Walsh dürfte die IATA deutlich aggressiver werden, wenn es darum geht, die Interessen der Branche zu verteidigen. Mit seinem allzu diplomatischen Vorgänger, war der Verwaltungsrat dem Vernehmen nach zuletzt unzufrieden. Denn ausser immer noch mehr Milliarden an Staatshilfen und flächendeckende Corona-Tests einzufordern, war dem zuletzt müde wirkenden IATA-Chef nichts eingefallen.

Milliardenverluste

Der Wechsel an der Spitze des einflussreichen Verbandes kommt inmitten der grössten Krise der Branche. Chefökonom Brian Pearce malte an der IATA-Jahresversammlung ein düsteres Bild. In diesem Jahr werden die Airlines einen Verlust von umgerechnet 118 Milliarden Franken machen, bis Jahresende wird das Verkehrsaufkommen immer noch 66 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen. Und im nächsten Jahr wird der Sektor noch einmal einen Verlust von 38 Milliarden Franken machen, mehr als nach den Anschlägen vom 11. September 2001 oder nach der globalen Finanzkrise 2008/09.

Längst zeichnet sich ab, dass die Branche nach der Corona-Pandemie deutlich anders aussehen wird als zuvor. Klar, sie wird zunächst deutlich kleiner sein. Aber es werden sich auch die Gewichte verschieben. Die Billigfluggesellschaften dürften aus unterschiedlichen Gründen weiter an Bedeutung gewinnen: sie sind weniger abhängig von Geschäftsreisenden und können auch noch bei niedrigeren Ticketpreisen profitabel fliegen. Privatreisende, auf die ihr Angebot primär ausgelegt ist, dürften zuerst zurückkehren.

Ebenfalls auf der Agenda: Klimaziele

Die klassisch ausgerichteten Fluggesellschaften haben überlebt, weil die Staaten ihnen finanziell geholfen haben oder gleich als Aktionäre eingestiegen sind. Die Branche ist also viel stärker vom Staat abhängig, dessen Eingriffe und Auflagen sie aber traditionell stark kritisiert.

Walsh wird die Flugwirtschaft in all diesen Aspekten voranbringen müssen – und öffnen, damit die Branche stärker wird: Die meisten Billigfluggesellschaften sind nicht Mitglieder des Weltverbandes. Bisher hat die Luftverkehrsbranche ausserdem auf alten Umweltzielen beharrt – der Kohlendioxidausstoss soll demnach bis 2050 nur um 50 Prozent sinken, während andere längst das Ziel netto null ausgegeben haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich Walsh in diesem Punkt positioniert.