Start-up aus Buchs ist insolventSie haben eine KI-Katzenklappe versprochen, aber nicht geliefert
Eine Familie aus Buchs wollte mit einer KI-gesteuerten Katzenklappe die Welt erobern. Zwei Jahre später ist die Firma insolvent und die Kundschaft verärgert.

- Eine Schweizer Familie erfand eine KI-Katzenklappe, die Beute erkennt.
- Nach einem Fernsehauftritt erhielt sie über 500 Vorbestellungen, Investoren blieben jedoch aus.
- Probleme und Verzögerungen führten wohl zum Konkurs des Unternehmens im Oktober 2024.
- Viele Kundinnen und Kunden beklagten fehlende Lieferung und schlechten Support.
Die Idee klang vielversprechend: Eine Familie aus der Schweiz erfindet eine Katzenklappe, die ihre Fellnasen per künstlicher Intelligenz analysiert und den Zugang verriegelt, sollte sich Beute in deren Schnauze befinden. Prototypen des schlauen Türchens existieren bereits, als Kölbls sich aufmachten, um die Investorinnen und Investoren in der Reality-TV-Sendung «Die Höhle der Löwen» von ihrer Erfindung zu überzeugen. Die Mutter ist in der Sendung nicht zu sehen, doch auch sie ist Teil des Projekts.
Es beisst zwar kein Löwe an, doch der Auftritt bei RTL scheint sich für die Familie trotzdem gelohnt zu haben. In Interviews nach der Ausstrahlung der Sendung erzählt Kölbl, dass über 500 Bestellungen für ihre KittyFlap eingegangen seien. Auch bezüglich der Ablehnung der Fernsehinvestorinnen hat der Wirtschaftsinformatiker eine Vermutung: Sie wären wohl lieber bei einer Firma mit einem fertigen Produkt eingestiegen. Das war im September 2022.
Verzögerungen und Fehlfunktionen
Die Kölbls beenden die Suche nach Grossinvestoren und steigen wieder auf eine Art Crowdfunding um. Bereits 2019 versuchte die Familie über die Plattform Kickstarter Geld zu sammeln. Dieses Mal können sich Katzenbesitzende, die genug von Geschenken ihrer Vierbeiner haben, für rund 500 Franken oder Euro eine KI-Klappe vorbestellen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Kölbls ihre Idee weiterentwickeln und später in Serienproduktion gehen können. Die ersten Klappen werden nach einigen Verzögerungen im Zeitraum zwischen April und September 2024 ausgeliefert.
Kurz darauf, ziemlich genau zwei Jahre nach dem Fernsehauftritt, meldet sich allerdings ein enttäuschter Kunde beim «Blick». «Zwischendurch hat es schon mal geklappt, aber meistens halt nicht», zitiert ihn die Zeitung. Er habe bemerkt, dass sein junger Kater Winnie bereits öfters nachts ausgesperrt gewesen sei. Nicht, weil er so oft Beute nach Hause gebracht habe, sondern einfach so, sagt der anonyme Leserreporter. Und damit ist er nicht allein.
Weder Katzenklappe noch Geld zurück
Auch auf der Online-Bewertungsplattform Trustpilot hagelt es Kritik, 95 Prozent der 113 Bewertenden geben KittyFlap lediglich einen Stern. Der sogenannte Trust Score (dt. Vertrauenswert, eine Art Durchschnittswertung der Plattform) liegt zurzeit bei 1,3 Sternen. Manche haben ein Produkt erhalten, sind aber damit deutlich unzufrieden. Auch die App zur Steuerung der KittyFlap sei schlecht gemacht und der Kundensupport kaum erreichbar, heisst es auf der Plattform. Doch in noch viel mehr Bewertungen wird beklagt, dass gar nie eine Katzenklappe geliefert wurde. Einige riechen sogar einen Betrug, denn trotz Zurücktreten vom Kaufvertrag hätten sie das Geld nicht wieder erhalten.

Betroffen ist auch eine Kundin aus Deutschland. Jay, wie sie sich in einem Onlineforum nennt, machte kürzlich ihrem Ärger in einem Gruppenchat für Fellnasenfreunde Luft. Zu ihrer Familie gehören die beiden jungen Maine-Coon-Kater Fred und George. Die beiden sind fleissige Jäger, die auch gern stolz ihre Beute zu Hause präsentieren und zerlegen. Dem wollte sie mit der KI-Klappe einen Riegel schieben. Doch Jay hat nie eine KittyFlap erhalten.
Gründerfamilie vertröstet Kundschaft monatelang
«Wir hatten im Januar 2024 bestellt», erinnert sie sich. In Blogbeiträgen auf der Website seien sie daraufhin immer wieder vertröstet worden. «‹Chipprobleme›, ‹Werk abgebrannt›, ‹Fehler in der App›, ‹uns wurde einfach der Server gekündigt›», werden einige der Gründe für Lieferverzögerungen aufgezählt, welche die Kölbls im Blog nannten. Die Website ist inzwischen nicht mehr erreichbar, doch mehrere Aufzeichnungen der Inhalte über die Jahre lassen sich in einem Archiv abrufen.
Tatsächlich musste die Familie aus Buchs den archivierten Beiträgen zufolge mehrere Rückschläge verkraften. So soll es im April 2024 Probleme bei Tests zur Qualitätssicherung gegeben haben. Bei einem Brand in einer Lagerhalle in Baden-Württemberg seien zudem im November 2023 100 versandbereite KittyFlaps und die Produktionslinie zerstört worden. Gleichzeitig versicherten die Erfinder damals, dass «alles abgesichert ist und KittyFlap auf stabilen ‹Pfoten› steht». Knapp ein Jahr später ist dem nicht mehr so.
KittyFlap ist in Konkurs
Gegen die KittyFlap.ch GmbH wurde Ende Oktober 2024 der Konkurs eröffnet. Seither ist das Unternehmen nicht mehr erreichbar, und die App zur Steuerung der Klappe funktioniert nicht mehr. Der Kundensupport scheint ebenfalls eingestellt zu sein. Auf E-Mails erhält man eine automatisch generierte Antwort, welche die Insolvenz der Firma verkündet und mitteilt, dass das Postfach nicht mehr betreut werde. Auch anderweitige Kontaktversuche dieser Redaktion bleiben unbeantwortet.
Kundinnen und Kunden müssen nun darauf hoffen, dass noch genügend Konkursmasse übrig bleibt, damit sie etwas zurückerhalten. Die Chance ist allerdings relativ gering, da Lieferantinnen und Kunden an zweitletzter Stelle in der Rangfolge bei einem Konkurs stehen. Nur die Einlagen der Gesellschafterin und Gesellschafter sind noch schlechter gestellt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) gibt an, dass häufig lediglich zwischen 0 und 10 Prozent aller Forderungen erfüllt werden können.

An einer Katzenklappe mit KI-gesteuerter Beuteerkennung arbeitet mindestens eine weitere Schweizer Firma, die von einem ETH-Absolventen aus Herrliberg mitgegründet wurde. Jay hat inzwischen eine andere KI-Lösung für die Klappe von Fred und George bestellt und bereits erhalten. Anders als die Erfindungen aus Buchs und vom Zürichsee handelt es sich bei dem Produkt der deutschen Firma ZeroMouse um eine Erweiterung, die auf bestehende Türchen gesetzt werden kann.
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