Neue Forschung zu SteinkreisStand Stonehenge ursprünglich in Wales?
Forscher haben das Mysterium um das Bauwerk ein Stück weit gelüftet. Nach neusten Erkenntnissen sollen einige Steine von einem 240 Kilometer entfernten Steinkreis stammen.

Stonehenge ist schon seit langem ein grosses Mysterium. Eine neue Entdeckung könnte den Steinkreis nun jedoch ein Stück weit enträtselt haben. Archäologen haben bereits 2018 in Wales laut BBC einen weiteren Steinkreis gefunden – den Waun Mawn in Preseli Hills. Die Forscher vermuten nun, dass es sich hierbei um den ursprünglichen Standort von Stonehenge handeln könnte. Es sei möglich, dass die Steine abgebaut und im 240 Kilometer entfernten Salisbury Plain in Wiltshire wieder aufgebaut wurden.
Für diese Vermutung gibt es verschiedene Indizien. Zum einen hat der walisische Steinkreis, von dem man annimmt, dass er der drittgrösste in Grossbritannien ist, einen Durchmesser von rund 110 Metern – derselbe Durchmesser wie der Graben, der Stonehenge umschliesst. Zum anderen sind beide Monumente auf den Sonnenaufgang zur Mittsommer-Sonnenwende ausgerichtet.
Der Beweis liegt im Gestein
Doch das solideste Beweisstück ist das Gestein. Denn mehrere der Stonehenge-Monolithen, oder Megalithen, wie sie wegen ihrer Riesenhaftigkeit genannt werden, sind aus demselben Gesteinstyp wie die, die noch an der walisischen Stätte erhalten sind. Dabei handelt es sich um sogenannte Blausteine.
Zudem hat einer der Blausteine in Stonehenge einen ungewöhnlichen Querschnitt, der mit einem der in Waun Mawn hinterlassenen Löcher übereinstimmt. Dies deutet darauf hin, dass dieser Monolith ursprünglich ein Teil des Steinkreises in den Preseli Hills war, bevor er versetzt wurde.
Stonehenge besteht aus verschiedenen Kreisen. Einer davon formiert sich aus 60 Blausteinen. Man nimmt an, dass sie die ersten Monolithen sind, die in Stonehenge errichtet wurden. Die ungewöhnlich weit entfernte Herkunft dieser Steine bereitete Forschern lange Zeit Kopfzerbrechen.
Es war zwar bereits bekannt, dass die kleineren Blausteine, die in der ersten Bauphase von Stonehenge verwendet wurden, aus dem 240 Kilometer entfernten, heutigen Pembrokeshire transportiert wurden. Forscher fragten sich jedoch jahrelang, wieso diese von so weit weg hergebracht wurden, während die meisten Stonehenge-Monolithen aus lokalen Steinbrüchen stammten.
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Die Entdeckung des walisischen Steinkreises hat dieses Rätsel nun scheinbar gelöst. Forscher vermuten, dass die Blausteine von Waun Mawn im Zuge einer Völkerwanderung von den Menschen der Preseli-Region mitgenommen wurden. Möglicherweise sahen sie das Monument als Zeichen ihrer angestammten Identität. Danach wurden die Steine in Stonehenge wieder aufgestellt.
Die archäologischen Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojekts «Stones of Stonehenge» wurden von Professor Mike Parker Pearson vom University College London geleitet. Zuvor hatten sie zwei Blaustein-Steinbrüche in den Preseli Hills ausgegraben.
Rätsel dank Blausteinen gelöst
Ihre Entdeckung, dass die Blausteine vor der ersten Bauphase von Stonehenge im Jahre 3000 v. Chr. abgebaut wurden, veranlasste das Team, die nahe gelegenen Waun-Mawn-Steine erneut zu untersuchen. Die Forscher wollten feststellen, ob es sich um einen Steinkreis handelt, dessen Monolithen vom Blaustein-Steinbruch stammen.
An der walisischen Stätte sind nur noch vier Monolithen vorhanden, doch die archäologische Ausgrabung im Jahr 2018 brachte Löcher zum Vorschein, wo einst weitere Steine gestanden waren. Aus ihnen liess sich erschliessen, dass die übrig gebliebenen Steine ursprünglich Teil eines grösseren Kreises aus 30 bis 50 Steinen waren. Eine Analyse der Holzkohle und des Sediments in den Löchern zeigte, dass der Steinkreis um 3400 v. Chr. errichtet wurde und somit älter als Stonehenge war.
Weitere Steinkreise könnten Aufschluss geben
Weitere Untersuchungen bestätigen, dass die Region in Wales in der Jungsteinzeit ein wichtiges und dicht besiedeltes Gebiet war. Doch um 3000 v. Chr., schien jegliche Aktivität aufgehört zu haben. Parker Pearson sagte gegenüber BBC: «Es ist, als ob sie einfach verschwunden wären. Vielleicht migrierten die meisten Menschen und nahmen die Steine, ihre angestammte Identität, mit.» Eine Analyse der Überreste der Menschen, die zur Zeit der Errichtung der Blausteine in Stonehenge begraben wurden, scheint diese Theorie zu bestätigen. Sie zeigt, dass einige von ihnen aus dem Westen Englands, möglicherweise aus Wales, stammten.
Da nur wenige der Stonehenge-Steine direkt mit Waun Mawn in Verbindung gebracht werden können, glauben die Archäologen auch, dass weitere Monolithen aus anderen Steinkreisen aus Wales stammen könnten, die Teil des neuen Monuments wurden. Parker Pearson vermutet, dass Waun Mawn nicht der einzige Steinkreis war, der zu Stonehenge beigetragen hat: «Vielleicht gibt es in Preseli noch mehr Steinkreise, die darauf warten, gefunden zu werden. Wer weiss? Jemand wird das Glück haben, sie zu finden.»
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