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Zweiter Wahlgang in 5 Kantonen
SP-Sensation oder SVP-Sieg? Was uns heute erwartet

Wind of Change am Rheinfall.
In Schaffhausen zittert Anti-Abzocker-Held Thomas Minder um seinen Sitz im Ständerat, Ex-AL- und jetzt SP-Kandidat Simon Stocker greift nach der Sensation. Wie konnte es dazu kommen? Mit Schauplatz vom direkten Duell Minder vs. Stocker bei Tele Top.
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Die Kantone Zürich, Aargau, Solothurn, Tessin und Schaffhausen bestimmen heute ihre definitive Ständeratsvertretung für die nächsten vier Jahre. Klar ist bereits jetzt, dass die Mitte auch in der neuen Legislatur die stärkste Kraft im Stöckli sein wird. Zusätzlich zu den gesicherten 13 Sitzen kann die Mitte noch zwei dazugewinnen. Auch die SP hofft auf zwei zusätzliche Sitze und könnte so die grünen Verluste im linken Lager kompensieren. Die SVP hat noch vier Kandidaten im Rennen, dazu den parteilosen Thomas Minder, der der SVP-Fraktion angehört. Im Kanton Zürich ist offen, ob die SVP oder die GLP nach längerer Absenz in den Ständerat zurückkehrt.

Schaffhausen: Wird der Abzocker-Schreck abgewählt?

Im Kanton Schaffhausen fordert der 20 Jahre jüngere SP-Kandidat Simon Stocker den 62-jährigen Thomas Minder heraus. Der Eigentümer der Mundwasser- und Zahnpastafirma Trybol landete im ersten Wahlgang überraschend hinter Stocker nur auf dem dritten Platz. Bereits gewählt ist hingegen der bisherige SVP-Vertreter Hannes Germann.

Entscheidend für Minder und Stocker werden die Stimmen der FDP-Basis sein. Zwar rangen sich die Freisinnigen für den zweiten Wahlgang zu einer Wahlempfehlung für Minder durch, gleichzeitig schalteten lokale FDP-Grössen der Stadt Schaffhausen Inserate für Stocker. Gut möglich, dass sich der Kanton für die neue Kraft entscheidet. Minder, der durch seinen Kampf gegen Abzocker-Manager bekannt wurde, sitzt seit mittlerweile zwölf Jahren im Ständerat. Stocker ist erst rund drei Jahre SP-Mitglied und begann die politische Karriere als Mitbegründer der Alternativen Liste. Seit seiner Zeit in der Schaffhauser Stadtregierung gilt er als moderater Linker.

Aargau: Alle gegen Giezendanner

Auch im Aargau findet um den verbliebenen Sitz ein Zweikampf statt. SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner lag im ersten Wahlgang 38’000 Stimmen vor seiner Kontrahentin Marianne Binder (Mitte). Doch trotz des grossen Vorsprungs ist das Rennen offen. Denn der Sohn des früheren SVP-Nationalrats und Fuhrhalters Ulrich Giezendanner hat nicht bloss das Mitte-links-Lager gegen sich. Auch in der FDP machten sich trotz offizieller Wahlempfehlung für Giezendanner namhafte Stimmen für Binder stark, so Nationalrat Matthias Jauslin und die frühere Ständerätin Christine Egerszegi.

Benjamin Giezendanner, SVP-AG, wartet an seinen Einsatz an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 12. September 2023 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Portrait von Nationalraetin Marianne Binder-Keller, Mitte-AG, am Rand der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 21. September 2021 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Rückenwind erhält Binder auch von jenen vier Frauen von SP, Grünen, GLP und EVP, die im ersten Wahlgang selbst um einen Ständeratssitz kämpften. Die Frage lautet für die Aargauerinnen und Aargauer also nicht nur: SVP oder Mitte? Sie entscheiden auch, ob neben dem bereits gewählten Thierry Burkart (FDP) ein zweiter Mann oder eine Frau den Kanton vertreten soll.

Tessin: Geht der linke Sitz an die Mitte oder die FDP?

Im Tessin sind noch beide Sitze offen. Im ersten Wahlgang lag SVP-Präsident Marco Chiesa über 10’000 Stimmen vor dem zweitplatzierten Fabio Regazzi (Mitte). Chiesa sollte deshalb die Wiederwahl mühelos schaffen. Spannend ist hingegen der Kampf um den zweiten Sitz. Neben Regazzi treten Alex Farinelli von der FDP sowie Greta Gysin von den Grünen nochmals an.

Marco Chiesa, Parteipraesident SVP und Staenderat SVP-TI, reagiert kurz vor der Elefantenrunde der Parteipraesidenten, im Vorzimmer des Nationalrats, am Wahltag der Eidgenoessischen Parlamentswahlen, am Sonntag, 22. Oktober 2023, im Bundeshaus, in Bern. Die Schweizer Buergerinnen und Buerger waehlen das Bundesparlament mit den beiden Kammern Nationalrat und Staenderat. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Alex Farinelli, FDP-TI, spricht fuer die Kommission an der ausserordentlichen Session der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 11. April 2023 im Nationalrat in Bern. Die ausserordentliche Session wurde einberufen, um ueber die Finanzbeschluesse des Bundesrats zur Rettung der Grossbank Credit Suisse CS und deren Uebernahme durch die UBS zu debattieren. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Nationalrat Fabio Regazzi, Mitte-TI, am Dienstag, 19. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Gaëtan Bally)
Nationalraetin Greta Gysin, GP-TI, am Mittwoch, 20. September 2023 im Bundeshaus in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)

Gysin hat nur geringe Chancen, da sie im ersten Wahlgang ihr Wählerpotenzial mit rund halb so vielen Stimmen wie Chiesa weitgehend ausgeschöpft hat. SP-Kandidat Bruno Storni tritt zum zweiten Wahlgang nicht mehr an. Damit dürfte die Tessiner Linke nach dem Rücktritt von SP-Ständerätin Marina Carobbio ihren Sitz in der kleinen Kammer verlieren.

Die linke Wählerschaft könnte jedoch das Rennen zwischen Regazzi und Farinelli entscheiden. Wenn ein Teil der Linken die zweite Stimme FDP-Nationalrat Farinelli gibt, könnte dieser Regazzi überholen und den Sprung ins Stöckli schaffen. Regazzi, Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, lag im ersten Wahlgang nur knapp vor dem FDP-Kandidaten.

Solothurn: Mitte-links oder Mitte-rechts?

Ein Plakat von Staenderatskandidat Christian Imark, SVP-SO steht auf einem Feld, am Sonntag, 24. September 2023, in Schnottwil. Am 22. Oktober 2023 finden die National-und Staenderatswahlen statt.(KEYSTONE/Peter Schneider)

Franziska Roth (SP) und Christian Imark (SVP) lieferten sich im ersten Wahlgang ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Schluss lag die Sozialdemokratin 1500 Stimmen vor dem SVP-Kandidaten und belegte hinter dem wiedergewählten Pirmin Bischof (Mitte) den zweiten Platz. Imark wird offiziell für den zweiten Wahlgang von der FDP unterstützt, die mit ihrem Kandidaten nicht mehr antritt.

Allerdings könnte ein Teil der freisinnigen Wählerschaft auch Roth wählen, die für eine pragmatische linke Politik steht. Denn die SVP verärgerte die FDP bei den Nationalratswahlen, weil sie eine Listenverbindung mit Mass-voll einging. Imark hat sich in den letzten Jahren als AKW-Befürworter und strammer Gegner des CO2-Gesetzes sowie der Energie-Wende profiliert. Die Mitte hat keine Wahlempfehlung abgegeben, aber auch hier könnte Roth entscheidende Stimmen holen. Der SP könnte in Solothurn eine Überraschung gelingen. Sollte sich Imark durchsetzen, wäre er der erste Solothurner SVP-Ständerat.

Ein Plakat von Staenderatskandidatin Franziska Roth, SP-SO, steht auf einem Feld, am Sonntag, 24. September 2023, in Grenchen. Am 22. Oktober 2023 finden die National-und Staenderatswahlen statt.(KEYSTONE/Peter Schneider)

Zürich: Kehrt die SVP oder die GLP ins Stöckli zurück?

SVP-Nationalrat Gregor Rutz distanzierte Tiana Moser im ersten Wahlgang um satte 50’000 Stimmen. Dennoch ist der Ausgang für den zweiten Wahlgang offen, und die 44-jährige GLP-Fraktionschefin hat durchaus Chancen, ihren 51-jährigen Kontrahenten zu überholen. Voraussetzung ist, dass sich die Anhängerschaft von SP und Grünen an die Urne bewegt. Zudem dürfte Moser auch auf Stimmen aus der FDP angewiesen sein. Das Gleiche gilt aber auch für Rutz. Er braucht die Stimmen der FDP, um die grünliberale Gegnerin zu schlagen. (Alles zum Rennen in Zürich finden Sie in unserer Live-Berichterstattung.)

Interview und Portrait von Tiana Angelina Moser und Gregor Rutz, die beiden Kandidaten für den zweiten Ständerats Sitz..
10.11..2023
(URS JAUDAS/TAGES-ANZEIGER)

Letztmals war die Zürcher SVP von 1998 bis 2007 mit Alt-Regierungsrat Hans Hofmann in der kleinen Kammer vertreten. Seither ist die Partei immer gescheitert, obwohl sie mit ihren Schwergewichten Ueli Maurer und Christoph Blocher antrat. Zuletzt versuchte es Roger Köppel vergeblich. Auch Rutz politisiert stramm auf Parteilinie, was ein Vorteil für Moser sein könnte. Schafft sie die Wahl, vertritt nach Verena Diener zum zweiten Mal eine GLP-Frau den Kanton Zürich im Stöckli.