Debatte um «And Just Like That…»Sport ist Mord
Vorsicht, Spoiler: Ein Held stirbt in der neuen «Sex and the City»-Nachfolgeserie nach dem Work-out auf einem Fitnessvelo. Ist das der Tod des Heimtrainings?
In der gerade auf Sky gestarteten Fortsetzung der Kultserie «Sex and the City» mit dem Titel «And Just Like That» sind die Figuren in ihren Fünfzigern angekommen. Irgendwann in Folge eins steigt Mr. Big alias Chris Noth mit seinem Wohlstandsbäuchlein auf seinen Heimtrainer des Premiumherstellers Peloton. Für ein energisches, wie sich herausstellen wird, fatales Work-out.
Als Carrie, also Sarah Jessica Parker, nach Hause kommt, findet sie Mr. Big sterbend auf dem Boden, Herzinfarkt nach der Schinderei. Stellt sich die dringende Frage: Ist das Training auf dem Peloton wirklich so gefährlich? Um in Zeiten von Corona irgendeine Form von Ausgleich zu finden, gehen ja inzwischen selbst grösste Sportverweigerer laufen, machen Online-Yogakurse oder versuchen, irgendwie noch ein Fitnessvelo zu ergattern, um sich alles abzustrampeln und die Homeoffice-Rückenschmerzen loszuwerden.
Fitnessvelos sind wegen hoher Nachfrage und weltweiter Lieferengpässen kaum noch zu kriegen. Das Modell von Mr. Big, das Peloton, hat die Besonderheit, dass man sich mit einem integrierten Tablet in Live-Fitnesskurse einwählen und zu lauter Musik einsam, aber nicht allein in die Pedale treten kann.
Folge eins des «Sex and the City»-Revivals löste beim US-Hersteller sofort die erwartbare Kommunikationskaskade aus. Man habe von dem Serienauftritt des Heimtrainers nicht gewusst, von product placement könne selbstverständlich nicht die Rede sein.
Und die Kardiologin Suzanne Steinbaum, Mitglied des Health-und-Wellness-Beirats von Peloton, sagte in einem Statement: «Mr. Big führte einen Lebensstil, den viele als extravagant bezeichnen würden – mit Cocktails, Zigarren und Steaks –, und er war ernsthaft gefährdet, da er in der letzten Staffel 6 bereits ein kardiales Ereignis hatte.» Half alles nichts, die Botschaft ist hier schweissperlenklar: Sport ist Mord. Das machte sich auch sofort auf dem Aktienmarkt bemerkbar. Nach Erscheinen der Folge sackte die Peloton-Aktie fünf Prozent ab.
«Er lebt»
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Heimtrainer zum TV-Star wird. Kevin Spacey bekam als Politiker Frank Underwood in «House of Cards» von seiner Frau einen Water Rower geschenkt, ein Rudergerät, damit er was für sein Herz tut. Laut «Wall Street Journal» schossen jedes Mal, wenn eine neue Staffel von «House of Cards» bei Netflix online ging, die Bestellungen für den Water Rower in die Höhe. Tödlich war der allerdings nicht, bis heute wird das Ding im Internet als «das Rudergerät aus House of Cards» beworben.
Ob der Tod von Mr. Big den Tod des Hometrainers bedeutet? Ausgerechnet jetzt, nach dem pandemiebedingten Erfolg? Peloton gibt sich aber nicht geschlagen, sondern produzierte rasend schnell einen Werbeclip, der Mr. Big (wohlauf und bestens gelaunt) mit einer Peloton-Trainerin zeigt. Der Titel: «He's alive.»
Big hat sich dort offenbar erholt und will wieder auf sein Fitnessvelo steigen. Eine Stimme aus dem Off sagt, dass normales Velofahren Herz, Lunge und Blutzirkulation stimuliere und verbessere, das Risiko von Herzerkrankungen reduziere, die Herzmuskeln stärke, den Ruhepuls reduziere und die Blutfettwerte senke. Gute Nachrichten also an Mr.-Big-Fans: Der Mann lebt, in einem gesünderen Werbeparalleluniversum.
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