Spitalstreit im Zürcher OberlandKnall in Wetzikon: Gesamter Spital-Verwaltungsrat tritt ab
Im Streit um die Zukunft des Regionalspitals in Wetzikon kommt es zu einem Schnitt: Mit dem Führungswechsel könnte eine neue Lösung gefunden werden.

- Der ganze Verwaltungsrat des Spitals Wetzikon zieht sich zurück.
- Die Aktionärsgemeinden des Spitals begrüssen diesen Schritt.
- Ein Sanierungskonzept soll mit gerichtlicher Zustimmung umgesetzt werden.
- Gläubiger sollen auf 65 bis 70 Prozent der Schulden verzichten.
Der fünfköpfige Verwaltungsrat des Spitals Wetzikon tritt ab. «Für die Mitglieder des Verwaltungsrates der GZO AG ist (…) der geeignete Zeitpunkt gekommen, um Hand zu bieten für eine Nachfolgelösung», schreibt das Spital in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Ein Sanierungskonzept sei aufgegleist, und wenn das Bezirksgericht Hinwil der Überführung der provisorischen in die definitive Nachlassstundung per 31. Dezember 2024 zustimme, erhalte das Spital die Zeit, um das Sanierungskonzept umzusetzen, heisst es weiter.
Aus für Präsident Kündig
Damit tritt auch der langjährige Verwaltungsratspräsident Jörg Kündig ab, der auch Gemeindepräsident von Gossau und FDP-Kantonsrat ist. Unter seiner Führung hatte das Spital vor zehn Jahren den Neubau des Spitals und dessen Finanzierung mit einer 170-Millionen-Anleihe aufgegleist.

Das Vorhaben erwies sich als zu ehrgeizig: Die Refinanzierung der Anleihe per Juni 2024 gelang nicht. Und weil der Kanton nicht helfend einsprang, flüchtete sich das Spital in die Nachlassstundung. Das bedeutet, dass die Betreibungen gegen das Spital derzeit nicht bearbeitet werden und ein Konkurs vorerst abgewendet wird. Der Spitalbetrieb läuft wie gewohnt weiter.
Verzichten Gläubiger auf viel Geld?
Der Neubau steht neben dem jetzigen Spital, ist aber nicht fertiggestellt. Die Bauarbeiten stehen seit Mai still, auch der Totalunternehmer Steiner AG ist in Nachlassstundung.
Ein Sanierungskonzept wurde Ende Oktober vorgestellt. Dieses sähe den Verzicht auf viel Geld vonseiten der Finanzierer vor – 65 bis 70 Prozent der 170 Millionen. Ob die Gläubiger mitmachen, ist allerdings noch unklar. Einzelne Gläubiger haben ein alternatives Sanierungsprogramm mit steigenden Zinsen vorgestellt, das wiederum vom Spital abgelehnt wird.
Gemeinden begrüssen Rücktritt
Das Spital Wetzikon gehört zwölf Gemeinden aus dem Zürcher Oberland. Diese Gemeinden haben am Mittwoch ebenfalls mit einer Medienmitteilung reagiert und den kollektiven Rücktritt des Verwaltungsrats begrüsst: «Er kommt für sie [die Gemeinden] zum richtigen Zeitpunkt. Dadurch wird der Weg geebnet, das Zielbild eines Spitals Wetzikon der Zukunft mit neuen Kräften weiter zu konkretisieren.»
Was damit genau gemeint ist, bleibt vorerst unklar. Ebenso, wer neu in den Verwaltungsrat kommt. Die Gemeinden setzen eine Findungskommission ein und wollen den Verwaltungsrat «in den kommenden Monaten zeitlich gestaffelt mit fachlich geeigneten Führungspersönlichkeiten (…) besetzen, die das Vertrauen der Bevölkerung im weiteren politischen Prozess gewinnen können», wie es heisst.
Fusion mit Spital Uster?
Dem Vernehmen nach ebnet der Wechsel in der strategischen Spitalführung den Weg, ernsthafte Diskussionen über ein Zusammengehen oder gar eine Fusion mit dem benachbarten Spital Uster zu führen. Dieses musste kürzlich von dessen Trägergemeinden gerettet werden. Sie schossen 33 Millionen Franken ein.
Die Aktionärsgemeinden des Spitals Wetzikon prüfen ebenso, ob sie einen Teil der Sanierung tragen sollen. Es geht um eine Kapitalerhöhung im Umfang von 45 bis 55 Millionen Franken. Bis Ende Jahr wollen die Gemeinden in der Finanzierungsfrage einen Schritt weiter sein, in der Mitteilung ist von einer «Plausibilisierung des Antrags» die Rede.
Volksabstimmungen in einem Jahr
Danach müssen die Stadt Wetzikon und die elf Gemeinden Bäretswil, Bauma, Bubikon, Dürnten, Fischenthal, Gossau, Grüningen, Hinwil, Rüti, Seegräben und Wald einen Grundsatzbeschluss fällen.
Entsprechende Anträge an die Stimmberechtigten würden bis im Frühling 2025 ausgearbeitet, so dass die Volksabstimmungen in den einzelnen Gemeinden Ende 2025 oder Anfang 2026 erfolgen könnten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.