US-Gesundheitsminister rügt KlinikenSpitäler verweigern Schwangeren trotz Komplikationen eine Abtreibung
Im US-Bundesstaat Missouri wurde einer Frau trotz ernsthaften Schwangerschaftskomplikationen eine Abtreibung verweigert. Gesundheitsminister Becerra und kündigte eine Untersuchung an.
Zwei Krankenhäuser im Mittleren Westen der USA haben nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Washington Bundesgesetze gebrochen, indem sie einer Frau mit ernsthaften Schwangerschaftskomplikationen eine Abtreibung verweigerten. «Glücklicherweise hat die Patientin überlebt. Aber sie hätte niemals das furchtbare Martyrium durchmachen dürfen, das sie erleben musste», erklärte Gesundheitsminister Xavier Becerra und kündigte eine Untersuchung an.
Mylissa Farmer aus Joplin im Bundesstaat Missouri war im August in der 17. Schwangerschaftswoche die Fruchtblase geplatzt. Sowohl in ihrem örtlichen Krankenhaus als auch im 240 Kilometer entfernten Kansas City war ihr eine Abtreibung verweigert worden. Die Verwaltungen hatten rechtliche Schwierigkeiten befürchtet.
Frau drohte lebensbedrohliche Infektion
Ärzte hatten erklärt, dass die Schwangerschaft nicht weiter fortbestehe und dass Farmer eine lebensbedrohliche Infektion drohe, zugleich aber entschieden, dass sie keine Abtreibung vornehmen könnten, weil das Herz des Fötus schlug.
Schwangere musste «durch drei Staaten, bevor sie schliesslich drei Tage später Hilfe erhielt»
Frauenrechtlerinnen des National Women’s Law Center reichten daraufhin Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde für Krankenhäuser ein, die an dem staatlich geförderten Gesundheitsprogramm Medicare teilnehmen. «Mylissa hat erhebliche Schmerzen, Angst und Demütigungen erlitten, weil diese Krankenhäuser sich über das medizinische Urteilsvermögen ihrer Ärzte hinweggesetzt haben», kritisierten die Frauenrechtsaktivistinnen am Montag. «Voller Trauer und Angst um ihr Leben musste sie stundenlang fahren, durch drei Staaten, bevor sie schliesslich drei Tage später Hilfe in Illinois erhielt».
Abtreibungen sind in Missouri verboten, es gibt aber Ausnahmen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Kansas City liegt ebenfalls in Missouri, das Krankenhaus befindet sich jedoch in einem Vorort jenseits der Grenze, im Bundesstaat Kansas, wo Abtreibung bis zur 22. Schwangerschaftswoche erlaubt ist.
Gesundheitsminister Becerra erklärte, er habe die Krankenhäuser landesweit angeschrieben, um sie an ihre «berufliche und gesetzliche Pflicht» zu erinnern, in medizinischen Notlagen Abtreibungen anzubieten, unabhängig von der Rechtslage im jeweiligen Bundesstaat.
Das Abtreibungsrecht ist eines der am meisten umkämpften gesellschaftspolitischen Themen in den USA. Der Oberste Gerichtshof des Landes hatte im vergangenen Juni das seit fast 50 Jahren geltende Grundsatzurteil «Roe v. Wade» aufgehoben, das ein landesweites Grundrecht auf Abtreibungen verankert hatte. Damit bekamen Bundesstaaten das Recht, Schwangerschaftsabbrüche massiv zu beschränken oder ganz zu verbieten. Zahlreiche konservative Bundesstaaten haben dies bereits getan. (Lesen Sie dazu: «Der Texas-Trick: Wie US-Bundesstaaten neu die Verfassung aushebeln».)
AFP/aru
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