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Spielerinnen sollen gefördert werden
Das Schweizer Frauenhockey ist auf dem Vormarsch

Switzerland forward Lara Stalder reacts after scoring against Czechia during the first period of the bronze medal IIHF Women's World Hockey championship game in Brampton, Ontario, on Sunday, April 16, 2023. (Nathan Denette/The Canadian Press via AP)
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In den vergangenen Monaten hat sich einiges im Schweizer Frauenhockey getan. Mit dem HC Davos, dem SC Bern und dem EV Zug starten gleich drei National-League-Clubs im September mit ihren Frauenteams in die neue Saison – wenn auch in unterschiedlichen Ligen. Während Davos und Bern ganz oben in der  Postfinance Women’s League spielen, bestreitet Zug seine Partien eine Liga weiter unten in der SWHL B. Damit mischen in den höchsten beiden Frauenligen drei neue National-League-Clubs mit, insgesamt sind acht von 14 vertreten.

Für den HCD und den SCB sind die Frauenteams eine Premiere. Davos hat vergangenen Dezember die Lizenz des HC Thurgau Indien Ladies übernommen, der neu in der SWHL B spielen wird. Der SC Bern hingegen hat den EV Bomo Thun diesen Juni teilintegriert. Der Thuner Club wurde in SC Bern Frauen umbenannt und behält seine Lizenz.

Beim EVZ ist es ein zweiter Anlauf. Der Club hatte vor rund 15 Jahren sein Frauenteam wegen fehlender finanzieller Mittel aufgelöst. Diesen Januar wurde nun eine neue Equipe aufgestellt, mit der Zug direkt in der obersten Liga einsteigen wollte. Dieses Vorhaben stiess jedoch bei vielen Clubs auf Kritik. Sie hatten den Eindruck, übergangen zu werden. Der Schweizerische Eishockeyverband (SIHF) entschied sich schliesslich für einen Einstieg in der zweithöchsten Liga – und hielt damit an seinem Entscheid vom vergangenen November fest.

Damals beschloss der Verband, dass National-League- und Swiss-League-Clubs neu in der zweithöchsten Frauenliga einsteigen können statt wie bisher in der vierthöchsten. Diese Möglichkeit ist aber nicht der einzige Schritt des Verbands, um das Frauenhockey in der Schweiz zu fördern.

Mehr Präsenz dank Livestreams

Vergangenen Juli wurden die Ausbildungsstrukturen zugunsten der Spielerinnen angepasst, und mit Kathrin Lehmann wurde erstmals eine Frau in den Verwaltungsrat gewählt. Seit diesem Januar werden alle Spiele der Women’s League live vom kostenpflichtigen Onlineportal red.sport gestreamt, und mit der Postfinance hat die höchste Frauenliga erstmals einen Hauptsponsor. «Damit erhalten die Clubs mehr Präsenz und finanzielle Unterstützung», sagt Patrick Bloch, CEO des Schweizer Eishockeyverbands.

Und es sind noch weitere Förderungsschritte geplant. So will der Verband für die Nachwuchsrekrutierung, das Frauen-Schiedsrichterwesen und die Professionalisierung des Fraueneishockeys Konzepte erstellen. Mit diesen Schritten hätte er in kurzer Zeit viel erreicht, sagt Bloch. «Es geht aber auch darum, die erstellten Konzepte nun in die Tat umzusetzen. Das braucht Zeit.»

Le top scorer PostFinance fribourgeois David Desharnais, droite, salue les PostFinance player escort, lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre le HC Fribourg-Gotteron, HCFG, et le Lausanne HC, LHC, ce samedi 18 fevrier 2023, a la patinoire de la BCF Arena a Fribourg. (PostFinance/KEYSTONE/Adrien Perritaz)

Dass so viele Clubs und auch der Verband auf einmal auf Frauenhockey setzen, hat unterschiedliche Gründe. Zum einen haben Firmen begonnen, das Potenzial des Sports zu erkennen, und beteiligen sich nun mit einem Sponsoring. Zum anderen sei für die Sponsoren das Thema Gleichstellung in den letzten Jahren wichtiger geworden, weshalb sie sich nun in diesem Bereich engagieren wollten, sagt Bloch.

Für ein Umdenken haben auch die vielen Rücktritte vieler junger Spielerinnen gesorgt. Wer späte Trainingszeiten hat, jedes Wochenende Spiele bestreitet, neben dem Eishockey einem 80- oder 100-Prozent-Job nachgeht und unbezahlte Ferientage beziehen muss, macht dies «auf eigene Rechnung». Kommen noch Trainings und Reisetage mit dem Nationalteam dazu, bleibt kaum Zeit für Erholung, was dazu führt, dass viele bereits mit Anfang 20 ausgebrannt sind. «Frauen-Eishockey wird in der Schweiz leider noch immer mehrheitlich auf Amateurebene gespielt», sagt Bloch. Es müssten Strukturen geschaffen werden, die es den Spielerinnen ermöglichten, zumindest als Halbprofi Eishockey spielen zu können.

Auch beim Nachwuchs muss etwas passieren

Damit es überhaupt genügend – und genügend gute – Spielerinnen gibt, um ausgeglichene Meisterschaften und ein starkes Nationalteam zu haben, muss auch bei den Juniorinnen etwas geschehen. «Es gilt, in Zukunft mehr Mädchen und junge Frauen für das Eishockey zu begeistern. Nur so können wir den Fortbestand der Teams sicherstellen», sagt Bloch. Dass sich zu wenig Mädchen für den Sport begeistern, ist derzeit jedoch nicht der Fall. «Viel schwieriger ist der Schritt vorher: diejenigen Mädchen zu erreichen und anzusprechen.» Auch der finanzielle Aspekt darf nicht vergessen gehen. Bloch sagt: «Eishockey ist ein teurer Sport, der es Eltern nicht immer erlaubt, dass ihre Kinder ihn ausüben können.»

Dass Clubs eigene Projekte starten, um das weibliche Geschlecht zu fördern, begrüsst der Verband. «Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Frauenteam aufzubauen. Je professioneller die Strukturen hinter einem Team sind, desto besser sind die Bedingungen für die Spielerinnen», sagt Bloch. Diese Entwicklungen kommen auch dem Nationalteam zugute.

Denn im Ausland, besonders in Nordamerika, finden Eishockeyspielerinnen bereits professionelle Strukturen vor. «Sie können sich vielfach voll und ganz auf ihren Sport konzentrieren und müssen tagsüber nicht arbeiten.» Trotz aller Bemühungen: Davon ist die Schweiz noch ein gutes Stück entfernt.