Mission Polaris Dawn«Es ist herrlich», sagt Milliardär Jared Isaacman mit Blick auf die Erde
Weiter weg waren Menschen seit den Mondlandungen nicht mehr: Die ersten privaten Laienraumfahrer haben ihre Kapsel für einen riskanten Weltraumspaziergang verlassen.
Rund 740 Kilometer über der Erde hat die Crew der privaten Mission Polaris Dawn ihren risikoreichen Weltraumspaziergang begonnen. Auf Live-Bildern des privaten Raumfahrt-Unternehmens Spacex war zu sehen, wie der Milliardär Jared Isaacman im Raumanzug aus der Luke des Crew Dragon kam.
«Es ist herrlich», sagte der 41-Jährige, während er sich an der Aussenseite der Kapsel an einer Metallstruktur namens Skywalker festhielt und die Erde unter ihm vorbeizog.
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Der Ausstieg hatte eigentlich schon 8.23 Uhr MESZ früher beginnen sollen. Ein Grund für die Verzögerung wurde von Spacex zunächst nicht genannt.
Vorbereitend hatte die Polaris-Dawn-Crew einen sogenannten Pre-Breathe-Prozess durchlaufen. Dabei wird dem Blut langsam Stickstoff entzogen, damit das Gas keine Bläschen in Gewebe und Blutkreislauf bildet, wenn sich der Druck ändert.
Heikelste Phase
Die Ausseneinsatzphase ist der riskanteste Zeitraum der gesamten Mission, wie der ehemalige Astronaut Ulrich Walter erklärte. Anders als bei Einsätzen an der Raumstation schweben die Laien-Raumfahrer Isaacman und Sarah Gillis bei ihrem jeweils 20-minütigen Ausflug aber nicht frei im Weltraum, sondern sind die komplette Zeit über Fussschlaufen an einer Art Leiter befestigt.
Daher benötigten sie auch keinen gesonderten Bagpack mit Atemluft, sondern würden über einen Schlauch versorgt, sagte Walter.
Anders als die Raumstation ISS besitzt der Crew Dragon keine Schleuse für Ausstiege. Deshalb mussten alle vier Privat-Astronauten an Bord in ihre Raumanzüge schlüpfen – weil sie ebenfalls dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt waren und es keine Atemluft mehr in der Kabine gab.
Laien als Raumfahrer
Das wirklich Besondere an Polaris Dawn sieht Raumfahrtexperte Walter darin, dass keiner der vier Menschen an Bord ein herkömmlich ausgebildeter Raumfahrer ist. «Isaacman ist zwar schon mal geflogen, aber er ist eigentlich wie auch Kidd Poteet nur Jetpilot.» Die beiden Frauen hätten gar keine entsprechende Ausbildung.
«Für mich ist das ein Zeichen für Fortschritt in der Raumfahrt: Die Technik ist so einfach zu bedienen, dass man keine herkömmlich ausgebildeten Astronauten dafür braucht», sagte Walter. «Es gab auch mal extra ausgebildete Fahrstuhlführer – bis die Technik so fortgeschritten war, dass jeder einen Aufzug bedienen konnte.»
Den Sinn der Mission sieht der Raumfahrtexperte daher auch weniger in den Experimenten, von denen nichts Grossartiges zu erwarten sei. «Es geht um Weltraumtourismus», sagt er. «Es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass auch Menschen wunderbar fliegen können, die keine erfahrenen Astronauten sind.»
Milliardär als Kommandant
Der milliardenschwere Unternehmer Isaacman führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit Spacex-Gründer Elon Musk, der am Boden blieb.
Mit Isaacman und der Spacex-Angestellten Gillis waren der ehemalige Jetpilot Kidd Poteet und die Spacex-Mitarbeiterin Anna Menon an Bord des Crew Dragon mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas aus ins All gestartet.
Am weitesten entfernt seit Mondmissionen
Die Kapsel befindet sich in einer hoch elliptischen Bahn. «Vom erdfernsten Punkt in 700 Kilometern Höhe steigt sie herab auf ihren erdnächsten Punkt in 200 Kilometern Höhe, um dann wieder auf 700 Kilometer aufzusteigen.» Weil der Weltraumspaziergang nur am erdfernsten Punkt stattfinden solle – «da sieht man am meisten von der Erde» – verschiebe sich der Ausstieg um jeweils 100 Minuten.
Spacex zufolge handelt es sich um die grösste Entfernung von Menschen zur Erde seit den letzten Apollo-Missionen zum Mond in den frühen 1970er-Jahren. Zum Vergleich: Die Raumstation ISS befindet sich in etwa 400 Kilometern Höhe. Der Mond ist rund 384’000 Kilometer weit entfernt.
Spacex profiliert sich als Raumanzug-Hersteller
Die Raumfahrenden tragen Anzüge, die Spacex entwickelt hat. Wenig bescheiden heisst es dazu auf der Website von Polaris Dawn: «Für den Bau einer Basis auf dem Mond und einer Stadt auf dem Mars werden Tausende von Raumanzügen benötigt. Die Entwicklung dieses Anzugs und die Durchführung der Weltraumspaziergänge sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem skalierbaren Design für Raumanzüge zukünftiger Langzeitmissionen.»
Die bisherigen Raumanzüge erfüllen die Anforderungen an eine Serienfertigung nicht, was die Tests des über Jahre entwickelten Raumanzugs von Spacex zu einem Meilenstein auf dem Weg zur industrialisierten Raumfahrt macht.
DPA/AFP/aeg/oli
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