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SP-Ticket für Bundesratswahl
Pult glänzt, Jositsch räuspert sich und der Sonnyboy klopft Sprüche

Die Bewerbenden für die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset präsentierten sich am Montag in Genf (von links): Roger Nordmann, Evi Allemann, Jon Pult, Moderatorin Maria Bernasconi, Daniel Jositsch, Matthias Aebischer und Beat Jans.
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Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Dieses Bonmot gilt nach den Nationalratswahlen für alle Parteien, besonders aber für die Sozialdemokraten. Die SP Schweiz muss die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset regeln. Um maximal auf sich aufmerksam zu machen, hat die Partei am Montagabend in Genf die Roadshow ihrer Kandidatin und ihrer fünf Kandidaten eröffnet.

Vor einem wichtigen Wahltag steht auch die SP Genf. Sie muss am Sonntag den Ständeratssitz von Carlo Sommaruga verteidigen. So eröffnete Sommaruga die Bundesrat-Roadshow in Genf gleich selbst, redete seine Partei sowie sich selbst stark und umriss deren wichtigste Anliegen: Sicherung der Kaufkraft, Sicherung akzeptabler Krankenkassenprämien und Schaffung einer 13. AHV-Rente. Doch welche Pläne haben die Bundesratskandidaten, sollten sie am 13. Dezember in die Landesregierung gewählt werden? Und wie mächtig sind sie der französischen Sprache?

«Vielleicht war das nicht ideal letztes Jahr, vielleicht habe ich Fehler gemacht.»

Daniel Jositsch über seine letztjährige Kandidatur

Der jüngste Kandidierende legte gleich furios los. «Je suis Jon», präsentierte sich Jon Pult den Gästen in bestem und auch fliessendem Französisch. Er repräsentiere eine neue SP-Generation, sei in Guarda geboren, in Mailand aufgewachsen, schliesslich in Chur gelandet, habe in Zürich studiert, in Graubünden politisiert und arbeite nun im Nationalrat. 

Während Pult rhetorische Hochglanzprospekte in eigener Sache ins Publikum warf (und für seine Ausführungen über die Schweiz in der Welt später Spontanapplaus bekam), hatte Daniel Jositsch einen schweren Stand. Dafür sorgte die ehemalige Genfer SP-Nationalrätin Maria Bernasconi, die als Conférencière durch den Abend führte und den Zürcher als Erstes auf seine Kandidatur – oder Nicht-Kandidatur? – für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga ansprach.

«Un peu beaucoup» kritisiert

Jositsch startete mit einem längeren Räuspern in die Debatte. «Vielleicht war das nicht ideal letztes Jahr, vielleicht habe ich Fehler gemacht.» Er sei «un peu beaucoup», kritisiert worden, kritisierte der Zürcher Ständerat. 60 Stimmen habe er im ersten Wahlgang bekommen, seine Chancenlosigkeit sei damit faktisch belegt gewesen. «Für mich waren es zu wenige Stimmen, um mich vor der Bundesversammlung zu erklären», so Jositsch. Aber natürlich würde er das heute anders machen. Damit war für ihn das Thema beendet, und das Publikum schien auch nicht nachtragend zu sein.

Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann – bei der Sommaruga-Nachfolge bereits offizielle Kandidatin – hatte für Jositsch eine gute Nachricht. Die SP sei «die Partei der Gleichheit», hielt sie fest. Es sei gut, wenn zu einer Bundesratswahl Frauen und Männer anträten.

«Mittelgewicht» Aebischer

Der Berner Nationalrat Matthias Aebischer sorgte in Genf für die Lacher des Abends. Von Maria Bernasconi als «SP-Sonnyboy» angesprochen, witzelte Aebischer, man werfe ihm auch vor, «kein Schwergewicht» zu sein. Er sei «ein Mittelgewicht», aber stolz darauf, was er in Bern leiste, so Aebischer. Das Roadshow-Format schien Aebischer nicht sonderlich zu behagen. «Wir sind auf einem SP-Podium, alle sagen mehr oder weniger dasselbe», stellte er fest.

Wer auch immer aus ihrer Runde gewählt werde, bekomme eine Hauptaufgabe: das Wiederherstellen einer gesellschaftlichen Kohäsion und sozialer Gerechtigkeit, analysierte Jon Pult. Dazu zählt er höhere Renten und bezahlbare Krankenkassenprämien. «Die Gesellschaft wird weiter altern, die Prämien werden steigen, aber die Spitzenmedizin muss in diesem Land allen zur Verfügung stehen», skizzierte Daniel Jositsch die Problemlage.

Roger Nordmann signalisierte, sich nicht vor solch schwierigen Aufgaben zu ängstigen. Falls er in den Bundesrat gewählt wird, wünscht er sich das Innendepartement. «Es ist das Departement mit dem grössten Handlungsspielraum», so Nordmann. Er werde jene Aufgabe übernehmen, die er bekomme, sagte hingegen Jositsch. «Je me débrouille», ich finde mich dann schon zurecht.

Die soziale Gerechtigkeit ist auch für Beat Jans eine Hauptsorge. Der Regierungspräsident von Basel-Stadt hat aber noch ein anderes Anliegen: Als Bundesrat würde er mehr als heute versuchen, Probleme mit den Nachbarländern zu lösen, auch wenn er mit Blick auf die Verhandlungen für ein Rahmenabkommen mit der EU zugibt: «Der Schutz der Schweizer Löhne bleibt ein grosses Problem.»