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Jahrzehntelang in der Vergessenheit
Sowjetische Filmadaption von «Herr der Ringe» aufgetaucht

Wie man die Protagonisten eigentlich kennt: Ian McKellen (links) als Gandalf und Elijah Wood als Frodo in Peter Jacksons «Der Herr der Ringe: Die Gefährten».
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30 Jahre lang wurde die sowjetische Fernsehadaption der populären «Herr der Ringe»-Saga für verloren geglaubt. Nun wurde die Verfilmung überraschend auf Youtube veröffentlicht, wie «The Guardian» berichtet. Der Fund erfreut Fans der Mittelerde-Trilogie weltweit.

Der Fernsehfilm namens «Khraniteli» (auf Deutsch «Hüter» oder «Wächter»), basiert auf J. R. R. Tolkiens erstem Band «Die Gefährten». Der sowjetische Low-Budget-Film wurde 1991 – also zehn Jahre vor Peter Jacksons erster Verfilmung – ausgestrahlt und stammt aus einer merklich anderen Ära.

Obwohl man die Protagonisten wiedererkennen kann, ist diese psychedelisch anmutende sowjetische Neuinterpretation eine ganz andere Erfahrung als Jacksons epische Filmversion. Die Kostüme und Kulissen sehen ziemlich unbeholfen und unrealistisch aus, die Spezialeffekte wirken veraltet, und viele Szenen lassen den Film eher wie eine Theaterproduktion aussehen, schreibt der Autor von «The Guardian». Auch die omnipräsente Weichzeichnung wirke etwas passé. Dennoch scheint die altmodische Filmadaption für viele Zuschauer ein nostalgisches Bedürfnis zu befriedigen.

Film wurde nur einmal ausgestrahlt

«Es ist so absurd und ungeheuerlich, wie es göttlich und grossartig ist. Der Eröffnungssong ist besonders schön. Danke an denjenigen, der diese Rarität gefunden hat», schreibt ein Youtube-Nutzer begeistert.

«Fans haben Archive durchforstet, aber diesen Film jahrzehntelang nicht gefunden», schreibt «World of Fantasy», eine russischsprachige Publikation, die über Adaptionen von Tolkiens Werk schreibt. «Es sollte eine Statue für die Person errichtet werden, die den Film gefunden und digitalisiert hat», schreibt ein anderer Social-Media-Nutzer.

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Der 105-minütige Film wurde angeblich nur ein einziges Mal im Fernsehen ausgestrahlt, bevor er in den Archiven des Fernsehsenders «Leningrad TV» verschwand. Nur wenige wussten von seiner Existenz, bis der Nachfolger des Senders, 5TV, den Film letzte Woche plötzlich in zwei Teilen auf Youtube veröffentlichte. Innerhalb von wenigen Tagen verzeichneten die Videos rund 800’000 Aufrufe. Die Clips sind zwar auf Russisch, die automatisch generierten englischen oder deutschen Untertitel von Youtube reichen aber aus, um das Wesentliche der Handlung verstehen zu können.

Übersetzung lange Zeit verboten

Ältere TV-Adaptionen und auch Übersetzungen von Tolkiens Werk waren in der Sowjetunion schwer zu finden. Laut «The Guardian» sind einige davon überzeugt, dass die Geschichte über eine Allianz von Menschen, Elfen und Zwergen, die gegen eine totalitäre östliche Macht kämpfen, der sowjetischen Zensur zum Opfer fiel.

Ein weiterer Grund für die spärlichen Übersetzungen könnte sein, dass die komplizierte Handlung des Werks und Tolkiens sprachliche Erfindungen es schwierig machten, sie ins Russische zu übersetzen.

Die erste sowjetische Übersetzung von «Die Gefährten» entstand 1966 im Samisdat, mehr als ein Jahrzehnt nach der Veröffentlichung von Tolkiens gleichnamigem Buch. Unter «Samisdat» wird die Verbreitung von alternativer, nicht systemkonformer «grauer» Literatur verstanden. Während Sowjetzeiten wurde die Weitergabe von Literatur ohne offizielle Druckgenehmigung als antisowjetische Agitation und Propaganda verstanden und wurde mit Ausweisung, Lagerhaft und Verbannung bestraft.

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Die erste offiziell veröffentlichte Übersetzung erschien erst 1982. Die Übersetzung des zweiten und dritten Teils, «Die zwei Türme» und «Die Rückkehr des Königs», folgte Jahre später. 1985 strahlte «Leningrad TV» eine erste Low-Budget-Adaption von «Der Hobbit» aus. 1991, kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion, soll es nebst «Khraniteli» eine Zeichentrickversion gegeben haben, die aber weitgehend zerstört wurde.

Tolkiens Werke begeistern auch heute noch Menschen weltweit. Zurzeit warten Mittelerde-Fans gespannt auf die «Herr der Ringe»-Serie von Amazon Prime. Die erste Episode soll noch dieses Jahr auf der Streamingplattform zu sehen sein.