Beautytrend «Fake Freckles»Tätowierte Sommersprossen für einen «natürlichen» Look
Früher wollte man sie weghaben, heute lassen sich Frauen die kleinen Flecken auf das Gesicht stechen. Nicht immer mit dem gewünschten Ergebnis.
Es sind nur ein paar, verteilt auf Nase, Wangen und Stirn. Winzige Tüpfli, aber mit grosser Wirkung: Patty Llukes findet, die «Märzefläckli», wie sie die Sommersprossen nennt, machten sie herziger, jünger und ein bisschen kecker auch. Das bestätigt auch ihr Mann.
Jugendlich und natürlich will die 35-jährige Kosmetikerin aus St. Gallen aussehen. Aber naturgegeben sind ihre Sommersprossen nicht: Sie habe zwar Pigmentflecken am ganzen Körper, nur im Gesicht leider nicht. Deshalb hat sie sich die Sommersprossen, sogenannte Fake Freckles, tätowieren lassen.
Märzefläckli sind der Beautytrend der Saison. Heute werden die Pigmentflecken nicht mehr überschminkt oder mit Bleichungscreme bekämpft. Pfiffige junge Frauen mit Sommersprossen werben für Bodylotion, Shampoo oder für einen Boxverein nur für Frauen. Seit der deutsche Social-Media-Star Twenty4Tim kürzlich im «Dschungelcamp» auf RTL mit Henna-Tupfen im Gesicht auftrat, experimentieren nicht nur seine Millionen Follower mit Henna-Farbe, die bis zu zwei Wochen halten soll.
«Für einen Look wie von der Sonne geküsst.»
Rabea Kühn, Inhaberin der Blashy-Kosmetikstudios in Zürich, ist spezialisiert auf semipermanente Sommersprossen-Tattoos, fast täglich setzt sie Kundinnen Pünktchen ins Gesicht – «für einen Look wie von der Sonne geküsst», wie sie sagt. Ein Look, der jedoch nicht allen steht: Am natürlichsten wirken Sommersprossen bei rot- oder braunhaarigen Menschen mit sehr heller Haut. Und jung sollte man sein, ab 35 rate sie eher davon ab.
Die wie zufällig verteilten Tüpfli auf Nase, Wangen und Stirn sollen niedlich wirken – oder ein bisschen frech, wie Pippi Langstrumpf, die wohl berühmteste Sommersprossen-Trägerin überhaupt. Ihre Kundinnen seien in der Regel extrovertierte Frauen, die sich etwas trauten, sagt die Spezialistin für permanentes Make-up. Doch nur die wenigsten stehen zu ihren falschen Märzefläckli.
Auch Natalie (38) möchte nicht mit Nachnamen in der Zeitung stehen. Dass sie Extensions in den Haaren und falsche Wimpern trage, dass der Lidstrich und die Augenbrauen künstlich seien, sei kein Geheimnis. Aber dass ihre Sommersprossen nicht echt sind, soll niemand wissen. Das passe nicht zum natürlichen Touch, den ihr die süssen Märzefläckli auf Nase und Wangen verleihen sollen.
Rabea Kühn – «ich liebe meine natürlichen Sommersprossen» – rät jeder Kundin, erst mit einem Augenbrauenstift auszuprobieren, ob sie sich mit den Punkten im Gesicht auch wohlfühlt. Und selbstverständlich finde immer eine ausführliche Beratung statt, um herauszufinden, wo die Punkte auch passten – Nase, Stirn oder bloss im Wangenbereich?
Wie bei einem Tattoo werden Farbpigmente mit einer Tätowiermaschine in die Haut gestochen. «Allerdings nur in die oberste Hautschicht, es blutet deshalb auch nicht.» Die Prozedur dauert rund eine Stunde und kostet 250 Franken. Aber es müsse gut überlegt sein, sagt Rabea Kühn, denn ihre Fake Freckles hielten je nach Lebensstil eineinhalb bis zwei Jahre.
Wie lange die tätowierten Sommersprossen sichtbar seien, sei jedoch sehr unterschiedlich, sagt Caroline Rindlisbacher, die Präsidentin des Fachverbands für Permanent Make-up (PMU). Sie geht von zwei bis sechs Jahren aus – eine lange Zeit, vor allem, wenn die Sommersprossen nicht der Erwartung entsprechen oder der Trägerin schlicht verleidet sind. Das erlebe sie leider oft, sagt die Expertin.
«Sehen selten natürlich aus»
Caroline Rindlisbacher warnt vor den Fake Freckles. Denn die Tupfen würden sich verändern, sie verblassen, seien aber meist noch jahrelang als graue Schatten sichtbar. «Die jungen Frauen wollen frisch und natürlich aussehen, doch graue Flecken im Gesicht wirken weder frisch noch natürlich.»
Kommt dazu: Jede Kosmetikerin könne Fake Freckles anbieten, Auflagen gebe es keine, umso wichtiger sei es, sich zu informieren. Denn Sommersprossen zu pigmentieren, sei keine Routinearbeit, «in den wenigsten Fällen sehen die Tupfen natürlich aus». Nase und Wangen seien besonders heikel, da gebe es kein Verstecken: «Nase und Wangen sind immer an vorderster Front.»
Caroline Rindlisbacher weiss, wovon sie spricht, immer wieder melden sich Frauen bei ihr, die missglückte Punkte loswerden wollen. Dann bleibe nur die Behandlung mit dem Laser, wobei das Entfernen teurer als das Tätowieren sei.
Zurück im rosafarbenen Blashy-Studio. Kundin Patty Llukes hat keine Bedenken, dass die Märzefläckli ihr verleiden oder zu grauen Schatten werden könnten.
Was man aber wissen müsse, bemerkt PMU-Artist Rabea Kühn: Nach der Behandlung seien die Punkte ein paar Tage lang sehr ausgeprägt. «Ich sah aus wie das Sams», sagt Patty Llukes. Wie das kindliche Fabelwesen mit Rüsselnase, rotem Borstenhaar und dicken blauen Punkten im Gesicht. Dennoch hat sie sich entschlossen, ihre herzigen Tüpfli demnächst noch stärker betonen zu lassen.
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