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Geldblog: Aktientipp
Soll ich bei Swiss Steel einsteigen?

Alles möglich: Swiss-Steel-Aktionäre benötigen starke Nerven.

Wir haben Swiss-Steel-Aktien – vormals Schmolz und Bickenbach – zum Einstandspreis von 3.20 Franken im Portfolio. Mit dem Einstieg von Martin Haefner als Mehrheitsaktionär stellt sich die Frage, ob ein Zukauf zum aktuellen Tiefstkurs Sinn macht. Wie sehen Sie die mittelfristige Zukunft? Leserfrage von R.M.

Bei Aktien wie Swiss Steel muss man sich gut überlegen, was die Motivation für einen Kauf ist. Will man spekulieren und hofft auf einen raschen Turnaround mit Kurserholung? Oder will man sich langfristig beim Stahlkonzern engagieren, weil man überzeugt ist, dass für das Unternehmen nach einer Restrukturierung wieder gute Tage kommen? Der optisch tiefe Kurs verlockt zu Spekulation. Nur die Tatsache, dass die Aktie nur noch wenig kostet, bedeutet indes keineswegs, dass Sie gemessen an den künftigen Gewinnerwartungen auch wirklich günstig ist. Die Aktie kann wieder sinken.

Da Sie bereits Aktien von Swiss Steel im Depot haben und für diese weit mehr bezahlt hatten als der Titel heute gehandelt wird, frage ich mich, ob Sie wirklich ein noch höheres Klumpenrisiko eingehen wollen. Falls Sie überzeugt sind, dass bei Swiss Steel tatsächlich die Wende kommt, können Sie dies tun. Sie müssen sich aber bewusst sein, dass Sie bei dieser Aktie auch alles verlieren können.

Aus meiner Sicht ist Swiss Steel eine Hochrisikoanlage. Alles ist möglich. Daher sollte man meines Erachtens bei diesem Titel nur dabei sein, – egal, ob spekulativ oder langfristig orientiert – wenn man bereit ist, auch sein ganzes Geld zu verlieren. Die Tatsache, dass der Besitzer des Autokonzerns Amag inzwischen auch Hauptaktionär bei Swiss Steel ist, darf zwar durchaus als Pluspunkt gewertet werden. Ein starker Ankeraktionär ist gerade in einer Krisensituation, in der sich Swiss Steel befindet, ein klarer Vorteil, da selbst einschneidende Entscheide einfacher gefällt werden können.

Dennoch haben Sie auch bei einem Ankeraktionär nie eine Garantie, dass seine Einschätzung richtig ist. Auch als Grossaktionär kann man sich irren oder aber eine an sich richtige Restrukturierung kann sich bei negativen Marktverhältnissen letztlich doch nicht als erfolgreich erweisen. Damit will ich sagen, dass man sich selbst dann, wenn bekannte Namen bei einem Unternehmen eingestiegen sind, nicht darauf verlassen sollte, dass alles gut kommt. Auch Grossaktionäre verlieren manchmal Geld – meist können sie es aber besser verkraften als Kleinaktionäre.

Die Pandemie könnte auch im laufenden Jahr den Geschäftsgang der Stahlfirma erneut belasten.

Aus meiner Sicht ist ein Turnaround bei Swiss Steel möglich. Der Weg dahin ist aber steinig und lang. Dass der Konzern nicht so rasch zur Ruhe kommen wird, hat auch der neuste Wechsel an der Spitze gezeigt. VR-Präsident Heinrich Christen musste aufgrund seiner kolportierten Verwicklungen in einen schmutzigen Machtkampf bei der Unternehmensberatungsfirma Ernst&Young auf Geheiss von Grossaktionär Martin Haefner kurzfristig seinen Stuhl räumen. An der Generalversammlung vom 27. April 2021 wird Jens Alder in den Verwaltungsrat gewählt werden und danach das Präsidium übernehmen. Positiv ist, dass Alder die Firma kennt. Er hatte das Präsidium bereits in den Jahren 2019/20 inne, ehe er im Dezember 2020 abtrat. Solche Turbulenzen an der Firmenspitze kosten immer Energie und sind für einen Turnaround sicher nicht förderlich.

Auch unabhängig davon ist der Stahlhersteller angeschlagen und schreibt rote Zahlen. Im letzten Jahr hat die Coronakrise die sich anbahnende Erholung gleich wieder zunichte gemacht. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf 2,29 Milliarden Euro und der Absatz ging um 16 Prozent auf 1535 Kilotonnen zurück. Letztlich resultierte ein Fehlbetrag von 310,2 Millionen Euro. Immerhin ist Swiss Steel für das laufende Jahr zuversichtlicher. Doch noch ist die Coronakrise nicht ausgestanden. Die Pandemie könnte auch im laufenden Jahr den Geschäftsgang der Stahlfirma erneut belasten. Die abgeschlossene Kapitalerhöhung dürfte auf der Finanzseite aber mehr Stabilität bringen. Dennoch stufe ich die Aktien von Swiss Steel weiter als riskant ein. Ein rascher Turnaround ist meines Erachtens unrealistisch. Wer Aktien von Swiss Steel hält, braucht wie Amag-Besitzer Martin Haefner für sein Engagement einen langen Schnauf und die Bereitschaft, im negativen Fall auch Geld zu verlieren.