Versicherung PaxDas neue Modell der beruflichen Vorsorge sollte sorgfältig geprüft werden
Die Versicherung Pax kombiniert zwei Modelle der beruflichen Vorsorge und verspricht die Vorteile aus zwei Welten. Ob sich das lohnt, ist jedoch fraglich.

Die Versicherungsgesellschaft Pax verspricht mit einem neuen Produkt in der beruflichen Vorsorge, Sicherheit und die Chance auf eine attraktive Rendite zu kombinieren. Es trägt den verheissungsvollen Titel «Pax Duostar». Die Versicherung hofft, viele Unternehmen davon überzeugen zu können, damit diese sich ab Anfang des kommenden Jahres mit ihren Vorsorgeeinrichtungen anschliessen. Doch erhalten Firmen und ihre Angestellten mit diesem Produkt tatsächlich die Vorteile aus zwei Welten? Und was sollten sie vor einem Vertragsabschluss kritisch prüfen?
Das Produkt kombiniert zwei Modelle der beruflichen Vorsorge. Erstens geht es um die Vollversicherung. Diese ist bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU) beliebt. Sie müssen sich keine Sorgen machen, dass auf einmal die garantierten Renten nicht mehr zu 100 Prozent ausfinanziert sind, weil beispielsweise das angelegte Vorsorgekapital aufgrund eines schlechten Börsengangs schrumpft. Denn bei einer Vollversicherung trägt die Versicherungsgesellschaft das gesamte Risiko. Aufgrund strenger Vorgaben der Finanzmarktaufsicht wird das Vorsorgekapital in der Regel aber sehr konservativ angelegt. Die tiefere Rendite führt auch zu einer entsprechend schlechteren Verzinsung des Altersguthabens der Versicherten.
Zweitens geht es um die teilautonome Lösung. In diesem Modell tragen die Vorsorgeeinrichtungen und ihre Versicherten das Risiko. Im Gegenzug gibt es mehr Spielraum, um mit Aktien höhere Renditen und Verzinsungen zu ermöglichen.
Ein Modell, das zwei Welten vereint
Bei «Pax Duostar» wird nun das Vorsorgekapital je zur Hälfte als Vollversicherung und als teilautonome Lösung mit deutlich grösserem Aktienanteil verwaltet. Die Versicherten haben also für 50 Prozent ihres Altersguthabens eine sichere Lösung, bei der die Pax das Risiko trägt. Und für die andere Hälfte wird eine attraktivere Verzinsung in Aussicht gestellt, bei der das Risiko allerdings bei den Versicherten liegt.
Ob das Sinn macht, ist fraglich. «Ein teilautonomes Modell mit einer vorsichtigen Anlagestrategie führt zum gleichen Ergebnis wie eine Aufteilung in Vollversicherung und teilautonom», sagt Pensionskassen-Experte Marco Jost von der Beraterin PPCMetrics in Zürich. Mit anderen Worten: Sowohl bei Sicherheit als auch bei Rendite können Unternehmen bei einer teilautonomen Lösung mit ähnlichen Bedingungen rechnen wie mit dem «Duostar». Wer sich trotzdem für das Angebot von Pax interessiert, sollte vor Vertragsabschluss die Gebühren, die den Versicherten verrechnet werden, mit einem Konkurrenzangebot vergleichen: Da Pax ein Produkt mit zwei verschiedenen Strategien verknüpft, dürften Aufwand und Kosten dafür kaum sinken.
Alternative zum Ausstieg aus Vollversicherung?
Schliesslich ist bemerkenswert, dass das Geschäft mit der Vollversicherung in den vergangenen Jahren unter Druck geraten ist. Mehrere Gesellschaften sind ausgestiegen, weil bei konservativen Anlagen in Obligationen aufgrund des anhaltend tiefen Zinsniveaus kaum noch Gewinnmargen möglich sind. 2018 kündigte beispielsweise mit der AXA ein grosser Player den Rückzug aus diesem Geschäft an. Als Folge wechselten viele KMU zu anderen Anbietern mit einer Vollversicherung. Denkbar ist, dass die Pax einen sanften Umstieg ermöglichen will, ohne bisherige Kunden allzu sehr vor den Kopf zu stossen. Die Pax betont aber auf Anfrage, dass sie ihren Kunden weiterhin auch eine reine Vollversicherung anbietet.
Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels stand im Titel, beim neuen Modell der beruflichen Vorsorge sei Vorsicht geboten. Der neue Titel erfasst den Inhalt des Artikels präziser.
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