AboHelene Fischer vor 130’000 ZuschauernSogar das Ende der Sintflut kann sie timen
Beim Mega-Giga-Superlativ-Konzert von Helene Fischer in München halten nicht alle dem Regen stand. Der Rest bekommt die volle Schlager-Salbung – und beinahe einen einzigartigen, politischen Moment.
Will man Deutschland verstehen, muss man zu Helene Fischer. Will man verstehen, warum 130'000 Menschen schweineteure Hotelzimmer buchen, per Inlandsflug von Flensburg nach München reisen, im Starkregen ausharren, während nicht nur Wasser von oben, sondern Autoscooter-Moderationen samt Wolfgang Petry von vorn aus den Boxen einprasseln, dann muss man an diesem Abend aufs Messegelände in München. Man muss gesehen haben, was dieses Land an diesem Abend durchmacht. Rausch, Regen, Tränen, Florian Silbereisen.
Knapp drei Stunden bis zum Konzertbeginn, die Stimmung ist komplett im Eimer. Es schüttet aus Kübeln auf schätzungsweise 50'000 Perlenohrringe und Gelstachel-Frisuren, Schnauzbärte, Halbglatzen und Gänseblumenkränze, vom Bauingenieur bis zur Steuerberaterin alles dabei, ja, es schüttet auf den guten, deutschen Mittelbau, auf die Säulen des Landes, die hierher gepilgert sind. Zum Mega-Giga-Rekord-Event, zum bisher grössten Helene Fischer-Konzert, zum einzigen Deutschland-Konzert in diesem Jahr, 130'000 Zuschauer, zum erfolgreichsten Star Deutschlands, zur Schlager-Königin, zu ihrer «Helene».
Donner grollt vom schwarzen Himmel und mit ihm das Gerücht, das Konzert könnte abgesagt werden. Funksprüche krächzen aus Securitytaschen, der Autoscooter-Moderator schreit nicht mehr «Müncheeen! Seid ihr noch da?», sondern schickt Müncheeen weg, in die trockenen Messehallen, wohin die nassen Plastik-Matrjoschkas (Regenponcho: 5 Euro) dann fluchend stapfen.