Alles nur wegen seines BartesSo schaffte es ein Basler, bei «Star Wars» mitzuspielen
Klemens Trenkle liess sich nach dem Tod seines Vaters einen Trauerbart wachsen. Das veränderte sein Leben.
An der Bar vor Klemens Niklaus Trenkle steht James Bond (Daniel Craig). Plötzlich beginnt eine Schiesserei. Trenkle wirft seinen Tisch um und versteckt sich dahinter. Zu sehen ist diese Szene im James-Bond-Film «Quantum of Solace»: «Leider ist von mir nur noch meine Glatze zu sehen», sagt Trenkle lachend. Der 57-Jährige ist Statist, oder Supporting Actor, wie er selber sagt: «Ich mag die Bezeichnung Statist oder Komparse nicht. Ich sehe mich als Profi. In England kann man recht vernünftig davon leben. Dort machen das auch viele ältere Semester.»
Doch wie endet ein Basler in einem internationalen Blockbuster? Klemens Trenkles Werdegang ist verschlungen, ja sogar schräg. Aufgewachsen im noblen Bruderholzquartier, Lateinmaturität – und dann der Bruch: «Ich hatte die Schnauze voll von der Schule und wollte nicht studieren», sagt Trenkle. Stattdessen stieg er ins Musikgeschäft ein, zog seinen eigenen Instrumentenhandel auf und legte die Basis für das Schweizer Museum für elektronische Musikinstrumente. Als Hobby drehte er eigene Filme – und war Supporting Actor. «Damals sah ich jedoch völlig 08/15 aus. Ich wurde immer für Rollen als Polizist, Lehrer oder geschniegelter Vater gecastet.»
Das änderte sich, als Trenkles eigener Vater starb: «Mein Vater trug immer einen Bart. Deshalb liess ich mir einen Trauerbart wachsen. Seither habe ich ihn nicht mehr abgeschnitten.» Der Grund: Plötzlich erhielt Klemens Trenkle Rollen, die er viel lieber spielte als den properen Mann. «Mein Bart wurde zu meinem Markenzeichen. Dieses Jahr wird er elf Jahre alt.»
Sein markantes Gesichtshaar war wohl auch der Grund dafür, dass er für den Film «Solo: A Star Wars Story» als Supporting Actor ausgesucht wurde. Die Dreharbeiten fanden in den Pinewood Studios bei London statt. Trenkle erzählt, wie er sich in den Pausen in einen schwarzen Umhang hüllen musste, damit Paparazzi keine Bilder der Kostüme schiessen konnten.
Hollywood-Schauspieler Woody Harrelson sei absolut cool: «Wir wurden jedoch angehalten, nicht zu viel mit den Hauptdarstellern zu sprechen, weil sie sich konzentrieren müssen.» Trenkle spielte einen «bärtigen, abstrusen Typen mit einem riesigen Hut». Mit funkelnden Augen erzählt er, wie er bei einem Roboterkampf aggressiv in die Kamera schreien musste und dabei vom Regisseur angefeuert wurde. Leider fiel die Szene dem Schnitt zum Opfer. Und als viele der Szenen nachgedreht werden mussten, hatte Klemens Trenkle keine Zeit, weil er am Basel Tattoo seinen jährlichen Auftrag als Bühnenmeister erfüllte.
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Dafür wurde er für eine millionenteure Super-Bowl-Werbung mit «Star Wars»-Thema aufgeboten: «Für diese Werbung wurde das originale Bühnenbild nochmals aufgebaut. Im Spot sieht man mich nicht nur, man hört mich auch lachen», sagt Trenkle. International zu sehen war Trenkle beispielsweise auch in der Amazon-Filmproduktion «The Aeronautes», in der er mehrere Verkäufer spielte, oder in der koreanischen Netflixserie «Crash Landing on You», für die einige Szenen in Interlaken gedreht wurden.
Doch wie schafft man es als Schweizer ohne offizielle schauspielerische Ausbildung, Statistenrollen in internationalen Filmen wie «Solo: A Star Wars Story» und James Bond oder in Netflixserien zu ergattern? Es ist sehr viel banaler, als man erwarten könnte: mithilfe des Internets. Die Castings werden auf Websites wie popmanagement, Ronorp und 451.ch ausgeschrieben. Interessiert sich Trenkle spezifisch für einen Film, sucht er aktiv nach den Kontakten im Internet. Aktuell sei er für die Netflixserie «Neumatt» vorgesehen.
Für solche Einsätze erhält Trenkle in England beispielsweise zwischen 120 und 200 Pfund pro Tag: «Das ist nicht verdammt viel, aber allein der Spass und die Connections sind es wert.» Werbung zahle viel besser.
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In der TV-Werbung und auf Plakaten war Trenkle dank seines Bartes schweizweit schon unzählige Male als Santiglaus (zum Beispiel für Coop und Manor) oder als Bauer beziehungsweise Einsiedler (für Swisscom und Sony) zu sehen.
In Schweizer Filmen und Musikvideos spielte er diverse Haupt-, Neben- und Statistenrollen – beispielsweise als vermeintlich alkoholabhängiger Selbsthilfegruppe-Besucher (mit Danny Trejo!), Kinderschänder oder Waldmensch. «Am liebsten spiele ich Abtrünnige. Persönlich würde ich beispielsweise nie jemanden ermorden. Doch einen Mörder zu spielen, hat seinen Reiz. So zu spielen, dass ich einen Mord nachvollziehen kann und die Zuschauer Angst vor mir haben, ist gar nicht so einfach.»
Zurzeit produziert Trenkle in und um Basel den Pilotfilm zur Science-Fiction-Serie «Die Träume der Anderen».
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Im Moment denkt der 57-Jährige nicht daran, seinen Bart abzuschneiden. Eines ist für ihn jedoch klar: Zum properen 08/15-Image will er nicht mehr zurück – egal ob mit oder ohne Bart.
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