Analyse zur WM-KombinationSo macht sich der Skisport lächerlich
Als würden sich Elefanten im Seiltanz versuchen: Wird die Kombination im Weltcup nicht aufgewertet, hat sie auch an einer WM nichts verloren.
Die Nummer 7 ist im Ziel. Und der Fernseher kann getrost ausgestellt werden. Der Mist ist geführt, die Medaillen vergeben. Die Kombination: eine Farce.
Vier Fahrerinnen kommen an diesem Montag an der WM in Cortina d’Ampezzo ernsthaft infrage für die Top 3: Mikaela Shiffrin, Petra Vlhova, Michelle Gisin, Wendy Holdener. Letztere scheidet aus, die anderen drei holen die Medaillen. Es wird nicht reich, wer auf dieses Ergebnis gewettet hat.
Weil diese vier technisch begnadeten Skifahrerinnen dummerweise auch ganz gut Super-G fahren können, starten sie auch zum Slalom früh. Zu diesem wird in der Reihenfolge angetreten, in der sie im ersten Teil ins Ziel kamen. Es tötet die geringe Spannung noch ganz, Vlhova, die Letzte des Podest-Trios, startet als Siebte.
Bei den Männern ist das Feld ein klein wenig offener, aber nur ein klein wenig. Gut ein halbes Dutzend Athleten ist gut genug für einen Podestplatz. Wohl verstanden: Dafür können diese Fahrer und erst recht die Medaillengewinner nichts. Im Gegenteil, sie beweisen gerade mit ihrer Leistung in der Kombination und auf eisiger Piste, welch aussergewöhnliche Könner sie sind. Nur ist der Anlass auf diese Art des Skisports nicht würdig.
«Wollen wir die Stars lächerlich machen?»
Die Gründe sind vielfältig. Die Kombination ist praktisch aus dem Weltcup verschwunden, einzig Wengen klammert sich noch an die Disziplin, die einst richtig spannend war. Für die Berner Oberländer ist sie als Freitagsrennen von Bedeutung, 20’000 bis 25’000 Zuschauer strömen dafür jeweils an den Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau.
Die Veranstalter der Lauberhornrennen waren zusammen mit Swiss-Ski die treibende Kraft hinter der Erhaltung des Wettbewerbs, letztlich wussten sie auch den Österreichischen Skiverband hinter sich. Doch der Skisport und – das vor allem – die meisten Skifahrer tun sich mit diesen Rennen keinen Gefallen. Mancher macht sich gar lächerlich.
Mühen sich Speedspezialisten zwischen den eng gesteckten Stangen ab, sieht das heute mitunter aus, als würden sich Elefanten im Seiltanz versuchen. Sie rutschen weg, produzieren Highsider, fädeln ein. Selbst Markus Waldner, der Rennchef beim Internationalen Skiverband (FIS), sagte einst: «Wollen wir die Stars wirklich lächerlich machen? Es braucht Veränderungen.»
Die Spezialisierung auf einzelne Disziplinen nahm in den letzten Jahren stets zu aufgrund der immer ausgeprägteren Materialunterschiede zwischen Slalom, Riesenslalom, Super-G und Abfahrt. Hinzu kommt: Weder bei den Frauen noch bei den Männern gibt es in diesem Weltcupwinter auch nur eine Kombination. Eine wäre angesetzt gewesen. In Wengen. Sie fiel dem Coronavirus zum Opfer.
Die Lösung wäre relativ einfach
Kein Wunder, hält sich der Ansporn für einen Abfahrer in engen Grenzen, zusätzliches Training in den Slalom zu investieren. Die Folgen sind dann an den Grossanlässen wie der WM zu sehen: Wer weniger als 5 Sekunden verliert, schafft es in der Frauenkombination in die Top 10. Bei den Männern liegt der Cut bei 3,86 Sekunden. Als die Entscheidungen in diesen Ranglistenregionen fallen, sind die Fernseher längst dunkel oder die Zuschauer eingeschlafen.
Dabei gäbe es eine relativ einfache Lösung, die Kombination wieder aufzuwerten. Ein Blick in die Vergangenheit würde helfen. An Rennwochenenden könnte es eine separate Kombinationswertung geben, bestehend aus der Abfahrt und des ersten Slalomlaufs. Das wäre Anreiz für Speedfahrer, auch Slalom zu trainieren.
Meint es die FIS wirklich ernst mit dieser Disziplin und will sie nicht, dass WM- oder Olympia-Rennen zur Farce verkommen, ändert sie schnellstmöglich etwas. Doch das scheint beim Verband keine Priorität zu haben. Lieber hätte man das lästige Anhängsel aus vergangenen Zeiten längst durch Parallelrennen ersetzt. Es wäre wenigstens konsequent gewesen.
Als Kompromiss gibt es nun an Titelkämpfen alles auf einmal, hineingepresst in zwei Wochen, 13 Medaillensätze in 14 Tagen. Auch an Olympia 2022 in Peking wird die Kombination ausgetragen. Und sich das Trauerspiel wiederholen.
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