Kalte JahreszeitSo kommen Gartentiere gut durch den Winter
Bald sinkt der Garten in die Winterruhe. Damit Tiere die kalte Jahreszeit gut überstehen, kann man ihnen behilflich sein.
Ein Garten ist nicht nur im Sommer ein Lebensraum, sondern auch im Winter – erst recht, wenn die Gärtnerin oder der Gärtner nachhilft. Sieben Überlebenshilfen für kleine und grosse Tiere, die keinen Rappen kosten.
Totholz
Für viele Käferarten, vor allem aber für die Holzkäfer ist totes Holz lebensnotwendig. Die Käferlarven ernähren sich vom Holzinnern und überstehen so den Winter. «Totholz für Käfer sollte mindestens teilweise an der Sonne liegen, da die Käfer den Winter als Larve überdauern und nach dem Ausschlüpfen im Frühling auf eine warme Umgebung angewiesen sind», erklärt Biologin und Käfer-Expertin Lea Kamber aus Biel.
Ein besonnter Asthaufen tut also gute Dienste. Erst recht, wenn zuerst das Erdreich 30 bis 50 Zentimeter tief ausgehoben und mit Totholz aufgefüllt wurde – so entstehen noch mehr Rückzugsmöglichkeiten, vor allem für Amphibien und Reptilien. Andere Arten, zum Beispiel der Zierliche Holzwespenbock, bevorzugen stehendes Totholz, etwa senkrecht aufgestellte dicke Äste oder Stämme. Wer etwas mehr Ästhetik möchte, kann aus langen Ästen auch eine Sichtschutzwand aufschichten.
Welche Form auch immer man wählt: Ideal ist, wenn Holz aus verschiedenen Zersetzungsstadien verwendet wird, da die Holzkäferarten unterschiedliche Vorlieben haben. Viele Prachtkäfer haben lieber frisch geschlagenes Holz, während der Sägebock und die meisten Rosenkäfer stark zersetztes Material bevorzugen.
Stauden
Etwas Laisser-faire im Staudenbeet muss sein über den Winter. «Vor allem einheimische Pflanzen mit dicken Stängeln sind für viele Insekten das ideale Winterquartier», weiss Naturgartenbauer Andreas Schild aus Spiez, der seit fast 40 Jahren auch im eigenen Garten Lebensräume für Tiere und Pflanzen fördert.
Königskerze, Geissbart, Kardendisteln oder auch Brombeerenranken sollten deshalb unbedingt stehen bleiben. Aber auch Futterpflanzen für Schmetterlinge wie Brennnesseln, viele Distelarten und andere sind wichtig, da an einigen von ihnen bereits Eier, Larven oder Puppen von Schmetterlingen hängen können.
Auch unter den am Boden liegenden Blättern und Stängeln finden Tiere Unterschlupf, beispielsweise Marienkäfer oder Hummeln.
Damit die kleinen Tierchen gut in der neuen Saison ankommen, sollten die Stauden so spät wie möglich, zwischen März und Mai, geschnitten werden.
Steinhaufen
Trockenmauern sind beliebte Rückzugsorte für viele Tiere. Doch auch schon ein intelligent aufgeschichteter Steinhaufen kann ähnliche Dienste leisten. Dazu wird am besten an einem sonnigen Standort 30 bis 50 Zentimeter tief Erdreich ausgehoben.
In das Loch werden grosse Flusssteine zu einem Haufen aufgetürmt. Dabei sollten möglichst viele Hohlräume entstehen – Amphibien und Reptilien werden den unteren Bereich gern als frostfreies Winterquartier beziehen. In die oberirdischen Hohlräume werden sich Laufkäfer, Wildbienen und Spinnen zurückziehen.
Für alle, denen dies zu unordentlich aussieht, hat Naturgartenbauer Andreas Schild aus Spiez eine Idee: alte Ziegel zu einem Mäuerchen aufstapeln. In die engen Zwischenräume verkriechen sich gern Molche, Blindschleichen, Spinnen und Laufkäfer.
Hecke
Sehr hilfreich in der kalten Jahreszeit sind Mischhecken. Hat es am Boden Laub oder Wildstauden, ziehen gern Käfer, Igel oder Kröten ein. Im Geäst tummeln sich Vögel – sofern die Gehölze ihnen Futter bieten.
Besonders hohen ökologischen Wert hat diesbezüglich die Vogelbeere, die von 40 Vogelarten genutzt wird. Oder der Weissdorn, der einen Beitrag für nicht weniger als 240 verschiedene Lebewesen leistet, wie Naturgartenexperte Andreas Schild sagt. Auch das Pfaffenhütchen und der Kreuzdorn sind bei Vögeln beliebt.
Wer nichts dergleichen hat und seine Hecke für den nächsten Winter noch aufwerten möchte: Solange der Boden nicht gefroren ist, können Sträucher gesetzt werden. Hilfreiche Informationen zu Pflanzen und ihrer Funktion im Ökosystem gibt es auf floretia.ch.
Rasensaum
Wer über den Winter hohes Gras stehen lässt, schafft damit ein Quartier für Schmetterlinge, zum Beispiel den Zitronenfalter, für Grashüpfer, Spinnen und andere Insekten.
Das lässt sich einfach umsetzen: Selbst wenn man die Wiese zum Spielen oder als Liegeplatz lieber kurz schneidet, kann man über den Winter einfach den äussersten Saum stehen lassen. Und als Experiment auch gleich noch im folgenden Jahr.
Je nach Gräsern und Blüten, die dort wachsen, werden sich Distelfinken, Schwalbenschwänze, Goldene Achten, Sandbienen und andere Tiere beobachten lassen.
Laub
«Die Natur kennt keinen Abfall», sagt Naturgartenfachmann Andreas Schild. Er plädiert dafür, dass Laub nicht der Grünabfuhr mitgegeben wird, sondern wo möglich liegen gelassen oder irgendwo im Garten zu einem Haufen zusammengetragen wird. Hier halten Igel gern Winterschlaf, aber auch Kröten oder Käfer, zum Beispiel der Gekörnte Laufkäfer oder der Goldlaufkäfer.
Wer das Laub trotzdem lieber einsammelt, sollte dies besser von Hand tun und auf Laubbläser verzichten. Insekten werden durch den Luftstrom tausendfach vernichtet.
Alte Bäume
Winterzeit ist Holzfällerzeit – wenn es einen Baum zu fällen gilt, passiert dies im Garten ebenfalls oft in den Wintermonaten.
Alte Bäume haben jedoch eine sehr wichtige Funktion für die verschiedensten Lebewesen, vor allem, wenn sie eine Baumhöhle haben. «Es dauert meist Jahrzehnte, bis sich in einem Baum eine Höhle bildet», sagt Käferexpertin Lea Kamber. «Da alte Bäume häufig gefällt werden, handelt es sich um einen sehr seltenen Lebensraum.» Viele Vögel, etwa der Steinkauz, brüten gern in Baumhöhlen, aber auch einige Käfer, etwa der Feuerschmied oder der Beulenkopfbock.
Während die Bedürfnisse der Vögel mit Nistkästen gestillt werden können, ist dies für die Käfer nicht möglich, da sie sich von dem abgestorbenen Baummaterial im Innern der Baumhöhle ernähren. Deshalb: Wer einen Baum mit Höhle hat im Garten, sollte diesen wenn möglich stehen lassen.
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