Kolumne «Miniatur des Alltags»So kann man die Nachbarn schnell kennen lernen
Vereiste Zufahrtswege können tückisch sein – aber auch zu unerwarteten Begegnungen führen.

Ich liebe Schnee. Ich mag es, wenn die dicken, weissen Flocken lautlos vom Himmel fallen und die Welt in eine Winterwunderlandschaft verwandeln.
Was ich weniger mag, ist das Fahren auf schneebedeckten Strassen. Und genau hier liegt der Hund begraben: Denn die Zufahrt zu unserem Haus führt über einen schmalen, leicht ansteigenden Weg. Im Winter lässt es sich fast nicht vermeiden, dass sich früher oder später Eis unter den Rädern befindet. Dann bleibt nur, an der entscheidenden Stelle beherzt aufs Gaspedal zu drücken, um das Auto heil vor die Haustüre bringen.
Das wusste ich vor elf Jahren noch nicht. Damals lag eine dicke Schneedecke über dem Bezirk Meilen, und ich wollte ein paar Sachen in unser zukünftiges Zuhause bringen. Leider kam das Unterfangen auf halbem Zufahrtsweg zum Stillstand. Dort nämlich spulten die Räder meines Fahrzeugs, und ich kam weder vorwärts noch rückwärts. Während ich manövrierte und schwitzte, erschien plötzlich ein Kopf zwischen der Thujahecke Richtung Nachbarsgrundstück, und ein älterer Mann zwängte sich zwischen den Bäumchen hindurch. Gleichzeitig näherte sich von der anderen Seite her ein weiterer Herr im gesetzten Alter. Zwei der künftigen Nachbarn, stellte sich heraus.
Dank deren tatkräftiger Unterstützung mit Kartons, Kies und Anweisungen gelang es, das Auto aus der misslichen Lage zu befreien. Charmant versicherten beide Helfer, sich selber bereits zigmal in ähnlicher Situation befunden zu haben und entfernten sich wieder vom Schauplatz.
Noch Jahre später denke ich beim Freischaufeln der Einfahrt immer mal wieder an die Hilfe der beiden «Nachbarsengel». Und dass es problemlos möglich ist, die Nachbarschaft bereits vor der Willkommensparty kennen zu lernen.
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