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Snowboard-King als subtiler Porträtkünstler

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Das Fotobuch heisst «Suddenly Last Summer» wie eines der berühmten Theaterstücke von Tennessee Williams. Mehr als den traumhaft schönen Titel haben die Porträts, die der russisch-schweizerische Snowboarder, Olympiasieger und talentierte Fotograf Iouri Podladtchikov letzten Sommer gemacht hat, allerdings nicht mit dem berühmten Drama gemein. Dieses feierte 1958 Premiere und wurde 1959 mit Elizabeth Taylor in der Hauptrolle verfilmt. Es dreht sich um damals weitgehend tabuisierte Themen wie Homosexualität, Prostitution, Kannibalismus und Wahnsinn.

Bei Podladtchikov sind unter dem Dramentitel hingegen Schwarzweissporträts von Männern, Frauen und Kindern versammelt, die in grösster Ruhe Modell sassen und direkt in die Kamera blickten. Ihre Ernsthaftigkeit – bei einigen Gesichtern ist es die Offenheit, die Trauer auch oder die Skepsis, die aus den Augen spricht – wirkt unmittelbar berührend.

Podladtchikovs Bilder entstanden während längerer Sitzungen mit den Porträtierten. Seine Fotos sind maximal davon entfernt, was wir tagtäglich in millionenfacher Ausführung als Selfie produzieren. Das Überraschende bei diesen Bilder ist vielmehr das völlige Fehlen von Posen, von Rollenspiel und Ablenkungsmanövern.

Wer vor seiner grossen analogen Kamera sitzt, die auf einem Stativ befestigt ist, der zeigt nichts anderes als sich selbst. Es geht hier um Momente der Wahrheit. Niemand könne dem Moment der Wahrheit entfliehen, wenn er auf diese Weise fotografiert werde, schreibt Verleger Dino Simonett im Vorwort des Buches. In unserer hektischen, oft hässlichen und oberflächlichen Gegenwart kommen einem die Bilder vor wie aus der Zeit gefallen.

Die Fotos entstanden während der Art Basel im Juni 2019 in der Verlagsgalerie von Simonett & Baer, die sich im Basler Quartier St. Alban befindet.