Zum fünften Mal in FolgeNationalbank senkt den Leitzins – zum letzten Mal?
Die Schweizerische Nationalbank macht den nächsten Schritt und senkt den Leitzins auf 0,25 Prozent. Wie es weitergeht, hängt wesentlich von Donald Trumps Handelspolitik ab.

Die Nationalbank hat zum fünften Mal in Folge ihre Geldpolitik gelockert und den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt. Zur Erinnerung: Im März, Juni und September 2024 hatte die Nationalbank den Leitzins ebenfalls um einen Viertelprozentpunkt gesenkt, im letzten Dezember dann sogar um einen halben Prozentpunkt.
Zuvor hatte die Notenbank ab Juni 2022 den damals negativen Leitzins in nur fünf Schritten auf 1,75 Prozent gehievt. Der Grund dafür war die markant gestiegene Teuerung, die sich seither wieder deutlich verringert hat. Gemäss den jüngsten Zahlen betrug sie im Februar noch 0,3 Prozent und lag damit so tief wie zuletzt im April vor vier Jahren. Und ohne die Mietzinssteigerungen wäre die Inflation zurzeit sogar unter null.
Die weiteren Wirtschaftsaussichten sind unsicher
Mit dem jetzigen Zinsschritt stelle die Nationalbank sicher, dass die monetären Bedingungen angesichts des schwachen Inflationsdrucks und der erhöhten Abwärtsrisiken für die Inflation angemessen bleiben, begründet die Nationalbank ihren Entscheid. Ausserdem seien die Wirtschaftsaussichten für die Schweiz deutlich unsicherer geworden.
Die Nationalbank werde deshalb wachsam bleiben und die Geldpolitik wenn nötig anpassen, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität von 0 bis 2 Prozent bleibe. Bei Bedarf sei sie ausserdem weiterhin bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein.
Der aktuelle Entscheid kommt nicht überraschend. Die meisten Fachleute hatten diesen im Vorfeld so erwartet. Trotzdem verlor der Franken etwas an Wert. Im Gegenzug legte der Euro gegenüber der Schweizer Währung zu.
Damit setzt sich der jüngste Trend fort. Unsicherheiten über die Zollpolitik von Donald Trump und Optimismus aufgrund der wirtschaftspolitischen Kehrtwende in Deutschland hatten dem Euro im Vergleich zu Währungen wie dem US-Dollar und dem Schweizer Franken zuletzt Auftrieb verliehen.
Die Nationalbank lässt die Tür für eine weitere geldpolitische Lockerung nach eigener Aussage offen. Die Wahrscheinlichkeit für eine nochmalige Leitzinssenkung hat jedoch mit dem jetzigen Entscheid abgenommen. Die meisten Analysten rechnen dieses Jahr nicht mit weiteren Senkungen.
«Die letzten Inflationszahlen sind nicht tiefer als von der Nationalbank erwartet ausgefallen», sagt Fredy Hasenmaile, Chefökonom bei der Bank Raiffeisen. «Und der Franken hat sich zuletzt etwas abgeschwächt. Damit besteht nicht unbedingt noch zusätzlicher Handlungsbedarf.»
Laut Philipp Burckhardt, Investmentstratege bei Lombard Odier, steht der Leitzins aktuell unter dem neutralen Zinssatz, wirkt also wieder leicht expansiv. «Die Nationalbank wird nun abwarten und beobachten.»
Geldpolitik hängt mit von Donald Trump ab
Das grosse Fragezeichen, was den Ausblick betrifft, ist Donald Trump. Lässt der US-Präsident den Handelskrieg weiter eskalieren, droht wirtschaftliches Ungemach. Die nächsten Ankündigungen werden im April erwartet. Dann will Trump seine Pläne zur Einsetzung «reziproker Zölle» bekannt geben.
Werden die Zollmauern zwischen den USA und ihren Handelspartnern hochgefahren – Trumps Zolldrohungen richten sich in erster Linie gegen Mexiko, Kanada, die EU und China, aber womöglich gerät auch die Schweiz ins Visier –, würde das Notenbanken weltweit ins Dilemma stürzen.
Einerseits wäre dann mit steigenden Preisen zu rechnen, was für eine straffere Geldpolitik sprechen würde. Andererseits würde die Konjunktur leiden, was geldpolitische Lockerungen erfordern würde. Wie sich die Notenbanken in diesem «stagflationären» Szenario verhalten, ist offen.
Mit betroffen wäre aber auch die Schweiz. Turbulenzen in der globalen Wirtschaft könnten schlimmstenfalls dazu führen, dass Anleger in den Franken flüchten, sagte Nationalbankpräsident Martin Schlegel vor den Medien. Die Nationalbank könnte sich in einem solchen Fall veranlasst sehen, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, um Schaden abzuwenden.
So oder so stärkt die Nationalbank den hiesigen Unternehmen mit ihrem jetzigen Entscheid den Rücken. Sie profitieren bis auf weiteres von günstigen Finanzierungskonditionen und einem günstigen Wechselkurs. Das kommt speziell Exportbetrieben mit Ausrichtung auf Europa zugute.
Saron-Hypotheken werden günstiger
Für Sparer ist der Entscheid dagegen negativ. Bereits im vergangenen Jahr waren die Zinsen für Sparanlagen gesunken. Laut dem Postfinance-Anlagechef Philipp Merkt dürfte sich diese Entwicklung nun fortsetzen. «Als Folge der Leitzinssenkungen müssen sich die privaten Haushalte wahrscheinlich auf einen weiteren Rückgang der Sparzinsen einstellen.»
Eine gute Nachricht ist der Zinsschritt hingegen für einen Teil der Wohneigentümerinnen. Hypotheken, die an den Saron geknüpft sind, werden bei einem niedrigeren Leitzins automatisch günstiger. Rund ein Viertel der Hypotheken in der Schweiz basiert auf diesem Prinzip.
Hauseigentümer, die eine Festhypothek abgeschlossen haben, profitieren von der Leitzinssenkung nicht direkt. Allerdings sind die Zinssätze auf längerfristige Anlagen – von denen auch die Zinsen von Festhypotheken abhängen – direkt nach dem Nationalbankentscheid einen Tick gesunken. Im Vergleich über die vergangenen zehn Jahre bleiben sie aber eher hoch.
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