Slalom in GurglMeillard wird Fünfter – und Marcel Hirscher sagt: «Ich bin fehl am Platz»
Clément Noël gewinnt auch den zweiten Slalom der Saison. Loïc Meillard wird Fünfter – und schon gibt es ein neues Comeback-Gerücht.
Der lädierte Rücken bereitet nach wie vor Probleme. Kühlen die Muskeln ab, dann schmerzt es. Insofern erstaunt es doch ziemlich, was Loïc Meillard dieser Tage im Slalom, dieser für den Rücken so belastenden Disziplin, zu leisten vermag.
Nach Platz 3 vor Wochenfrist in Levi fährt der Romand in Gurgl auf Rang 5; in der Entscheidung verbessert er sich um neun Positionen, das Podest verpasst er lediglich um 17 Hundertstel. Er rettet damit die Schweizer Bilanz, die sich sonst eher düster präsentiert: Daniel Yule spricht zwar von aufsteigender Tendenz, wird aber «nur» 13., mit dem Material scheint nicht alles zu stimmen. Tanguy Nef, Luca Aerni und Ramon Zenhäusern belegen die Ränge 22, 24 und 30 – gerade Letzterer scheint die Probleme aus dem letzten Winter konserviert zu haben. Die eine oder andere Baustelle ist jedenfalls vorhanden.
Eine Klasse für sich ist derweil wie in Levi Clément Noël, er siegt vor dem Schweden Kristoffer Jakobsen (+0,43) und dem Norweger Atle Lie McGrath (+0,44). Seit Jahren gilt Noël als bester Slalomfahrer der Welt, weil er ungemein nahe an die Stangen fährt und im Flachen enorm Tempo generieren kann. Der Franzose ist auch amtierender Olympiasieger, die Disziplinenwertung aber hat er (noch?) nie für sich entschieden. Dafür war seine Ausfallquote in den letzten Jahren schlichtweg viel zu hoch.
Um mental robuster zu werden, engagierte er nun einen Sportpsychologen. Er sagt: «Im zweiten Lauf habe ich es mit dem Risiko übertrieben, das hätte wieder schief gehen können. Aber alles in allem bin ich nun stabiler. Und ich bin froh, kann ich jetzt etwas durchschnaufen.» Was für alle gilt: Nun folgt eine knapp zweiwöchige Pause, die nächsten Männerrennen stehen erst ab dem 6. Dezember in Beaver Creek auf dem Programm.
Spekulationen um Matthias Mayer
Mit dem selektiven Hang in Gurgl bekunden etwelche Athleten Mühe, schon im ersten Lauf scheitern etwa Manuel Feller, Marc Rochat und Lucas Pinheiro Braathen, aber auch der einstige Seriensieger Marcel Hirscher. Nach einem ordentlichen ersten Abschnitt gerät er mächtig ins Straucheln – und scheidet aus. Es ist der zweite Nuller nach Levi, entsprechend konsterniert wirkt der für die Niederlande startende Österreicher. «So bin ich fehl am Platz. Es macht keinen Spass», resümiert er.
Er erlebe gerade viele neue Situationen, sagt Hirscher. «Es passierte mir selten, dass ich so neben mir stand. Körperlich bin ich super in Form, oben ging es auch ganz gut. Aber ab dem eisigen Abschnitt war ich nur noch Passagier. Irgendetwas ist bei mir nicht in Ordnung.» Den Beginn seines Comebacks hat sich der 35-Jährige gewiss anders vorgestellt. Da und dort wird schon darüber spekuliert, ob er die Ski bald wieder in die Ecke stellt.
Apropos Comeback: Ein solches schliesst auch Matthias Mayer nicht aus. Vor zwei Jahren war der dreifache Olympiasieger mitten in der Saison und vor allem völlig unerwartet zurückgetreten, danach litt er unter schweren gesundheitlichen Problemen. In Kitzbühel sorgte er im vergangenen Januar während des Empfangs der niederösterreichischen Landeshauptfrau für einen Eklat; mit einem Weinglas in der Hand stieg er auf einen Stuhl, bespuckte Leute, sang und schrie.
Nun geht es Mayer besser, die Therapien seien gut verlaufen, heisst es. Er hat Trainerkurse absolviert und war zuletzt mit den österreichischen Speedfahrern als Helfer unterwegs. Diese Saison ist eine Rückkehr ausgeschlossen, aber nächste Saison könnte der 34-Jährige wieder am Start stehen.
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17 – Joshua Sturm
Wegen einer Fersenverletzung kann der Österreicher nicht beschwerdefrei trainieren. Immerhin gibt es wie in Levi erneut Punkte für Sturm, der im Weltcup nie besser als 21. war. Nun ist er Neunter, direkt hinter Aerni. Haugan und Yule liegen nach wie vor an der Spitze.
18 – Adrian Pertl
Vor einem Monat ist er erstmals Vater geworden, die Tochter schlafe gut, liess er unlängst verlauten. Er fährt auf Zwischenrang 6.
19 – Michael Matt
Im Vorjahr wurde der Österreicher in Gurgl Dritter. Mit einem Podestplatz wird das heute sicher nichts – im Gegenteil. Matt tut sich sehr schwer, er fällt auf Rang 11 zurück.
20 – Tobias Kastlunger
Der Italiener ist am 9.9.1999 geboren, welch Timing. Dieses fehlt ein wenig zwischen den Stangen, vor allem im Mittelteil verliert er viel Zeit. Letztlich sind es 1,29 Sekunden Rückstand. Zwischenrang 8, ebenfalls hinter Aerni.
21 – Stefano Gross
Ex-aequo mit Yule war der Italiener im ersten Lauf 21. In der Entscheidung kann der bereits 38-Jährige aber nicht mithalten. Er verliert 1,49 Sekunden und ist Neunter, er fällt gar noch hinter Luca Aerni zurück.
21 – Daniel Yule
Der Walliser ist aus der Top-Gruppe der besten sieben Slalomfahrer gefallen. Vom Selbstverständnis her aber gehört er genau dorthin. Immerhin zeigt Yule einen deutlich besseren zweiten Lauf. Er büsst 31 Hundertstel auf Haugan ein und liegt auf Platz 2. Das wird für einen Platz in den Top 15 reichen.
23 – Paco Rassat
Mit der hohen Nummer 44 hat sich der Franzose für die Entscheidung qualifiziert – im ersten Lauf war er genau gleich schnell wie Aerni. Nun liegt er auf Rang 2. Es führt weiterhin Timon Haugan.
23 – Luca Aerni
Der Berner verliert von oben bis unten Zeit – zu viel Zeit. Es reicht nur für Zwischenrang 5 für Luca Aerni, der die günstige Startnummer nicht nutzen kann. Schade, den die Schweizer Trainer sagen, dass der Kombinations-Weltmeister von 2017 in den Trainings an und für sich glänzend fahre.
25 – Alex Vinatzer
Der WM-Dritte von 2023 hat eine sehr hohe Ausfallquote, das Temperament geht oft mit dem Italiener durch. Nun bringt er den Lauf runter und wird hinter Haugan Zweiter. Immerhin.
26 – Timon Haugan
Wie der im ersten Lauf gestrauchelte Marcel Hirscher fährt Haugan auf Van-Deer-Ski. Nach einem schwachen Vormittag dreht der Norweger nun auf und übernimmt deutlich die Spitze: Er liegt 65 Hundertstel vor Ginnis. Haugan übrigens hat hohe Ziele: Er will die Disziplinen-Wertung im Slalom gewinnen. Grosse Worte – aber da müssen Taten folgen. In Levi wurde er vor Wochenfrist «nur» 14.
27 – Fabian Ax Swartz
An Junioren-Weltmeisterschaften hat der Schwede schon zwei Medaillen gewonnen. Mittlerweile 20 will er im Weltcup Fuss fassen. Er fährt auf Zwischenrang 3, lässt immerhin Zenhäusern deutlich hinter sich.
28 – AJ Ginnis
Der Grieche, 2023 sensationell WM-Zweiter, tut sich derzeit ziemlich schwer. Zuletzt haderte er öffentlich mit seiner Verfassung, nun aber übernimmt er die Führung. Damit dürfte er die eine oder andere Position gut machen.
29 – Laurie Taylor
Der Brite teilt Zenhäusern so richtig ein. Im Ziel hat er 1,64 Sekunden Vorsprung. Der Eindruck beim Schweizer hat also nicht getäuscht, es war kein gute Fahrt.
30 – Ramon Zenhäusern
Gerade noch hat es der Walliser in den zweiten Lauf geschafft, die Differenz auf den 31. belief sich auf eine lumpige Hundertstel. Zenhäusern ist weiterhin auf der Suche nach dem guten Gefühl auf den Slalomski, jenes hatte er im letzten Winter verloren. Immerhin wird er ein paar Punkte holen, was insofern wichtig ist, weil Zenhäusern sonst Gefahr läuft, aus den Top 30 der Startliste zu fallen.
Der Favorit
Er ist Olympiasieger und hat schon elf Slaloms gewonnen. Und doch bestach Clément Noël in den letzten Jahren vor allem mit etwas: seiner Unbeständigkeit auf hohem Niveau. Oftmals fiel der Franzose aus, derzeit aber scheint seine Form glänzend zu sein. Nach seinem Auftaktsieg vor Wochenfrist in Levi liegt er auch in Gurgl in Führung. Und zwar deutlich: Atle Lie McGrath liegt schon 88, Steven Amiez gar 94 Hundertstel zurück. Als Neunter hat Tanguy Nef eine gute halbe Sekunde Rückstand aufs Podest.
Die Schweizer
Es war kein erster Lauf nach Schweizer Geschmack: Als Bester liegt Tanguy Nef auf Rang 9, Loïc Meillard ist 14. Auch Daniel Yule (21.), Luca Aerni (23.) sowie Ramon Zenhäusern (30.) schafften es in die Entscheidung, Letzterer wird diese eröffnen. Swiss-Ski schöpfte das Kontingent von sieben Plätzen nicht einmal aus. Weil in Levi Europacuprennen stattfinden, waren im ersten Lauf nur sechs Schweizer am Start.
Guten Nachmittag
Um 13.30 Uhr geht es in Gurgl mit dem zweiten Slalom-Lauf der Männer weiter. Wir berichten für Sie live.
Clément Noël dominiert erneut: Die Zusammenfassung des 1. Laufs
Das Selbstvertrauen ist da. Die Ski laufen. Die Konkurrenz wird abgehängt. Bei Clément Noël funktioniert zu Beginn dieser Slalomsaison praktisch alles. Nach dem Sieg vor einer Woche in Levi distanziert der Franzose auch im ersten Lauf des Slaloms von Gurgl seine Konkurrenz um beinahe eine Sekunden und ist damit auf bestem Weg zu seinem zweiten Saisonsieg.
Direkt hinter dem 27-Jährigen klassieren sich mit dem Norweger Atle Lie McGrath (+0,88 Sekunden) und dem Franzosen Steven Amiez (+0,94) keine Fahrer aus der Topgruppe. Die Fahrer mit den tiefen Startnummern verlieren alle übermässig viel Zeit, wie etwa Timon Haugen (+2,26), oder scheiden aus, wie Manuel Feller. Der Österreicher kommt damit auch in seinem dritten Rennen der Saison nicht ins Ziel.
Loïc Meillard, der aktuell einzige Schweizer in der Spitzengruppe, konnte aufgrund der anhaltenden Rückenbeschwerden unter der Woche nur begrenzt trainieren, verliert im Ziel 1,78 Sekunden auf den Führenden Noël und sagt danach gegenüber SRF: «Eigentlich war das Gefühl nach dem ersten Lauf eine Katastrophe.» Zum Schluss des ersten Laufs resultiert Zwischenrang 14 für den Neuenburger.
Durchzogene Schweizer Bilanz
Fünf Ränge besser klassiert sich sein Teamkollege Tanguy Nef, der damit als bester Schweizer nach dem ersten Lauf an seine gute Leistung und den fünften Rang von Levi anknüpfen kann. «Es war schon ein Kampf. Für den Körper, den Kopf und das Material», so Nefs Zwischenfazit.
Daniel Yule verliert etwas über zwei Sekunden auf den Führenden Franzosen und steht im Zwischenklassement auf Rang 21. Dahinter klassiert sich Luca Aerni auf dem 23. Platz. Ramon Zenhäusern schafft es als 30. gerade noch so in den zweiten Durchgang. In das etwas durchzogene Schweizer Abschneiden des ersten Laufs reiht sich das zweite Ausscheiden Marc Rochats in dieser Saison. Ebenfalls nicht ins Ziel schaffen es die beiden Weltcup-Rückkehrer Lucas Pinheiro Braathen und Marcel Hirscher.
Der 2. Lauf beginnt um 13.30 Uhr.
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