Super-G in KvitfjellDas Rennen wird abgebrochen – und doch sammelt Gut-Behrami viele Punkte
Nur eine Fahrerin ist schneller als die Tessinerin. Die 32-Jährige greift damit nach dem Sieg im Gesamtweltcup. Und das ist bei weitem nicht alles.
Irgendwann hat Peter Gerdol genug. Der Renndirektor des Weltverbands FIS schaut noch einmal hoch in den Himmel von Kvitfjell. Dunkel ist es allmählich geworden in diesen zweidreiviertel Stunden, die dieser Super-G auf der Olympiapiste von 1994 schon dauert. Da beschliesst er: Rennabbruch.
Der Italiener kann das zu diesem Zeitpunkt mit ziemlich gutem Gewissen tun, schliesslich sind da schon 41 Fahrerinnen gestartet, ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass mindestens 30 losgefahren sein müssen, damit ein Rennen gewertet werden kann. Und so also haben sie auch dieses Rennen irgendwie durchgebracht, trotz Regens und Nebels, trotz vieler Unterbrüche.
Freuen tut das Federica Brignone. Als die Italienerin den Olympiabakken hinunterrast, ist die Sicht besonders schlecht. Doch die 33-jährige Mailänderin lässt sich davon nicht beirren, ihr gelingt eine Zauberfahrt. Sie setzt eine Zeit, die keine Gegnerin unterbietet. Am nächsten kommt ihr Lara Gut-Behrami, 61 Hundertstel fehlen ihr zum zweiten Sieg innert zwei Tagen, Dritte wird Ester Ledecka.
Die Konstanz der Tessinerin auf diesem Niveau ist beeindruckend, der Blick auf die Gesamtwertung bester Beweis dafür. 1594 Punkte hat sie nun schon gesammelt in diesem Winter. Mikaela Shiffrin, die derzeit verletzt fehlt, hat sie damit schon um 385 Punkte distanziert. Ja die Amerikanerin liegt gar nur noch auf Rang 3, weil Brignone mit ihrem Triumph auch noch vorbeigezogen ist. Auf Gut-Behrami fehlen der Italienerin aber sechs Rennen vor Schluss stattliche 326 Punkte.
Gut-Behrami steht vor Kugelregen
Die Schweizerin hat damit zumindest eine Hand an der grossen Kugel, die sie schon im Winter 2015/16 gewann. 180 Punkte sind an diesem Wochenende dazugekommen, für das die Vorzeichen sehr schlecht waren. Die Frauen konnten in Norwegen kein Training bestreiten, die für Samstag geplante Abfahrt musste daher abgesagt werden – und wurde durch einen Super-G ersetzt. Für Gut-Behrami sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung.
Und mit der grossen Kristallkugel hat es sich noch lange nicht für die 32-Jährige. Im Super-G führt sie jetzt mit 69 Punkten vor Cornelia Hütter. Im Riesenslalom ist sie kaum mehr einzuholen – und auch in der Abfahrt liegt sie an der Spitze. Es könnte ein Traumwinter werden für sie, einer mit Kugelregen.
Über all die möglichen Auszeichnungen mag Gut-Behrami aber nicht reden, ehe sie diese auch wirklich in den Händen hält. So redet sie im Zielraum von Kvitfjell eben über ihr Rennen. «Es war sicher nicht ein einfacher Tag. Die Unterbrüche waren schwierig für alle, auch für die Leute von der FIS, die die Entscheidung treffen mussten, ob wir weitermachen», sagt sie in die Fernsehkamera. Und: «Für mich ist das Wichtigste, dass ich gesund im Ziel ankomme – und wenn möglich auch noch schnell. Das habe ich geschafft.» Zum wiederholten Mal.
Einmal mehr rettet sie auch im Alleingang die Schweizer Bilanz. Als sie am Samstag gewann, war sie die Einzige ihres Teams in den Top 20. Am Sonntag schaffen das mit Michelle Gisin (14.), Jasmina Suter (16.) und Delia Durrer (20.) immerhin noch drei weitere Schweizerinnen.
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Unterbruch
Wieder ist das Rennen wegen Nebels unterbrochen. Das erlaubt uns auch einen Blick auf den Gesamtweltcup: Bleibt Gut-Behrami Zweite, holt sie weitere 80 Punkte. Damit hätte sie schon 385 Punkte Vorsprung auf die noch immer verletzte Mikaela Shiffrin. Selbst wenn die Amerikanerin am nächsten Wochenende in Are zurückkehren sollte, wird es ganz schwierig für sie, Gut-Behrami die grosse Kugel noch wegzuschnappen.
Es stehen zwar noch zwei Slaloms an, die Gut-Behrami nicht fährt und in denen Shiffrin stets zu den Favoritinnen gehört – selbst bei einem Comeback. Allerdings stehen auch noch zwei Riesenslaloms sowie je ein Super-G und eine Abfahrt auf dem Programm, und dort hat die Schweizerin die besseren Aussichten auf Erfolg. Nach dem Winter 2015/16 könnte sie sich die wichtigste Auszeichnung des Skisports also ein zweites Mal holen.
Allerdings: Ob sie die 80 Punkte von heute tatsächlich erhält, wird sich weisen. Noch ist das Rennen in Kvitfjell unterbrochen.
15 Lara Gut-Behrami
Die Tessinerin verliert ähnlich wie gestern etwas Zeit im oberen Teil, 37 Hundertstel sind es bei der zweiten Zwischenzeit, dann sind es 49 Hundertstel, das ist immer noch stark, und sie fährt eine enge Linie wie keine vor ihr. Es ist wieder eine ganz starke Fahrt von Lara Gut-Behrami, es fehlen zwar 61 Hundertstel auf Brignone, Rang 2 aber ist es im Moment für die Schweizerin. Sie baut damit ihren Vorsprung auf Hütter im Super-G-Klassement mit Sicherheit weiter aus.
14 Kajsa Vickhoff Lie
Ein Super-Auftritt vor Heimpublikum: Lie schaffte es mit 85 Hundertsteln Rückstand auf Rang 2, Mowinckel jubelt lautstark mit.
Michelle Gisin bei SRF
Michelle Gisin, derzeit mit 1,81 Sekunden Rückstand Zehnte, war beim SRF. Und gab witzige Einblicke: «Es war ein Schrittchen nach vorne, kein riesiger Sprung. Die Situation am Start war schwierig mit der Warterei. Aber ich fühlte mich wohler als gestern, da war ich sehr nervös, liess mich verunsichern. Nun nahm ich es lockerer, habe am Start gesungen – und zum Glück hat die amerikanische Betreuerin auch noch Gummibärchen verteilt. Auch habe ich mit Alice Robinsons Team herumgewitzelt.»
13 Cornelia Hütter
Die Österreicherin hatte vor diesem zweitletzten Super-G nur 25 Punkte Rückstand auf Gut-Behrami im Kampf um die kleine Kristallkugel. Gestern wurde sie hinter der Tessinerin Zweite, heute verliert sie auf Brignone viel Zeit. 1,27 Sekunden genau, damit ist Hütter nur Vierte im Moment.
12 Romane Miradoli
Es geht weiter, die Französin ist auf der Strecke. Sie verliert 1,64 Sekunden und liegt direkt vor Michelle Gisin.
Unterbruch
Und tatsächlich: Bevor Romane Miradoli starten kann, ist das Rennen erneut unterbrochen. Es hat zu viel Nebel auf der Piste.
11 Marta Bassino
Und gleich die nächste Italienerin und Super-G-Weltmeisterin: Marta Bassino hat gegen ihre Teamkollegin keine Chance. Sie verliert 1,92 Sekunden ist zurzeit Neunte. Der Nebel war bei den beiden Italienerinnen schon wieder ziemlich dicht.
10 Federica Brignone
Die Italienerin kann Lara Gut-Behrami theoretisch noch gefährlich werden im Kampf um die kleine Kugel für die beste Super-G-Fahrerin. Der Rückstand ist aber schon 94 Punkte gross. Nach einer starken Fahrt kommt sie mit 9 Zehnteln Vorsprung ins Ziel, eine Kampfansage ist das allemal.
9 Mirjam Puchner
Die Dritte vom Vortag startet wieder sehr gut, liegt bei der zweiten Zwischenzeit 32 Hundertstel vor Macuga. Unten allerdings war die Amerikanerin sehr schnell. Der Österreicherin fehlen im Ziel – nach einem grossen Fehler – 2,52 Sekunden.
8 Kira Weidle
Die Deutsche zeigte am Samstag ultraschnelle Abschnitte und wurde starke Vierte. So gut war sie nie zuvor in einem Super-G. Heute verliert sie aber ziemlich viel Zeit. Mit 68 Hundertsteln Rückstand ist sie nur Sechste, einzig Michelle Gisin war noch langsamer.
7 Ragnhild Mowinckel
Es ist die letzte Fahrt für die Norwegerin, die Ende Saison zurücktritt, vor Heimpublikum. Sie gelingt ihr mässig. Mit 66 Hundertsteln Rückstand liegt die 31-Jährige auf Zwischenrang 5.
6 Stephanie Venier
Wie gestern sämtliche Österreicherinnen ist Venier auch wieder im obersten Teil sehr schnell. Richtung Ziel verliert sie aber immer mehr Zeit, am Ende fehlen 36 Hundertstel auf Macuga – gestern schon die Allerschnellste im unteren Teil.
5 Michelle Gisin
Die erste Schweizerin hat Einiges gutzumachen in Kvitfjell. Am Samstag verpasste sie als 32. gar die Punkte. Heute sieht es etwas besser aus für die Engelbergerin. Aber sie verliert auch schon wieder 91 Hundertstel auf Macuga, ist Vierte und Letzte.
4 Alice Robinson
So, endlich geht es weiter. Und zwar mit Alice Robinson. Die Neuseeländerin erlebt einen wunderbaren Winter im Riesenslalom. Die letzten drei Rennen beendete die 22-Jährige auf dem Podest. Im Super-G hat sie es immerhin schon viermal in den bisherigen sieben Rennen in die Top 15 geschafft. Nach dem langen Unterbruch gelingt Robinson eine ansprechende Fahrt, im Ziel fehlen aber 44 Hundertstel auf Macuga.
Nächste Funkabfrage
Wieder werden die Trainer und Trainerinnen abgefragt, wieder melden alle: Sicht gut. Der nächste Vorfahrer geht daher auf die Strecke.
Peter Gerdol
Der FIS-Renndirektor meldet sich zu Wort: Die Startintervalle werden auf 1:45 Minuten verkürzt – falls denn überhaupt weitergefahren werden kann.
Stinkefinger
Dieser junge Fan hält auch nicht allzu viel von der Unterbrechung.
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Leaderthron
Und unten auf dem Leadersessel strahlt die Amerikanerin Lauren Macuga. Ihre Premiere auf dem Thron dauert deutlich länger, als sie das wohl gedacht hat.
4 Alice Robinson
Es piepst schon für die Neuseeländerin oben am Start, sie will sich abstossen, da wird ihr Start abgebrochen. Wieder ist Nebel auf die Piste gezogen.
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