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Slalom in Levi
Die Schweizer glänzen – und Hirscher zeigt «eine der schlechtesten Fahrten meines Lebens»

Switzerland's Loic Meillard speeds down the course during an alpine ski, men's World Cup slalom, in Levi, Finland, Sunday, Nov. 17, 2024. (AP Photo/Marco Trovati)

Loïc Meillard ist nicht der Mann der grossen Emotionen, keiner, der das Herz auf der Zunge tragen würde. Wenn einer wie er dann hinsteht und sagt: «Heute Abend und morgen wird es weniger lustig.» Ja, dann kann man nur erahnen, was auf den 28-Jährigen zukommt, wenn das Adrenalin wieder gewichen ist aus seinem Körper.

Meillard steht im Ziel von Levi, als er das sagt. Die Stimmung ist dank des vielen Schnees winterlich – und doch düster, weil sich die Sonne in dieser Jahreszeit kaum zeigt im hohen Norden. Die Stimmung des Romands ist so ganz anders. Dritter hinter dem Franzosen Clément Noël und dem Norweger Henrik Kristoffersen ist er geworden beim ersten Slalom der Saison. Es ist eigentlich nicht mehr als das Erfüllen der Ansprüche, die er auch an sich selbst hat. Doch an diesem Sonntag in Finnland ist es doch ein gutes Stück mehr.

Wegen der Vorgeschichte, die ziemlich ungewohnt war für Meillard. Für einmal hatte der Mann, der so schön Ski fährt wie niemand sonst im Weltcup, so sicher und stabil auch, was ihm den Übernamen Skilehrer einbrachte, mit seinem Körper Probleme. Beim Einfahren zum Riesenslalom von Sölden erwischte Meillard einen Schlag, der Rücken schmerzte so sehr, dass er das erste Rennen verpasste. Die Diagnose: Riss in der Hülle der Bandscheibe. Eine Meniskusverletzung, erlitten vor knapp acht Jahren, war bislang das einzige Kapitel in seiner kurzen Verletzungsgeschichte.

Nun also bangte der Gesamtweltcupzweite des letzten Winters um die Teilnahme am ersten Slalom der neuen Saison. Und bewies dann, wie stark er auch mental gewachsen ist in den letzten Jahren. «Ich war nur schon glücklich, dass ich überhaupt starten konnte und fit war», sagt er ins Mikrofon von SRF. «Dass ich mit einem Podestplatz abreisen kann, ist genial.» Auch dann eben, wenn er die Schmerzen am Abend und am nächsten Tag wieder stärker spüren wird.

Meillard ist nicht der Einzige seines Teams, der in allen Belangen überzeugt. Das tut auch Tanguy Nef, der mit Startnummer 28 Fünfter wird und so gut klassiert ist wie nie zuvor.

Nef sagt: «Loïc trägt den ganzen Druck für unser Team»

Als der Genfer vor die Kamera tritt, glitzert ein silbernes Fragezeichen auf seinem Helm. Es ist der wenig dezente Hinweis, dass er noch einen Kopfsponsor sucht. Fährt Nef so weiter, dürfte die Suche bald vorbei sein. Er sei im Training oft nah dran gewesen an Teamleader Meillard, sagt der 27-Jährige. «Ich weiss, dass ich schnell fahren kann. Aber die Theorie ist das eine, die Praxis das andere.» Es ist aufgegangen für ihn. Auch weil er befreit fahren konnte. «Loïc trägt den ganzen Druck für unser Team. Ich startete nur als sechster Schweizer, da gibt es nicht viel Druck.»

Den spüren eher diejenigen Athleten, die in der Vergangenheit immer wieder Spitzenresultate lieferten, Daniel Yule etwa oder Ramon Zenhäusern. In Levi müssen sich die Routiniers mit den Rängen 20 und 22 begnügen. Marc Rochat, einer der Aufsteiger des letzten Winters, scheidet schon im ersten Lauf aus.

Ebenfalls nicht dabei im zweiten Durchgang ist Marcel Hirscher. Der achtfache Gesamtweltcupsieger, dem in Sölden nach fünfjähriger Pause mit Platz 23 noch ein spektakuläres Comeback gelang, ist in den eng gesteckten Stangen chancenlos. Mit 2,59 Sekunden Rückstand landet er auf Rang 46.

Dem Österreicher, der mittlerweile für die Niederlande fährt, passiert also das, was er bei seiner Rückkehr unbedingt verhindern wollte: Man sieht ihm an, dass er lange Zeit kein Rennen bestritten hat. «In den ersten Toren habe ich gedacht: Das geht gut. Doch dann artete es schnell in eine der schlechtesten Slalomfahrten meines Lebens aus», sagt der Altmeister. «Es war eine Plackerei.» Vor allem die eisige Unterlage habe ihm nicht behagt. «Wir standen mit dem Material offenbar grob daneben.» Dennoch plant der 35-Jährige, auch in einer Woche in Gurgl zu starten. Wie Lucas Pinheiro Braathen, der in diesem Winter für Brasilien zurückgekehrt ist in den Weltcup und wie in Sölden mit Rang 4 glänzt.

20 Atle Lie McGrath

Der Norweger konnte im 1. Lauf nicht ganz überzeugen, fuhr etwas vorsichtig. Nun versucht der 24-Jährige zu attackieren. Es gelingt mässig. Mit 2 Hundertsteln Rückstand ist er vorerst Zweiter. Das ist nicht das, was sich McGrath vorgestellt hat.

21 Dominik Raschner

Und gleich der nächste Österreicher: Dominik Raschner ist oben gar schneller als Jakobsen, im Steilhang allerdings fährt er verhalten und verliert acht Zehntel. Am Ende ist es Rang 3 mit 52 Hundertsteln Rückstand.

22 Michael Matt

Der Routinier wurde hier vor acht Jahren Zweiter und feierte seinen ersten Podestplatz im Weltcup. Ganz so weit nach vorne wird es Matt heute nicht reichen. Er verliert 1,24 Sekunden auf den immer noch führenden Kristoffer Jakobsen und ist derzeit Fünfter.

23 Eirik Hystad Solberg

Ein nächster junger Norweger, der sich allmählich anschickt, in die erweiterte Weltcupspitze vorzudringen. Solberg, 22-jährig, fährt auf Zwischenrang 4.

24 Benjamin Ritchie

Der einzige US-Amerikaner wagt sich auf die Eispiste von Levi. Er hat es mit der Startnummer 48 noch in den 2. Lauf geschafft. Und er zeigt durchaus gute Ansätze und Schwünge. Am Ende fehlen nur 16 Hundertstel auf Jakobsen: Zwischenrang 2.

25 Joshua Sturm

Der erste von fünf Österreichern ist unterwegs. Allerdings fanden sich nach dem 1. Lauf alle in der zweiten Ranglistenhälfte wieder. Sturm kommt immerhin ins Ziel, gegen Jakobsen hat er allerdings keine Chance, er verliert 65 Hundertstel.

26 Kristoffer Jakobsen

Schon der zweite und letzte Schwede in diesem zweiten Lauf. Jakobsen legt fulminant los, ist deutlich schneller als Rodes und setzt sich mit einer riskanten Fahrt an die Spitze. 1,84 Sekunden: ein gewaltiger Vorsprung.

27 Tormis Laine

Der 24-Jährige könnte als erster Este überhaupt Weltcuppunkte holen. Und tatsächlich: Tormis Laine schafft es ins Ziel, allerdings nicht ohne Probleme. Sein Rückstand auf Istok Rodes: 1,58 Sekunden.

28 Fabian Ax Swartz

Der junge Schwede, im Februar 20 geworden, hat im letzten Winter immer wieder mit schnellen Schwüngen gefallen. Das tut er auch in Levi – zumindest für eine gewisse Zeit. Bei der Einfahrt in den Steilhang fädelt er ein.

29 Istok Rodes

Der Kroate kommt als Erster ins Ziel. Seine Marke: 1:57,79 Sekunden.

30 Adrian Meisen

Der 27-jährige Deutsche eröffnet den 2. Lauf: Er steht erstmals in einem zweiten Lauf eines Weltcuprennens. Und holt doch nicht erstmals Punkte. Er rutscht auf der glatten Unterlage weg und scheidet aus.

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So lief der 1. Lauf

Loïc Meillard liess lange offen, ob er in Levi antreten würde zum ersten Slalom des Winters. Beim Einfahren in Sölden hatte der 28-Jährige einen Schlag erwischt und den Auftakt auf dem Rettenbachgletscher verpasst. Die Schmerzen beim Einfahren waren zu gross, Meillard reiste nach Hause, ohne ein Tor gefahren zu sein. Die Bilder, wie er traurig am Hang steht, gingen um die Skiwelt.

Die Diagnose in der Heimat: Riss in der Hülle der Bandscheibe, für Meillard ein ungewohnter Rückschlag. Eine Meniskusverletzung vor knapp acht Jahren, das wars mit seiner für Skifahrer-Verhältnisse enorm kurzen Verletzungsgeschichte.

Doch Meillard, der im letzten Jahr mit Probleme an seiner Bindung kämpfte, lässt sich von Dämpfern dieser Art nicht verunsichern. Mit dem Selbstbewusstsein des Gesamtweltupzweiten des Vorjahres tritt er in diesem ersten Lauf in Levi auf. Er, dem sie den Übernamen Skilehrer verpasst haben, fährt dermassen sicher durch diesen anspruchsvollen Kurs, ohne Ruckler, immer Aufrecht, als wäre das alles gar kein Problem, selbst der Steilhang nicht.

Und schnell ist das Ganze auch noch. Meillard verliert nur zwei Hundertstel auf Clément Noël, den Schnellsten des ersten Laufs. Er befindet sich vor Durchgang 2 in einem französischen Sandwich, ist Steven Amiez doch überraschend der Drittschnellste an diesem Morgen.

Meillard hat damit im zweiten Lauf (ab 13 Uhr im Liveticker) alle Möglichkeiten auf seinen zweiten Sieg in einem Weltcupslalom. Der Romand ist der Athlet des Schweizer Teams, der mit den nordfinnischen Bedingungen am besten zurechtkommt. Doch er ist nicht der einzige Schweizer, der verblüfft. Tanguy Nef, mit der Nummer 28 zum ersten Lauf gestartet, ist im Steilhang gar 26 Hundertstel schneller als Noël, der Genfer fährt auf den hervorragenden 6. Platz.

Marcel Hirscher chancenlos

Daniel Yule, in Levi Dritter, als die Männer vor fünf Jahren letztmals hier fuhren, muss sich mit Zwischenrang 16 begnügen. Dahinter folgt Ramon Zenhäusern als 18. Luca Aerni verpasst mit 2,39 Sekunden Rückstand den zweiten Lauf wie Reto Mächler mit 2,48 Sekunden. Marc Rochat, im letzten Winter einer der grossen Aufsteiger im Slalom, scheidet aus. 

Gespannt war die Ski-Szene auch auf den ersten Auftritt von Marcel Hirscher im Slalom. Der Österreicher, der bei seinem Comeback für die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter fährt, macht in den enger gesteckten Stangen eine nicht ganz so gute Figur wie noch in Sölden. Im Riesenslalom glückte dem achtfachen Gesamtweltcupsieger die Rückkehr mit Rang 23, in Levi verliert er 2,59 und verpasst den zweiten Lauf.

Lucas Pinheiro Braathen, in Sölden bei seiner Rückkehr in den Ski-Weltcup als Brasilianer gleich Vierter, überzeugt auch bei seinem ersten Slalom nach einem Winter Pause. Mit der Nummer 33 fährt er auf Zwischenrang 10.