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Neue Staffel auf 3+
Der Erfinder von «Sing meinen Song» überwacht jeden Dreh

Andrea Camen Photography
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Man erreicht Clemens de Haan in Südafrika, und hätte man ihn ein paar Monate zuvor gesucht, wäre es Gran Canaria gewesen. De Haan ist immer dort, wo «Sing meinen Song» ist. Der Niederländer ist der Erfinder des Formats, als «Beste Zangers» («die besten Sänger») brachte er es 2009 mit seiner Firma FTV Productions zum ersten Mal ins niederländische Fernsehen, seither ist es europaweit ein Erfolg.

In Südafrika wurde eben die elfte Staffel der deutschen Ausgabe, vergangenen Herbst in Gran Canaria die fünfte Staffel der Schweizer Ausgabe gedreht. Am Mittwoch startet sie auf 3+, die Schweiz ist für De Haan das zehnte Land, in das er sein Format verkauft. «Jede Show ist ein bisschen anders, eingestellt auf den jeweiligen TV-Markt», sagt De Haan, deshalb will er stets als Co-Produzent dabei sein.

Die ursprüngliche Idee von «Beste Zangers» war, sieben Showgrössen auf eine Luxusjacht einzufliegen und sie dort Lieder von- und voreinander singen zu lassen. «Zum Glück reichte das Budget nie für die Jacht», sagt De Haan und lacht. Der pompöse Rahmen fiel weg, die Idee mit den Tauschkonzerten blieb.

3+ muss die Lizenz für jede Staffel neu beantragen

Das Konzept kommt auch in der Schweiz gut an, die ersten vier Staffeln mit dem Aargauer Sänger Seven als Moderator erzielten stets Marktanteile um die 10 bis 15 Prozent, was für 3+ und TV24 (wo die Sendung bis zur zweiten Staffel lief) gute Werte sind.

Über solche Quoten zeigt sich Clemens de Haan bestens informiert. Zusammen mit seinem Businesspartner führt er als Lizenzhalter die Ableger enger, als man sich das zunächst vielleicht vorstellt: De Haan ist bei fast allen Aufzeichnungen mit vor Ort, eine «Production Bible» gibt vor, wie die Sendung ablaufen soll, wie Studiosetting und Storytelling auszusehen haben oder wie viele Protagonisten es geben soll.

«Der Rahmen ist klar abgesteckt», sagt Roger Elsener, CEO der CH Media TV AG, zu der auch der Sender 3+ gehört, «aber läuft die Aufnahme einmal, hat der Moderator mit seinen Gästen freie Hand.» Gastgeber ist in der neuen Schweizer Staffel zum ersten Mal der Zürcher Sänger Dodo, er empfängt Marc Sway, Nemo, Eliane, Marius Bear, Vincent Gross und Cachita.

CH Media muss die Lizenz für «Sing meinen Song» beim Niederländer De Haan jedes Jahr wieder aufs Neue erwerben, geniesst dabei aber ein Vorrecht. Mittlerweile lohne sich die Sendung, 2019 bei der ersten Staffel aber sei man schon ein gewisses Risiko eingegangen, sagt Elsener.

Die Idee war, neben «Ninja Warrior» und dem später lancierten «Die Höhle der Löwen» ein weiteres internationales Format in die Schweiz zu bringen. Natürlich habe man die hohen Schweizer Marktanteile des deutschen Ablegers von «Sing meinen Song» registriert, sagt Elsener. «Aber im Konzept braucht es den Raum für ein bisschen Swissness, damit die Sendung ein gewisses nationales Eigenleben entwickeln kann.» Dieses Potenzial habe man bei «Sing meinen Song» erkannt – und beim Start 2020 mitten in der Corona-Zeit zudem davon profitiert, dass damals die Livemusik während Monaten stillstand.

Warum befasste man sich bei SRF nie damit? Wäre das Format mit den Musikern, die zum teil klassisches, schon sehr bekanntes Schweizer Liedgut neu vertonen, nicht idealer Service public aus dem Kulturbereich? Reto Peritz, Abteilungsleiter Unterhaltung bei SRF, sieht das anders: «Unser Unterhaltungs­angebot unterscheidet sich klar von dem der Privaten: Wir setzen auf Eigenproduktionen mit grossem Schweiz-Bezug und verzichten fast vollständig auf Lizenzformate.»

Dodo? «Quite a character»

Als CH Media 2018 mit De Haan über «Sing meinen Song» verhandelte, befand sich die Schweiz zudem mitten im Abstimmungskampf zur No-Billag-Initiative – eine heikle Zeit für SRF für eine Grossinvestition im Unterhaltungssektor.

Im tiefen siebenstelligen Bereich bewegen sich die Kosten für eine Staffel aktuell, die genauen Kosten bezeichnet Elsener als «Betriebsgeheimnis». Die Sendung aber zähle klar zum Aufwendigsten, was sich CH Media leiste – an die 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind während der Drehwoche jeweils auf Gran Canaria. Bereits laufen die Planungen für die Produktion der nächsten Staffel im Herbst 2024, durch das Exklusivrecht bei De Haans FTV Productions gibt es für CH Media Planungssicherheit.

Der «Sing meinen Song»-Erfinder ist gespannt, wie die neue Staffel beim Schweizer Publikum ankommt. Ohne den abgetretenen Seven, der sich nach seiner Teilnahme bei der deutschen Show für die Übernahme des Formats in der Schweiz starkmachte, hätte «Sing meinen Song» wohl nicht in die Schweiz gefunden, mutmasst Clemens De Haan. Vom neuen Host Dodo zeigt er sich überzeugt. «Quite a character», sagt er, «ein Charaktertyp».

«Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert», ab dem 6. März jeden Mittwochabend um 20.15 Uhr auf 3+.