Brisanter Olympia-EntscheidSimon Ehammer wird in Paris nur in einer Disziplin starten
Der EM-Bronzegewinner im Weitsprung wird auch an den Spielen im Weitsprung antreten – weil im Mehrkampf teilweise die Sicherheit fehlt.
Er hat schwierige Wochen hinter sich, denn er hat nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Weitsprung an der EM in Rom «Trainings versaut», wie Simon Ehammer sagt – weil er sich in einigen Zehnkampf-Disziplinen selber unter Druck gesetzt und Fortschritte erwartet habe. «Das hat mir gezeigt, dass die Zeit gekommen ist für den Entscheid, ob ich an den Olympischen Spielen in Paris tatsächlich im Zehnkampf oder doch im Weitsprung antreten will.»
Nun hat sich Ehammer entschieden – und seiner Familie damit einen Bärendienst erwiesen, wie er an einer Medienkonferenz in Teufen AR lachend sagt. Der Appenzeller, für den der Zehnkampf eine Leidenschaft ist, wird in Paris im Weitsprung antreten. «Weil es mir in dieser Saison so gut läuft, mein Formstand so hoch wie nie ist und weil es mir im Mehrkampf teilweise noch an Routine und Sicherheit fehlt.»
WM-Bronze, EM-Bronze – und jetzt?
Der WM-Bronzegewinner von 2022 in Eugene liegt im Weitsprung mit 8,41 m, die er an der EM in der Qualifikation gesprungen ist, derzeit auf Rang 2 der Weltbestenliste und weist eine viel grössere Konstanz auf als noch im vergangenen Jahr. «Deshalb habe ich mich für den Weitsprung entschieden, dort ist ein Toptop-Ergebnis möglich. Und ich möchte mit einer Medaille von Paris heimkommen.» Seine Familie, die sich bereits Olympiatickets für den zweitägigen Zehnkampf gekauft hat, versucht diese nun im Wiederverkauf loszuwerden.
Ehammer hat die Spiele von Tokio 2021 verletzungsbedingt verpasst, Paris wird sein erster Olympia-Anlass sein. Das Ziel war immer der Zehnkampf, doch als er in der letzten Saison nur noch unter Schmerzen Speer werfen konnte, drängte sich im Herbst eine Schulteroperation auf. «Ende März im Trainingslager in Barcelona hat er erstmals wieder Speer geworfen, der Trainingsrückstand ist also enorm», sagt sein Haupttrainer René Wyler. Ehammer betont zwar, er habe schon lange nicht mehr so viel geworfen wie in den letzten Monaten, «doch auch die Kraft im Arm ist noch nicht ganz zurück».
Sein Entscheid hat nichts mit der Aufgabe des Zehnkampfes in Götzis im Mai zu tun. «Ich habe mich damals ein wenig von den unerwartet guten Resultaten in der Halle blenden lassen», sagte Ehammer. An der WM in Glasgow war er überraschend Weltmeister geworden – so kurz nach der Operation. «In Götzis war ich fast euphorisch, die Würfe versetzten mir dann einen Dämpfer.»
Und natürlich ist ihm die Dichte im Zehnkampf nicht entgangen. Die 13 Besten, die in Paris antreten werden, weisen Punktzahlen von über 8600 auf – Ehammers Bestleistung liegt bei 8468. «Deshalb nehmen wir uns nun ein Jahr Zeit, mehr Routine zu bekommen.»
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