AboRadikale Siedler im Westjordanland «Eine krasse Realität ist das hier. Manchmal fühle ich mich wie im Wilden Westen»
Sie vertreiben Palästinenser, manchmal schiessen sie auch, aber seit dem 7. Oktober fühlen sie sich vor allem bedroht: ein Besuch bei israelischen Siedlern im Westjordanland, die eine Lösung des Nahostkonflikts erschweren.
Alice Zeeman ist in Eile. Sie streift sich ihren Mantel über, schaut gespielt überrascht am Stoff runter: «Dieses Grün, das ist ja das Hamas-Grün.» Dann lacht sie, nimmt das Kind an die Hand, greift sich den tragbaren Lautsprecher und steigt in ihr kleines Auto. Sie fährt zur Kreuzung. Die breite Überlandstrasse führt hier an der Siedlung Shavei Shomron vorbei, in der Zeeman wohnt: Die Road 60 schlängelt sich von Nazareth aus über Nablus durch die Hügel im Norden hinunter in den Süden des Westjordanlands bis nach Hebron. Die Road 60 ist eine Lebensader für die rund eine halbe Million jüdischen Siedler und für die knapp drei Millionen Palästinenser im Westjordanland. Diese Ader will die Siedlerin Alice Zeeman jetzt abschnüren. Nicht für Juden. Für die Palästinenser.