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«Gottes Streitaxt» Stella Immanuel
Sie ist Trumps Referenz für das umstrittene Corona-Medikament

Stella Immanuel trat für America’s Frontline Doctors vor die Kamera der rechtspopulistischen Plattform «Breitbart» und warb für Hydroxychloroquin.
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Ärztin und Pastorin Stella Immanuel glaubt, dass im Weissen Haus auch Reptilien und Ausserirdische an der Macht sind. Sie erzählt in Videos, dass Masturbation und Sexträume mit Dämonen die Ursache für eine Reihe von gynäkologischen Erkrankungen sein sollen. Und dass Forscher mit DNA von Ausserirdischen einen Impfstoff herstellen würden, um die Menschen gegen Religion zu impfen.

Die 55-Jährige war mit ihren wirren Theorien ausserhalb ihres Wohnorts Houston bislang nicht gross aufgefallen. Nun brachte sie aber ausgerechnet der US-Präsident in die internationalen Schlagzeilen. In Washington hatte Stella Immanuel einen Auftritt mit America’s Frontline Doctors. Die erst vor wenigen Tagen gegründete Ärztegemeinschaft inszenierte vor den Kameras der rechtspopulistischen Plattform «Breitbart» eine Medienkonferenz mitten in Washington D.C.

Studien sind «gefälschte Wissenschaft»

Stella Immanuel behauptete dabei zuerst, dass das Tragen von Schutzmasken nichts bringe, und machte sich dann für das Malariamedikament Hydroxychloroquin stark, welches sie als Heilmittel für Covid-19-Erkrankte propagierte. Sie habe schon 350 Patienten damit behandelt, und alle wurden wieder gesund. Die Studien, welche vor Hydroxychloroquin warnten, seien «gefälschte Wissenschaft».

«Breitbart» verbreitete das Video in den sozialen Medien, auf Twitter, Facebook und Youtube wurde es seit Montag millionenfach angeschaut und gefeiert. Präsidentensohn Donald Trump Jr. schrieb dazu: «Das muss man gesehen haben!» Auch Donald Trump teilte das Video mit seinen 84 Millionen Followern. Die Tweets wurden mittlerweile gelöscht und das Konto von Donald Jr. sogar eingeschränkt, weil er «irreführende und potenziell schädliche Informationen» verbreitet habe. 

Der US-Präsident hat das vermeintliche Corona-Heilmittel schon mehrfach angepriesen und es auch selber zwei Wochen lang eingenommen – zur Vorbeugung, wie Donald Trump sagte. Internationale Studien kamen allerdings zum Schluss, dass Hydroxychloroquin die Sterblichkeit von Covid-Patienten nicht reduziert. Zudem habe das Medikament teilweise schwere Nebenwirkungen und könne das Herz schädigen. Auch gemäss einer Basler Studie war das Malariamittel bei Schweizer Patienten wirkungslos.

Facebook, Twitter und Youtube haben das Video mittlerweile mit viel Aufwand in allen Gruppen und Seiten gelöscht, doch der Schaden ist bereits angerichtet. Ärztin Stella Immanuel reagierte auf ihre Art auf die Entfernung ihrer Botschaft. Auf Twitter verkündete sie, dass Facebook offline gehen werde, wenn ihr Konto nicht sofort reaktiviert werde. Jesus werde dafür sorgen.

Wer ist diese Stella Immanuel, die Donald Trump später an einer Pressekonferenz als «very impressive» betitelte und deren Stimme er als «wichtig» bezeichnete? Der US-Präsident sagte, dass er nichts über die Ärztin wisse, und brach die Medienkonferenz ab, als die Journalistin nachhaken wollte.

Die 1965 in Kamerun geborene Stella Gwandiku-Ambe studierte in Nigeria Medizin und schloss 1990 ab. 1992 zog sie in die USA und absolvierte in New York von 1995 bis 1998 ihre Facharztausbildung. Sie arbeitete danach in Louisiana und ist nun in Houston als Kinderärztin registriert, mit offizieller Lizenz des Texas Medical Board.

Die gläubige Christin liess sich zudem zur Pastorin ausbilden und gründete die christliche Gemeinschaft «Fire Power Ministries». Ihre Predigten nennt sie «Baptism of Fire» (Feuertaufe). Immanuel hat über ihren Glauben sechs Bücher veröffentlicht und nennt sich auf ihrer Facebook-Seite selber «Ärztin, Autorin, Rednerin, Unternehmerin, Befreiungspriesterin, Gottes Streitaxt und Kriegswaffe». Weiter schreibt sie über sich, sie «schiesse zuerst und stelle danach Fragen» und sie sei «ein Prophet Gottes, vom Heiligen Geist als Kriegerprinzessin Gottes berufen und ausgebildet». 

Trump glaubt ihr, aber nicht seinem Berater Fauci

Obwohl sie sich nun dagegen starkmachte, ist Immanuel in ihren letzten Predigten stets mit Gesichtsmaske zu sehen. Auf Facebook teilte sie in den letzten Wochen einige Zeitungsartikel und warnte, Covid-19 nicht zu unterschätzen und sich ärztlich behandeln zu lassen. Eine frühe Behandlung mit Hydroxychloroquin und Zink helfe Covid-Patienten, erst gar nicht schwer krank zu werden, schreibt sie wiederholt.

Immanuel gibt Ende Juni aber auch zu bedenken, dass das Malariamittel bei schweren Erkrankungen nicht mehr helfe – vorbeugend sei es aber wirksam, postet sie. Wer Grippesymptome habe, solle deshalb schnell reagieren, denn die Behandlung müsse in den ersten drei Tagen starten, um erfolgreich zu sein.

Erst in den letzten Tagen wird Immanuel in ihren Facebook-Einträgen radikaler und bezeichnet Hydroxychloroquin nun als einziges Heilmittel für Covid-19. Im «Breitbart»-Video wiederholt sie das und erhält dafür das Lob des US-Präsidenten, der das Malariamittel schon seit Monaten vergeblich propagiert.

Seinem Berater Anthony Fauci wirft Trump Irreführung des amerikanischen Volks vor, weil der beliebte Chef-Immunologe vor Hydroxychloroquin warnt. Statt dem amerikanischen «Mister Corona» glaubt Trump lieber einer Ärztin, die von Aliens im Weissen Haus, dämonischen Sexträumen und ausserirdischen Anti-Religion-Impfstoffen redet.

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