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Die reifste Astronautin
Sie ist mit 82 Jahren auf dem Weg ins All

Ins All durfte sie nie, obwohl sie sich viermal bei der Nasa bewarb: Die Pilotin Wally Funk (rechts) mit anderen künftigen Weltraumtouristen im Oktober 2010 in New Mexico.
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Die Zeit vergeht ja immer dann ganz besonders langsam, wenn man sich auf etwas freut – auch in dieser Hinsicht ist es eine Ewigkeit, die Wally Funk auf diesen Moment gewartet hat.

Sie hatte 1961 alle Tests für einen Flug ins All bestanden: zwar nicht die der US-Raumfahrtbehörde Nasa, die wollte nur Männer, sondern die privat finanzierten des Arztes Randy Lovelace, der beweisen wollte, dass Frauen für diese Reise womöglich besser geeignet sein könnten.

Nun, im Alter von 82, gehört Funk zur Crew des Milliardärs Jeff Bezos und wird am 20. Juli ins All fliegen: «Ich hätte nie gedacht, dass ich da hochkommen werde.»

Zehn Stunden in dunklem Tank

Sie wuchs im US-Bundesstaat New Mexico auf, den Eltern gehörte ein Gemischtwarenladen. Als sie ein Jahr alt war, besuchte die Familie einen Flughafen – und Wally war fasziniert. Mit neun hatte sie ihre erste Flugstunde, die Fluglizenz bekam sie als Teenager, mit 21 war sie schon Ausbilderin.

Ein Jahr später wurde sie als jüngstes Mitglied in das Programm von Lovelace aufgenommen, ein Test damals war: Zeit in engen, dunklen Räumen verbringen. Bei der Nasa hielt es John Glenn drei Stunden in der Isolation aus; 1962 wurde er der erste Amerikaner, der die Erde umrundete. Funk hingegen lag zehn Stunden und 35 Minuten in einem völlig dunklen Tank. Sie wäre länger geblieben, doch Lovelace beschloss, dass es genug war.

Wally Funk war die erste Fluglehrerin auf einem amerikanischen Militärstützpunkt (undatierte Aufnahme).

Wally Funk war eine von 13 Frauen, die alle Tests bestanden. Aber Glenn sagte nach seinem Flug ins All: «Männer ziehen in den Krieg, fliegen Flugzeuge, danach entwerfen, bauen und testen sie diese Flugzeuge. Dass Frauen nicht beteiligt sind, ist nun mal eine gesellschaftliche Tatsache.»

Funk wurde die erste Frau, die auf einem amerikanischen Militärstützpunkt als Fluglehrerin arbeitete, und sie war die erste Ermittlerin für Flugsicherheit bei der Behörde National Transportation Safety Board. Ins All durfte sie nie, obwohl sie sich viermal bei der Nasa bewarb, und es ist interessant, dass Funk jetzt mit 82 Jahren nicht auf dem Ticket der Nasa ins All fliegen wird, sondern auf dem des privaten Unternehmens Blue Origin von Amazon-Gründer Bezos.

«Honey, das ist das Beste, was mir je passiert ist!»

Wally Funk, angehende Astronautin.

Für den ist die Begleiterin Funk freilich ein PR-Coup (die Milliardäre Bezos, Richard Branson und Elon Musk wetteifern, wer früher und höher fliegt – und wer möglichen Weltraum-Touristen mehr bieten kann). Ohnehin ist dieser Flug symbolisch aufgeladen: am Jahrestag der ersten Mondlandung, und in etwa auf der Route, auf der 1961 Alan Shepard, der erste Amerikaner im All, 15 Minuten lang unterwegs war.

Was sie denn dazu sage, nun endlich Astronautin zu werden, fragte Bezos sie in einem Video. Die Antwort: «Honey, das ist das Beste, was mir je passiert ist!» Sie wird die älteste Person sein, die bisher im All gewesen ist.

Am 20. Juli heben sie gemeinsam ab: Jeff Bezos und Wally Funk.

Es gibt heutzutage nur wenige Voraussetzungen für solch einen Flug. Funk muss keine Tests, sondern nur ein paar Trainingstage absolvieren. Elon Musk sagt: «Wer eine heftige Achterbahn aushält, sollte okay sein.»

Was es mittlerweile vor allem braucht: Geld und Glück. Die Leute können Millionen Dollar für ein Ticket bezahlen, sie können aber auch an Verlosungen teilnehmen. Oder sie werden von jemandem wie Bezos eingeladen – weil sie ihr Leben lang darauf gewartet haben und es auch für den Einladenden eine herrliche Story ist.