Oppositionelle IranerinSie ist knapp einem Auftragsmord entkommen
Von Davos direkt in den FBI-Hauptsitz: Die iranische Frauenrechtlerin Masih Alinejad musste die Schweiz Hals über Kopf verlassen. Jetzt sorgt sie für Schlagzeilen in den USA.
Am Morgen nach ihrem Auftritt am WEF klopft es an ihrer Hoteltür in Davos. Die iranisch-amerikanische Frauenrechtlerin Masih Alinejad ist erstaunt, als sie drei Polizisten vorfindet. Schnell schmeisst sie die Tür wieder zu, ihr Herz klopft bis zum Hals. Denn sie weiss nicht, ob es wirklich Polizisten sind oder Schergen der Islamischen Republik. Die Mullahs sind schon lange hinter ihr her.
Mit bebender Stimme ruft sie das FBI in den USA an, wo es vier Uhr morgens ist. Das FBI sagt ihr, sie solle den Schweizer Beamten vertrauen und mit ihnen mitgehen. Diese führen sie zu einem Helikopter auf dem Landeplatz in Davos, wie ihre Handyaufnahmen zeigen. Von dort wird sie zum Flughafen Kloten geflogen und danach direkt nach Washington. Was war passiert?
Sie wollten sie mit einem Sturmgewehr erschiessen.
Das amerikanische Justizdepartement verkündet ihr Unglaubliches, als sie in den USA landet. Drei Auftragsmörder der Islamischen Republik hatten ein Attentat auf Alinejad an ihrem Wohnort in Brooklyn geplant. Die Männer namens Rafat Amirov, Polad Omarov und Khalid Mehdiyev wurden festgenommen. Sie wollten im letzten Juli die Aktivistin aus ihrem Haus locken, um sie zu erschiessen. Und zwar mit einem Sturmgewehr vom Typ AK-47, so die amerikanischen Behörden.
Die Angreifer hätten das Grundstück von Alinejad genau beobachtet. Wie die US-Staatsanwälte später an einer Pressekonferenz ausführen, planten die Auftragsmörder, die Aktivistin mit dem Vorwand herauszulocken, dass sie ihre Blumen in ihrem Garten begutachten wollten. Weil Alinejad die Angreifer zufällig frühzeitig bemerkt hatte, floh sie. Das Attentat wurde vereitelt.
Kritiker werden aus dem Weg geräumt.
Der Fall zeigt: Das iranische Regime geht weit, um Kritikerinnen und Kritiker aus dem Weg zu räumen. Dass auf amerikanischem Boden solch ein Mordkomplott geplant war, wirft ein grelles Licht auf die Tätigkeiten der Islamischen Republik im Ausland, insbesondere auf die Revolutionsgarde, die militärische Eliteeinheit Irans. Das Europaparlament hat in einer Resolution vom 19. Januar 2023 gefordert, die Revolutionsgarde auf die EU-Terrorliste zu setzen. Die USA haben dies bereits im Jahr 2019 getan.
Eine Blume im Haar
Doch wer ist Masih Alinejad, die stets eine Blume im Haar trägt? Die 46-Jährige ist im Norden Irans aufgewachsen und fiel mit ihrem Engagement gegen das obligatorische Kopftuch früh auf. Im Jahr 2009 verliess sie den Iran und zog ins Exil in die USA. Von dort unterstützt sie seither die Proteste gegen das Mullah-Regime. Zeitweise benötigt sie Polizeischutz. Über ihre Social-Media-Kanäle verstärkt sie die Stimmen der Frauen im Iran. Bereits 2014 rief sie die Kampagne «My Stealthy Freedom» ins Leben, bei der Iranerinnen ohne Kopftuch Fotos auf Social Media teilten. Auch 2017 sorgte Alinejad mit den «White Wednesdays» für Schlagzeilen: Jeden Mittwoch legten zahlreiche Frauen ihr Kopftuch ab oder trugen als Zeichen des Protests weisse Tücher.
Alinejad ist in der persischen Diaspora allerdings nicht unumstritten. Viele befürchten, dass sie sich für die Interessen der US-Regierung einspannen lässt. Immer wieder trifft sie sich mit Republikanern, wie zum Beispiel mit Mike Pompeo, dem damaligen Aussenminister von Donald Trump. Gleichzeitig halten die meisten Iranerinnen und Iraner zu ihr, denn sie haben ein gemeinsames Ziel: Den Sturz der Mullahs.
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