Zoom: Photo SchweizSie gestalten die Welt, wie sie ihnen gefällt
Was geschieht in Zeiten unbegrenzter digitaler Möglichkeiten mit der Fotografie? Antworten gibts an der Photo Schweiz.
Eine Ausstellung, die Arbeiten von mehr als 200 Fotografinnen und Fotografen zeigt, ist unweigerlich ein ziemliches Sammelsurium. Trotzdem fällt bei der kommenden Ausgabe der Photo Schweiz eines auf: Die hiesige Fotoszene scheint derzeit ein Flair für Inszenierung zu haben – und für die bildende Kunst.
Die Models des Modefotografen Hussein Alusch etwa erscheinen als schillernde Kunstfiguren. Und die Zürcherin Daniela Valentini fotografiert ein Werk des dänischen Künstlers Uffe Isolotto, das er an der vergangenen Biennale in Venedig präsentierte: eine Zentaurin, die erschöpft in einer Art Scheune liegt. Das Mischwesen weckt gemischte Gefühle: zum einen Unbehagen angesichts der Transformation des menschlichen Körpers; gleichzeitig könnte das Geschöpf als utopische Vision der Versöhnung von Mensch und Natur gelesen werden.
Die Photo Schweiz vermag – auch in den diversen Sonderausstellungen – Hinweise zu liefern auf die Frage, was überhaupt in Zeiten unbegrenzter digitaler Möglichkeiten mit der Fotografie geschieht. Einerseits nämlich erkundet sie die Beziehung zwischen Mensch und Natur, wie das etwa die Westschweizerin Eloïse Genoud mit ihren sinnlichen und intimen Aufnahmen tut. Oder die Fotografie verbündet sich komplett mit der Technik.
So erkundet Mattia Dagani Rio mithilfe von computergenerierten Bildern, was Maskulinität ausmacht. Philip Wang stellt eine Porträtserie mit Bildern von Menschen vor, deren Gesichter von einer künstlichen Intelligenz erschaffen wurden. Es sind Personen, die es gar nicht gibt, die aber trotzdem echt wirken. Ein Grund, sich als Betrachterin verschaukelt zu fühlen? Oder spielt das gar keine Rolle, weil die Fotografie schon immer nur eine Illusion von Wirklichkeit erzeugte?
Solche Fragen spielen indes nicht in alle Werke hinein. Auch dokumentarische Arbeiten sind vertreten: Der Thuner Fabian Scheidegger bringt aus Los Angeles eine Serie mit, in der er eine beschädigte Stadt zeigt, der Würde und Schönheit aber nicht abhandengekommen sind. Und das Duo The Bad Conscience beleuchtet das queere Nachtleben Zürichs.
Ausstellung Photo Schweiz, Halle 550, Zürich-Oerlikon. 6. bis 10. Januar 2023.
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