Schwinger vom ZürichseeSie dürfen wieder zupacken – allen voran der eine
Der Hombrechtiker Shane Dändliker kehrt nach einer Daumenverletzung zurück ins Sägemehl. Schon gut in Form ist Nicola Wey aus Stäfa. Und auf der linken Seeseite sorgen junge Aktive für Lichtblicke.
Schwinger sind hart im Nehmen. Höllisch weh muss es Shane Dändliker getan haben, als er sich im März den Daumen ausrenkte. «Es passierte im Training, wie vor vier Jahren», schildert der Feldbacher Kranzschwinger. «Ich habe ihn dann selber wieder eingehängt», fügt er an – so als wäre das ganz selbstverständlich und gar nicht schmerzhaft. Untersuchen lassen musste er das Gelenk daraufhin und erhielt eine Schiene, um den Daumen ruhig zu stellen.
Die Verletzung zog sich Dändliker zu einem ungünstigen Zeitpunkt zu. «Ich verpasste die Frühlingsfeste.» Sie sind wichtig für die Vorbereitung der Kranzfest-Saison. Und das mit seiner Partnerin geplante Trainingslager stand bevor. Die beiden reisten trotzdem für eine Woche nach Andalusien. «Ich konnte halt nur eingeschränkt trainieren», sagt der Zimmermann. Gut vier Wochen dauerte die Genesung, wobei Physiotherapien sie beschleunigte.
Nun kann Dändliker den Daumen wieder hochhalten. «Er hält», betont er lachend. Vor zwei Wochen tastete sich der bald 28-Jährige – er hat am 3. Mai Geburtstag – in der Stäfner Schwinghalle zurück ins Training. Auf eine Teilnahme am Eschenberg-Schwinget in Winterthur verzichtete er, «um den Daumen noch zu schonen». Am 14. Mai gibt der Hüne (192 cm, 118 kg) auf der Allmend in Zürich am Zürcher Kantonalen sein Comeback.
«Erfolg macht süchtig»
Shane Dändliker ist aktuell der erfolgreichste Schwinger vom Zürichsee. 18 Kränze, darunter drei Bergkränze, hat er bereits geholt und feierte letztes Jahr am Schaffhauser Kantonalen seinen ersten Kranzfestsieg. Es war ein historischer Moment, denn damit beendete er eine 39-jährige Durststrecke des Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer (SZRU). 1983 hatte mit Andreas Schlatt zuletzt ein Rechtsufriger ein Kranzfest gewonnen.
Auch an seinem Heimfest, dem Pfannenstiel-Schwinget, triumphierte Dändliker. Er war somit der erste Einheimische seit 38 Jahren, der sich auf der Hochwacht ob Egg als alleiniger Sieger feiern konnte. Von 13 auf 18 Kränze schraubte sich der Sennenschwinger in der vergangenen Saison. Allzu gerne wäre er mit einem Kranz vom Eidgenössischen in Pratteln zurückgekehrt, doch dies blieb ihm verwehrt. Mehr als Rang 17m schaute nicht heraus.
Dennoch kann Dändliker von einer «erfolgreichen Saison» sprechen und will an diese anknüpfen. «Erfolg macht süchtig», sagt er. Sein grosses Ziel der Kranzfest-Saison 2023 ist die Qualifikation fürs Unspunnen Schwinget Ende August. Für die Bergkranzfeste auf dem Stoos, der Rigi und Schwägalp hat er sich viel vorgenommen. «Im Winter konnte ich vor allem im Kraftbereich zulegen», verrät der Feldbacher.
Wey will auch ans Unspunnenfest
Auch Klubkollege Nicola Wey ist bereit für die Kranzfest-Saison. In der vergangenen musste der Stäfner unten durch und wegen einer im Juli zugezogenen Brustverletzung aufs Eidgenössische verzichten. Das schmerzte ihn fast mehr als die Blessur. «Jetzt bin ich wieder gut in Form», sagt der 15-fache Kranzschwinger. Seine jüngsten Resultate bestätigen dies: Wey nahm an fünf Frühjahrs-Festen teil und brachte von allen eine Auszeichnung heim. Am Rapperswiler Teilverbandsfest stand der 27-Jährige gar im Schlussgang, wurde allerdings vom amtierenden Kilchbergsieger Damian Ott gebodigt.
Am kommenden Sonntag nimmt Wey am Thurgauer Kantonalen teil. «Ein Kranz ist dieses Jahr wieder das Ziel.» Auch am Zürcher strebt er Eichenlaub an. Wie bei Dändliker ist die Teilnahme am Unspunnen-Schwinget sein grosses Saisonziel.
Mit Marc Hänni (21) aus Uetikon und Cyrill Spörnli (19) aus Oetwil am See haben die Rechtsufrigen zwei aufstrebende Aktive in ihren Reihen. Die Trainingsverantwortlichen trauen Hänni in diesem Sommer den ersten Kranzgewinn zu. Spörnli hingegen wird nicht so oft im Sägemehl stehen, da er derzeit die Rekrutenschule absolviert.
Am linken Ufer rücken Junge nach
Auch im Schwingklub am Zürichsee linkes Ufer (SZLU) gibt es junge Aktive mit Potenzial. Sie haben sich bislang an Martin Schuler orientiert, der vorletzte Saison seinen ersten Kranz und zwei weitere gewann. Doch nun fällt der 26-jährige Landwirt aus Wädenswil nach einem schweren Unfall die ganze Saison aus. «Martin war unser Zugpferd, die Jungen haben zu ihm hochgeschaut», sagt der Technische Leiter Paul Korrodi. Der ehemalige Kranzschwinger aus Schönenberg hält die Trainingsmotivation der Jungen hoch.
«Sie zeigen gute Ansätze», hebt Korrodi hervor. Allen voran Jano Müller sei langsam reif für seinen ersten Kranz. Der 17-Jährige aus Schönenberg erkämpfte sich am Eschenberg-Schwinget eine Auszeichnung. «Nach vier Gängen lag er sogar in Führung, verlor dann den fünften Gang gegen Samir Leuppi und den sechsten unglücklich», blickt Korrodi zurück. Sein Sohn Janik (19) tastet sich ebenfalls an die Grossen heran. Dank guten Trainingsbedingungen in der neuen Schwinghalle in Wädenswil machen die Linksufrigen stetig Fortschritte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie einen nächsten Kranzschwinger in ihren Reihen haben.
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