Shopping in ZürichWas sich die Kundschaft trotz Spardruck leistet
Erfreulich für die einen, «anspruchsvoll» für die andern: Obwohl die Sonntagsverkäufe viele Menschen nach Zürich locken, zeigt sich bei den Umsatzzahlen eine spürbare Zurückhaltung.
Die Stadt war voll, «pumpenvoll», wie einige fanden. Wegen des Sonntagsverkaufs eine Woche vor Weihnachten herrschte am Sonntag an der Zürcher Bahnhofstrasse teils dichtes Gedränge. Doch der Massenauflauf an der bekannten Shoppingmeile schlägt sich nicht überall in den Umsatzzahlen nieder.
«Das Weihnachtsgeschäft verläuft anspruchsvoll», heisst es beim Warenhaus Jelmoli. Es sei eine Zurückhaltung und bewusste Konsumhaltung spürbar, sagt Sprecherin Monica Monsch. Die wichtigsten Tage kämen jedoch erst noch, weshalb ein abschliessendes Fazit noch nicht möglich sei. Insgesamt stellt Jelmoli fest, dass vor allem ins Weihnachtserlebnis investiert werde. Dies mit allem, was dazugehöre, von Dekoration wie Baumschmuck über den gedeckten Tisch bis zu hochwertigen Lebensmitteln.
Konsumentenstimmung «eher negativ»
Auch in der Europaallee kommt nicht überall Jubelstimmung auf. «Generell nehmen wir die Konsumentenstimmung als eher negativ wahr und spüren eine Minderung der Kaufkraft», sagt Jenny Zehnder vom Outdoor-Händler Transa. Das spiegle sich im Weihnachtsgeschäft. Der Transa-Laden in der Europaallee rechnet denn auch mit einem leichten Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr.
Eher enttäuschend fällt auch die Bilanz mancher Standbetreiber an Zürcher Weihnachtsmärkten aus, wie die NZZ schreibt. Dort gilt vor allem das schlechte Wetter der vergangenen Wochen als Spielverderber.
Das durchzogene Fazit einiger Läden deckt sich mit dem Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Marktforschers GFK, wonach Schweizerinnen und Schweizer dieses Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben.
Begründet wird die zurückhaltende Konsumlaune mit den Sorgen um Inflation, steigende Gesundheitskosten und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit. Knapp die Hälfte der Befragten habe zudem angegeben, auch im neuen Jahr bewusster konsumieren zu wollen und die Ausgaben einzuschränken.
City-Vereinigung zuversichtlich
«Uns sind gleichlautende Einschätzungen ebenfalls zu Ohren gekommen», sagt Dominque Zygmont, Geschäftsführer der City-Vereinigung Zürich. Für den Dachverband der Läden in der Innenstadt ist das Gesamtbild derzeit allerdings positiv: «Insgesamt waren die Sonntagsverkäufe im Advent sowie das Weihnachtsgeschäft für die Zürcher Innenstadt sehr erfreulich», sagt Zygmont.
Die Besucherfrequenzen befänden sich über alles gesehen auf hohem Niveau. Nicht vergessen dürfe man zudem die grosse Anzahl Touristinnen und Touristen. «Wir erwarten umsatzmässig ein gutes Jahr», sagt Zygmont. Einzelne Geschäfte meldeten sogar auszeichnete Zahlen, während andere, eher wetterabhängige Betriebe noch Aufholbedarf hätten.
Der Geschäftsleiter der City-Vereinigung sieht denn auch kaum Anhaltspunkte dafür, dass die Teuerung die Konsumlust im diesjährigen Weihnachtsgeschäft dämpft.
Als Weihnachtsgeschenke besonders beliebt seien weiterhin Einrichtungsgegenstände, Schmuck und Uhren, Bekleidung und Textilien sowie Spielwaren. Ebenso erfreuten sich typische Zürcher Geschenke einer grossen Beliebtheit, so etwa Schokolade, regionale Lebensmittel oder hier hergestellte Waren aller Art.
Globus in Festlaune
Sehr zufrieden zeigt sich auch das Warenhaus Globus. «Generell läuft das Weihnachtsgeschäft inklusive Sonntagsverkäufe sehr gut», sagt Sprecherin Franziska Gaemperle. Die Umsätze befänden sich auf der Höhe des Vorjahres. Man beobachte, dass die Globus-Kundschaft weniger, dafür aber hochwertiger und nachhaltiger einkaufe. Zu den gefragtesten Artikeln im Vorweihnachtsgeschäft bei Globus gehörten Panettone, Champagner, Weihnachtskugeln und -schmuck, Adventskalender und Geschenkkörbe.
Spezialgeschäfte: «Gewisse Zurückhaltung»
Bei der Vereinigung Zürcher Spezialgeschäfte entwickeln sich die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr unterschiedlich. Einige Geschäfte im Bereich Mode und Schmuck verzeichnen ein kleines Wachstum, insbesondere wenn sie auf einzigartige Produkte und persönlichen Service setzen, wie Präsident Andreas Zimmerli-Landolt sagt. Andere wiederum hätten mit einer gewissen Zurückhaltung zu kämpfen. Die Teuerung scheine in einigen Fällen die Konsumlust leicht zu dämpfen.
Nicole Barandun, Präsidentin des Gewerbeverbands Zürich, zieht eine verhalten positive Bilanz des Weihnachtsgeschäfts der Zürcher Läden und Gastrobetriebe. Auch sie weist darauf hin, dass im Vergleich zu den Vorjahren wieder deutlich mehr Touristen nach Zürich kämen, gerade auch aus China. Gewisse Anzeichen von Zurückhaltung beobachtet Barandun bei Produkten im Hochpreissegment, etwa bei Kleidern.
«Ja, die Gäste geben wieder Geld in Restaurants aus», sagt Gastro-Zürich-Präsident Urs Pfäffli. Bisher habe er jedenfalls keine Klagen von Gastrounternehmen über das Weihnachtsgeschäft vernommen. Allerdings: Je nach Wetter bekämen Gastrobetriebe die Konkurrenz durch die immer grösser werdenden Weihnachtsmärkte mit ihrem Verpflegungsangebot zu spüren.
Zwölf statt vier Sonntagsverkäufe
Die vorweihnachtlichen Sonntagsverkäufe sind ein Politikum. Ende November unterstützte der Kantonsrat eine parlamentarische Initiative von FDP und SVP zur Einreichung einer Standesinitiative beim Bund. Damit hat er sich für eine Erhöhung der Anzahl jährlicher Sonntagsverkäufe von vier auf zwölf ausgesprochen. Die häufigeren Sonntagsverkäufe sollen laut Befürwortern den stationären Handel gegenüber dem Onlinehandel stärken und Arbeitsplätze sichern.
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