Wimbledon: Roger Federer in Fahrt«So ein Spiel habe ich unbedingt gebraucht»
Der 39-jährige Baselbieter zeigt sich nach dem Dreisatzsieg gegen Richard Gasquet hochzufrieden. Seine Leistung erinnert ihn an früher.
Was für einen Unterschied zwei Tage doch ausmachen können. Die Startrunde hatte Roger Federer am Dienstag bei gedrückter Stimmung gewonnen, weil sein Gegner Adrian Mannarino sich am Knie verletzt hatte und vor dem fünften Satz aufgab. Das Dach war damals geschlossen und Federers Leistung eher beunruhigend. Dann kam der Donnerstag und die Partie gegen Richard Gasquet (ATP 56), und danach badete Federer in der Abendsonne von Wimbledon in den Ovationen des Publikums.
«Es fühlte sich an wie früher», sagte er später im Interviewraum, hochzufrieden. Und gab zu: «Das war es, was ich unbedingt wieder einmal gebraucht hatte – eine Partie, ohne gebreakt zu werden, mit langen guten Phasen. Das war ein Highlight des Jahres.»
1:51 Stunden reichten ihm, um mit 7:6 (7:1), 6:1, 6:4 zum 18. Mal die 3. Runde der Championships zu erreichen. Damit hält er den Rekord, den er sich bisher mit Jimmy Connors teilen musste, nun allein. Er ist in Wimbledon der älteste Spieler seit 46 Jahren und dem Australier Ken Rosewall, der in die Sechzehntelfinals vorgestossen ist.
Jetzt gegen einen Briten
Und der Spielplan meint es gut mit dem ältesten Spieler im Turnier: Er kann am Freitag in Ruhe den EM-Viertelfinal der Schweizer Fussballer verfolgen. Am Samstag trifft er dann auf den formstarken Briten Cameron Norrie (ATP 34), kürzlich Finalist am Rasenturnier im Londoner Queen’s Club. «Er ist ein netter Kerl und gross in Form, aber jetzt reicht es», sagte Federer zu den rund 8000 Zuschauern auf dem Centre Court scherzhaft.
Sollte er den Briten bezwingen, hätte er sein Ziel, die erste Woche zu überstehen, bereits erreicht. Auf den Linkshänder traf er bisher einmal, am Hopman-Cup Ende 2018, als er 6:1, 6:1 gewann. Im Achtelfinal wäre er dann klar favorisiert gegen den Sieger der Partie zwischen dem Italiener Lorenzo Sonego und dem Australier James Duckworth.
Verwandlung nach harzigem Start
Gegen den 35-jährigen Gasquet hatte er in der ersten halben Stunde allerdings ähnlich verhalten und fehlerhaft gespielt wie gegen Mannarino. «Aber ich hatte einen viel klareren Plan, zumal Gasquet ein ganz anderes Spiel hat. Ich war bereit, ihn auf der Rückhand zu attackieren und dabei auch Fehler in Kauf zu nehmen.» Irgendwann würde sich dies auszahlen, hatte er erwartet – was auch geschah. Gegen Ende des Startsatzes lösten sich bei Federer die Blockaden, reduzierten sich die Fehler. Er gewann das Tiebreak gleich 7:1.
Brisanterweise war es dann Gasquets bester Punktgewinn, der Federer endgültig befreite. Der Franzose schlug im zweiten Satz einen brillanten Rückhandwinner nach einem Smash von ihm. Da habe er sich gesagt, er werde seine Schläge nun auch voll durchzuziehen, gab Federer zu. Die Folge: Er gewann fünf Punkte in Serie und schaffte das erste Break, zum 2:0. Danach war er wie verwandelt und erinnerte wieder an jenen katzenhaften, aggressiven Spieler, der achtmal Wimbledon gewonnen hat und bei dem von jedem Schlag Gefahr ausgeht.
«Er hat den Touch in allen Bereichen seines Spiels wiedergefunden», fand BBC-Kommentator Boris Becker. «Der zweite Satz war perfekt.» Federer suche zwar noch immer seine «Matchhärte», aber diese könne er nur in Matches selber finden.
Hatte der erste Satz noch 50 Minuten gedauert, reichte dem Weltranglistenachten für die zwei folgenden eine Stunde, und in dieser breakte er Gasquet dreimal. Es war sein elfter Sieg in Folge gegen den alten Rivalen, der 19. im 21. Match. «Dieser Sieg gibt mir ein Gefühl von Sicherheit», sagte Federer. «Zudem ist der Rasen jetzt auch schon ganz anders und weniger rutschig als in der ersten Runde.» Ein einziger Sieg hat gereicht, um seine Welt und seine Aussichten wieder viel schöner aussehen zu lassen.
Ass, und Federer ist durch!
Und jetzt gibt's die Matchbälle zwei und drei.
Aufschlagwinner, noch zwei Punkte.
Diese Vorhand ist zu lang.
Vorhand ins Eck, noch drei Punkte.
Gasquet verkürzt nochmals. Nun schlägt Federer auf zum Sieg.
Den ersten Matchball wehrt Gasquet ab. Aber eindrücklich, wie schnell Federer ist.
Und das ist ein Matchball! Gasquets Vorhand ist zu lang.
Federer verteidigt sich exzellent! Noch zwei Punkte fehlen ihm.
Federer zu null, noch fehlt ein Game zum Sieg. Erst 100 Minuten gespielt.
Das ist das Break! Gasquets Stoppball bleibt im Netz hängen.
Und wieder eine Breakchance für Federer.
Gasquet spielt mit dem Mute der Verzweiflung, Federer mit Selbstvertrauen. Das ergibt momentan recht spektakuläre Ballwechsel.
Federer rutscht beim Netzangriff aus, doch Gasquets Ball landet im Netz. Alles okay beim Schweizer? Ja, scheint so. Es ist immer noch ziemlich rutschig.
Ass, Volley, Aufschlagwinner, Vorhandfehler, Ass. Federer hat keine Lust mehr auf lange Ballwechsel.
Der Franzose bringt den Aufschlag durch. Es kommen wieder etwas mehr Fehler bei Federer. Gut, dass er sein Spiel so makellos durchzieht wie im zweiten Satz, wäre momentan wohl noch zu viel verlangt. Aber dieser zweite Satz war schon sehr, sehr gut.
Gasquet wehrt ab. Das war etwas passiv gespielt von Federer.
Ja.
Misslungener Stoppball von Gasquet. Gibt's eine Breakchance?
Das ging aber schnell. Federer gleicht schon wieder aus.
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