Seferovic: «In Portugal nennen sie mich Styropor»
Für Haris Seferovic läuft es wie am Schnürchen. Im Interview erklärt der Nati-Stürmer, warum er bei Benfica nie aufgegeben hat.
Im Ligacup blieb Haris Seferovic am Dienstag gegen Porto (1:3) im neuen Jahr erstmals ohne Erfolgserlebnis. In der Meisterschaft läuft es für den Surseer aber wie geschmiert. Seferovic steht bei acht Toren (15 Spiele). Im Schnitt trifft der 26-jährige Stürmer von Benfica Lissabon alle 100 Minuten das Tor. Nur Bas Dost ist effizienter. Der Sporting-Angreifer braucht im Schnitt 95 Minuten für einen Treffer. Die Torausbeute des Schweizer Nationalspielers wettbewerbsübergreifend liegt in der laufenden Saison schon bei elf Toren.
Haris Seferovic, kann man sagen: Wenn es läuft, dann läuft es?
(lacht) Ja, das kann man so sagen. Aber ich glaube, dass harte Arbeit immer belohnt wird. Mit Fleiss und Glück bekommt man alles wieder zurück, wofür man hart arbeitet. Wenn es läuft, traut man sich auch mehr zu. Die Tore tun mir gut, auch wenn es am Dienstag nicht geklappt hat.
«Ich wusste, dass ich mich durchsetzen kann. Deshalb bin ich geblieben und habe weiter hart an mir gearbeitet. »
In Lissabon nennt man Sie neuerdings «Esferovite». Was bedeutet das?
(lacht) Ich weiss es nicht. Meine Portugiesischlehrerin sagte mir, es bedeutet Styropor. Ich habe keine Ahnung, was damit gemeint ist.
Aber Sie können sich sicher erinnern, wann und ob Sie je so früh in einer Saison ähnlich erfolgreich waren vor dem Tor?
Ja - noch nie. Bei der Eintracht hatte ich in der Saison 2014/15 auch elf Tore auf dem Konto (wettbewerbsübergreifend, Red.). In der Bundesliga waren es damals zehn Treffer und acht Assists. Aber ich habe mehr Spiele dafür gebraucht.
Haben Sie noch Kontakte nach Frankfurt?
Klar, ich verfolge die Bundesliga natürlich und freue mich sehr über den aktuellen Erfolg der Eintracht mit ihren tollen Fans. Das ist Wahnsinn, was die in dieser Saison abliefern. Und ja, ich habe auch mit dem einen oder anderen Spieler noch Kontakt.Zurück zu Benfica. Sie sind geblieben, obwohl Sie phasenweise fast gar nicht gespielt haben. Wie gross muss Ihr Selbstvertrauen sein, in so einer Situation nicht aufzugeben?Selbstbewusst bin ich auf jeden Fall. Ich wusste, dass ich mich durchsetzen kann. Deshalb bin ich geblieben und habe weiter hart an mir gearbeitet. Jetzt bekomme ich meine Minuten und mache auch meine Tore.
Ganz ehrlich, haben Sie wirklich nie daran gedacht, aufzugeben? Ich habe nie daran gedacht, aufzugeben. Aber ich glaube, dass jeder in so einer Situation einmal an einen Clubwechsel denkt. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich es schaffen werde.
Hatten Sie in dieser schwierigen Zeit Unterstützung?Meine Verlobte und meine Familie stehen immer hinter mir, geben mir Kraft und stärken mich in meinem Selbstvertrauen. Sie sind immer für mich da, auch wenn es mal nicht gut läuft. Nach den Spielen spreche ich viel mit Amina und auch mit meinem Vater. Das hilft mir sehr.
Worum geht es in diesen Gesprächen?Sie sagen mir, was gut war oder was ich besser machen kann. Auch in welcher Szene ich schiessen hätte können oder eine Chance hätte nützen müssen. Solche Dinge, aber halt nicht aus der Sicht des Trainers, sondern aus einem anderen Blickwinkel.
Welche Rolle hat National-Trainer Vladimir Petkovic gespielt?Der Trainer war für mich sehr wichtig, denn er hat immer an mich geglaubt, mich bestärkt und er hat mir die Chance gegeben, zu spielen und mich zu beweisen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Inzwischen spielen Sie auch bei Benfica immer. Kann sich das ändern, wenn Jonas, der letztjährige Topskorer, von einer Verletzung zurückkehrt? Wir haben viele Stürmer bei Benfica. Ich muss mich jeden Tag beweisen. Das ist nun mal so im Fussball. Man hat nie einen Stammplatz auf Garantie.
Aber Portugals grösste Sportzeitung «A Bola» schrieb, dass Sie mit João Félix ein «höllisches Duo» bilden. Verstehen Sie sich mit ihm speziell gut?João ist ein super Techniker und ein Spieler, der einen sehr guten letzten Ball spielen kann. Zudem ist er vor dem Tor eiskalt. Ich weiss nicht wieso, aber es passt einfach zwischen uns. Wir verstehen uns blendend auf dem Platz.
Das wirkt sich auf die Tabelle aus. Aktuell beträgt der Rückstand auf Leader Porto nur fünf Punkte. Träumt Benfica vom Titel?Natürlich wollen wir den Titel. Aber es nützt nichts, zu träumen. Wir müssen unsere Spiele gewinnen. Dafür braucht es jeden Spieltag eine Topleistung und das schaffen wir nur, wenn wir konzentriert bleiben.
Das wäre ja ein Ding, wenn Sie bis Juni Ihre blendende Form behalten und als Meister im Final-Four-Turnier der Nations League mit der Schweiz gegen Portugal spielen könnten. Das werden wir sehen. Aber es wird auch so sehr speziell werden, gegen Portugal, in Portugal, gegen einige meiner Mannschaftskollegen zu spielen. Wir wollen in Porto gewinnen. Aber es ist noch lange bis Juni und vorher warten noch wichtige Aufgaben im Club und auch mit der Schweiz. Auch in der Nati können und müssen wir uns weiter verbessern.
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