Löhne im Jahr 2020Schweizer Medianlohn liegt bei 6665 Franken
Der monatliche Medianlohn in der Schweiz ist 2020 rund zwei Prozent gegenüber 2018 gestiegen. Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern wird nur leicht kleiner.
6665 Franken: So hoch ist 2020 das mittlere Brutto-Monatseinkommen in der Schweiz gewesen. Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist etwas kleiner geworden. 2020 betrug er noch knapp 11 Prozent.
Der Medianlohn für eine Vollzeitstelle ist laut Lohnstrukturerhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) um rund zwei Prozent gestiegen gegenüber 2018. Die zehn Prozent der Arbeitnehmenden mit den tiefsten Löhnen verdienten 2020 brutto weniger als 4382 Franken im Monat, die zehn Prozent am besten Verdienenden über 11'996 Franken.
Die Lohnschere, also der Unterschied zwischen den höchsten und tiefsten Löhnen, sei zwischen 2008 und 2020 relativ stabil geblieben, teilte das Bundesamt für Statistik am Montag mit: Die höchsten Löhne seien in zwölf Jahren um 11,8 Prozent gestiegen, die tiefsten um 11,6 Prozent.
Dazwischen ist der Anstieg allerdings schwächer: Im so genannten Mittelfeld stiegen die Löhne innerhalb von zwölf Jahren lediglich um 9,3 Prozent. Im Mittel die höchsten Löhne wurden im Raum Zürich bezahlt, die tiefsten im Kanton Tessin.
Frauen verdienten knapp 11 Prozent weniger
Frauen verdienten 2020 im Mittel 10,8 Prozent weniger als Männer. Das Lohngefälle hat sich innerhalb von zwei Jahren nur leicht verringert, um 0,7 Prozentpunkte. Auf höheren Hierarchiestufen ist das so genannte Lohngefälle allerdings stärker als auf tieferen.
Zum Beispiel verdienten Frauen mit hohem Verantwortungsniveau im Jahr 2020 9249 Franken brutto pro Monat, Männer auf der gleichen Stufe dagegen 11'116 Franken pro Monat. Das entspricht laut BFS einer Differenz von 16,8 Prozent.
Bei Stellen mit tieferem Verantwortungsniveau war das Lohngefälle zu Ungunsten der Frauen weniger gross: Sie verdienten 9,3 Prozent weniger als ihre Kollegen. Frauen ohne Kaderfunktion erhielten im Durchschnitt 6,9 Prozent weniger Lohn.
Allerdings verrichten Frauen nach wie vor öfter schlecht bezahlte Arbeiten als Männer. Stellen mit Brutto-Monatslöhnen von unter 4500 Franken waren zu 58 Prozent von Frauen besetzt. Dagegen besetzten Männer vier von fünf Stellen mit Salären von mehr als 16'000 Franken.
Mehr Boni ausbezahlt
Einen Bonus – er ist im Brutto-Medianlohn nicht eingerechnet – erhielten 2020 mehr als ein Drittel aller Angestellten, nämlich rund 36 Prozent,: Im Mittel betrug die Zahlung 10'142 Franken pro Jahr. Allerdings sind die Schwankungen je nach Branche und Hierarchiestufe gross, und es gingen laut BFS klar mehr Boni an Männer als an Frauen.
Didier Froidevaux, Sektionschef Löhne und Arbeitsbedingungen im BFS, sprach in Bern vor den Medien von einer strukturellen Änderung. Denn die Zahl der Boni steige. 2008 hatten erst gut ein Viertel der Angestellten Boni erhalten. Boni erhalten nicht nur Kadermitglieder, sondern auch Angestellte auf unteren Hierarchiestufen.
Statistisch 10,5 Prozent aller Einkommen waren 2020 so genannte Tieflöhne – die obere Grenze liegt laut BFS 2020 bei 4443 Franken brutto im Monat für ein Vollzeit-Pensum. 2008 lag der Anteil der Tieflohn-Stellen noch bei 11,7 Prozent, ging dann auf 10,2 Prozent in den Jahren 2014 und 2016 zurück und stieg zuletzt wieder an.
Arbeitgeber: Befürchtung nicht eingetreten
Das BFS spricht von einer stabilen Entwicklung, und auch Roland Müller, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, zeigte sich zufrieden. Die Befürchtung, dass wegen der Automatisierung und Digitalisierung mehr Arbeiten zu tiefsten Löhnen verrichtet werden müssten, sei nicht eingetreten, sagte er.
Müller führte dies auf die Bereitschaft von Arbeitgebern und Angestellten zur ständigen Weiterbildung zurück. Damit könnten Stellen mit höheren Anforderungen an die Qualifikation besetzt werden und die Angestellten verdienten entsprechend mehr.
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hingegen kritisiert die seit 2016 wieder gestiegene Zahl von Tieflohn-Stellen. «Damit ist ein Teil der sozialpolitischen Fortschritte wieder verloren gegangen» monierte SGB-Chefökonom Daniel Lampart.
Er warnte vor Kaufkraftverlusten wegen der nach zehn Jahren Pause wieder anziehenden Teuerung. In erster Linie brauche es nun wieder generelle Lohnerhöhungen, damit es auch mit tiefen Löhnen aufwärts gehe. Von einer individualisierten Lohnpolitik profitierten eher Kader und besonders gesuchte Arbeitskräfte.
SDA/aru
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