Wetter sorgt für ÜberschussSchweizer Erdbeeren reifen in enormen Mengen – jüngst gar zu viele
Das Wetter der letzten Wochen schuf ideale Bedingungen für die Beerenproduktion. Nun sind die Preise gefallen. Einige Bauern fürchten, ihre Ernte nicht loszuwerden.
1400 Tonnen Erdbeeren sind letzte Woche auf Schweizer Feldern gepflückt worden. «Solch grosse Erntemengen hat es in den letzten fünf bis sechs Jahren nicht mehr gegeben», sagt Jimmy Mariéthoz, Direktor des Schweizer Obstverbands. Das Wetter sei derzeit ideal: viel Sonne, schön warm, aber nicht zu heiss. Perfektes Beerenwetter eben.
«Besser hätte es nicht kommen können», sagt auch Philipp Engel, Präsident der Thurgauer Beerenproduzenten. Bisher habe alles gepasst: Der Regen im Frühling habe den Beeren kaum geschadet; wichtig sei, dass es keinen Frost und kein schlimmes Gewitter gab. Nun sei es am Tag wunderbar warm, und in der Nacht kühle es ab. Das sei für die Erdbeeren perfekt.
Solch ideale Wetterbedingungen führen nicht nur zu einer ausserordentlich grossen Ernte, sie ermöglichen auch das Heranwachsen einer hervorragenden Qualität. Die Schweizer Erdbeeren sind daher gegenwärtig besonders geschmackvoll und süss. So weit, so toll für die Beerenproduzenten.
Tiefe Preise, angespannte Bauern
Es gibt aber auch ein Problem: Die Früchte reifen in diesem Jahr fast gleichzeitig in wenigen Wochen. Auch daran ist das Wetter schuld. Der trübe, nasse Frühling hat nämlich den Saisonstart verzögert. Die frühen Sorten wurden dadurch dieses Jahr später reif als üblich. Die späten Sorten hingegen sind dank der vielen Sonnenstrahlen in den letzten Wochen zeitig dran. Dadurch konzentriert sich die Ernte auf eine kurze Zeitspanne, in welcher der Markt von Schweizer Erdbeeren regelrecht überschwemmt wird.
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Gemäss dem Schweizer Obstverband wurden letzte Woche 200 bis 300 Tonnen mehr gepflückt als gewöhnlich in einer Haupterntewoche. Das stellt die Vermarktung vor eine grosse Herausforderung. Und der eine oder andere Erdbeerbauer wirft den Grossverteilern vor, zu wenig flexibel zu sein. Zum Beispiel Andreas Suter aus dem aargauischen Lupfig, der auf erheblichen Mengen sitzen bleibt. Er fürchtet, seine Erdbeeren könnten verfaulen. Und Willi Staubli, Präsident der Vereinigung Aargauischer Beerenpflanzer, sagte der «Aargauer Zeitung»: «Es ist eine sehr, sehr schwierige Situation – ein Super-GAU.»
Philipp Engel findet es dagegen zu einfach, die Schuld den Grossverteilern zu geben. Sie würden durchaus Aktionen schalten. Sowohl die Migros als auch Coop haben entsprechende Promotionen geplant, in welchen sie Schweizer Erdbeeren zum Aktionspreis von 4.95 Franken pro 500 Gramm anbieten (statt für 6.50 respektive 6.40 Franken). Man habe das grosse Angebot vorausgesehen, so Migros-Sprecher Patrick Stöpper. Neben der nationalen Aktion gebe es ergänzende Promotionen der regionalen Genossenschaften – je nach Bedarf. Letztes Wochenende zum Beispiel habe es in Zürich eine «spontane» Erdbeeraktion gegeben.
Das grosse Angebot dämpft also den Preis, der vor zwei Wochen noch deutlich höher war. Obstverbands-Präsident Mariéthoz erwartet daher, dass die gepflückten Erdbeeren diese Woche trotz der hohen Menge weggehen werden.
Süsses macht für einmal nicht dick
Insgesamt rechnet der Verband dieses Jahr mit einer Ernte von über 7000 Tonnen Schweizer Erdbeeren. Die Hälfte davon ist bereits gepflückt, der Rest steht noch an. Trotz des überdurchschnittlichen Schweizer Ertrags deckt dieser den jährlichen Konsum bei weitem nicht ab. Denn die Schweizerinnen und Schweizer konsumieren dreimal mehr Erdbeeren – rund 25’000 Tonnen pro Jahr. Die Differenz wird – vor allem ausserhalb der hiesigen Erntezeit – aus dem Ausland importiert.
In diesen Tagen ist der Erdbeerkonsum – zum Glück für die Bauern – besonders hoch. Denn das sonnige Wetter steigert nicht nur die Erntemengen, sondern auch die Nachfrage nach den roten Früchten. Zum einen, weil bei solchen Temperaturen eine Erfrischung gefragt ist. Zum anderen, weil die gute Qualität dazu führt, dass Erdbeeren vermehrt gekauft werden.
Erfreulich ist dabei: Erdbeeren schmecken nicht nur gut, sie sind auch gesund. In ihnen steckt mehr Vitamin C als in Zitronen oder Orangen. Und auf 100 Gramm Erdbeeren entfallen lediglich etwa 35 Kilokalorien. Für einmal macht Süsses also nicht dick, was Erdbeeren besonders bekömmlich macht.
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