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Schweizer Eishockey-Star Nico Hischier
Der Schockmoment erinnerte ihn an die wichtigste Lektion des Lebens

Switzerland's Nico Hischier speaks during a media meeting in Prague, Czech Republic, on Friday, May 17, 2024. (KEYSTONE/Peter Schneider)
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Der Schockmoment kam in der Schlussphase gegen Tschechien. Blutüberströmt fuhr Nico Hischier auf die Bank, eine Schlittschuhkufe hatte ihn im Gesicht getroffen. Die Gedanken schossen ihm durch den Kopf: «Zum Glück nicht der Hals.» Und: «Schnell wieder vergessen.» Ein paar Minuten später, die Wunde an der Backe zugenäht, stand er wieder auf dem Eis.

Es war so ein Augenblick, in dem Hischier die wichtigste Lektion seiner Karriere in Erinnerung gerufen wurde: «Froh sein, wenn du gesund bist und spielen kannst.» Gelernt hatte er sie 2020/21, dem Jahr, in dem seine stets nach oben führende Karriere den ersten Dämpfer erlitt. Am Ende der Saison war da ein Gefühl, das er, der seinen Sport so sehr liebt, nicht kannte: Genug vom Eishockey!

«Es war die Summe von all dem, was zusammengekommen war», erzählt Hischier. Es begann mit der langen Sommerpause wegen Corona, die sich für ihn wegen eines Wadenbeinbruchs weiter in die Länge zog. Hischier ist die Ruhe selbst, ein bescheidener und stets positiv denkender junger Mann, der nur im Moment leben und keine Gedanken an äussere Faktoren verschwenden will. Die hohen Erwartungen der Fans, wenn er, Roman Josi und Nino Niederreiter an die WM kommen? «Blende ich aus.» Der Fakt, einer einmaligen Generation von Schweizer Eishockeyspielern anzugehören? «Daran denke ich dann nach der Karriere.»

Auch die erste schwere Verletzung nutzte er für positives Denken: «Ich konnte mich zurückkämpfen und freute mich aufs Comeback.» Nach fünf Partien traf ihn ein Slapshot im Gesicht, «und ich brach mir auch noch den Schädel», umschreibt Hischier lakonisch den inklusive Gehirnerschütterung erlittenen Nasennebenhöhlenbruch. «Und trotzdem habe ich da viel gelernt», sagt Hischier. «Das hilft mir seither in sportlich schwierigen Phasen.»

Eine Nomination, die Hischier guttat

Diese hat er häufiger, als ihm lieb sein kann in New Jersey, wo er 2020 mit nur 21 Jahren Captain wurde. Erst drei Playoff-Serien hat er bei den Devils spielen können, seit diese ihn 2017 zum ersten Schweizer Nummer-1-Draft machten. Und weil er nicht dem Superstar-Typ à la Auston Matthews, Connor McDavid oder Connor Bedard entspricht, der in den letzten zehn Jahren häufig an erster Stelle gewählt wurde, taucht sein Name in all den Umfragen nach der spektakulärsten Nummer 1 nie auf.

Er wisse, dass er da kein Kandidat für vordere Ränge sei, der Frust halte sich in Grenzen, sagt Hischier. Was zu ihm passt, ist die Nomination für die Selke-Trophy, die er vor einem Jahr erhielt. Jenen Preis erhält der NHL-Stürmer mit dem besten Defensivverhalten – es ist bemerkenswert, wenn ein 24-Jähriger mit der nötigen Reife spielt, um da infrage zu kommen.

Eine grosse Ehre sei es gewesen, sagt Hischier, eine Anerkennung, die ihm gutgetan habe: «Die Nomination freute mich, weil sie mich in dem bestätigte, was ich auf dem Eis tun will.»

Switzerland's Nico Hischier bleeds during the Ice Hockey World Championship group A preliminary round match between Switzerland and Czech Republic in Prague at the O2 Arena, Czech Republic, on Monday, May 13, 2024. (KEYSTONE/Peter Schneider)

So wie Hischier neben dem Eis unter dem Radar bleibt, weil es von ihm keine Sprüche, höchstens leise Töne gibt, so sehr kann er auch einen perfekten Match spielen, ohne aufzufallen. Er setzte in den letzten drei Saisons zwar auch bemerkenswerte offensive Akzente: 214 Skorerpunkte in 234 Spielen. Diese seien aber nicht alles: «Du kannst auch einen schlechten Match spielen und dank drei guten Pässen auf drei Punkte kommen.»

In Prag glänzt Hischier bislang in allen Rollen: als Torschütze im Slot wie als nach hinten arbeitender Center. Es ist seine fünfte WM, noch nie hat er abgesagt. Das sei selbstverständlich: «Es macht mir grossen Spass, mit den Jungs für unser Land zu spielen.» Auch in New Jersey pflege er mit seinen Teamkollegen Timo Meier, Jonas Siegenthaler und Akira Schmid die «Swiss Culture», und sei es bloss, indem die Vier Fondue oder Raclette essen.

Auch nach sieben Jahren NHL sei nichts Amerikanisches an ihm, sagt Hischier lachend: «Ich bin Schweizer. Und Walliser.» Darum nahm er letzten Sommer eine Idee von Schweiz und Wallis Tourismus gerne auf: Diese baten ihn, in seiner Heimat mit zwei aus New Jersey angereisten Fans einen Tag lang auf Gletscherwanderung zu gehen. «Das war cool, die beiden wären sonst kaum je ins Wallis gereist – und sie hatten grossen Spass.»

Nico Hischier in den besonderen Top 10

Übrigens: Weil im Profisport Nordamerikas alle verrückt nach Ranglisten und Auszeichnungen sind, kürt das Fachmagazin «The Athletic» jährlich auch die Top 10 der bestangezogenen NHL-Spieler. Hier kam Nico Hischier dank dieses Anzuges immerhin auf Rang 9:

Elegant: Die Jury des «Athletic» bemängelt bloss Nico Hischiers Mütze.

Bekanntlich ist aber auch Mode Geschmackssache, wie Platz 4 von Bostons tschechischem Superstar David Pastrnak mit diesem Outfit zeigt:

Als Trainingskleid getarnter Anzug? David Pastrnak in Hellblau.